«Ich bin Feuer und Flamme für das Museum Schiff»

  12.12.2020 Laufenburg, Persönlich

Wie Kisten voller Foto-Negative Ariane Dannacher nach Laufenburg führten

Das Museum Schiff in Laufenburg wird von interessierten Laien geführt. Die Konservatorin und Vereins-Vizepräsidentin verkörpert darin die fachliche Kompetenz.

Dieter Deiss

Im Museum Schiff in Laufenburg ist Ariane Dannacher aufgeführt als Konservatorin. Konservieren leitet sich ab vom Italienischen conservare, was auf Deutsch bewahren heisst. Dass ein Museum viele Dinge hat, die es zu bewahren gilt, ist eigentlich logisch. Woraus aber besteht dieses Bewahren? Ariane Dannacher umschreibt ihre Aufgabe so: Die Konservatorin betreut die ihr anvertraute Sammlung. Sie erfasst neue Objekte, ordnet diese ein und weist ihnen innerhalb der Sammlung einen Platz so zu, dass jedes Objekt bei Bedarf problemlos wieder gefunden wird. Als Konservatorin stehe sie aber auch für Auskünfte zur Verfügung.

Wichtig sei insbesondere die Betreuung der Objekte, dazu gehöre namentlich die richtige Lagerung, so dass diese keinen Schaden nehmen. Für Dauerausstellungen sind die Museen aber auch auf eine gegenseitige Ausleihe angewiesen. «Insbesondere Bilder aus dem Museum Schiff sind immer wieder gefragt», erzählt sie. In der Regel sei die gegenseitige Ausleihe selbstverständlich, mit Ausnahme von fragilen oder beschädigten Objekten. Letztlich entscheide sie zusammen mit Präsident Hans Burger über die Ausleihe.

Der Einfluss von Burgen-Meyer
Auf das Museum Schiff aufmerksam wurde Ariane Dannacher erstmals während ihres Geschichtsstudiums an der Uni Basel. Sie besuchte dort Vorlesungen beim Historiker Werner Meyer, der ordentlicher Professor für Mittelalterliche Geschichte war. Meyer war nicht zuletzt wegen seines Wissens um alte Burgen weitherum bekannt als «Burgen-Meyer». Dieser Burgen-Meyer habe einmal am Schluss einer Vorlesung auf ein Super-Museum in Laufenburg hingewiesen. Das Museum werde lediglich von einem Verein betrieben, der aber eine tolle Arbeit mache. Die in Riehen aufgewachsene Studentin Dannacher wollte natürlich wissen, was es mit diesem Super-Museum auf sich hat und stattete diesem einen Besuch ab.

Bei einem späteren Aufenthalt in Laufenburg vor rund 15 Jahren habe sie wiederum einen Augenschein im Museum Schiff genommen. Dabei fielen ihr drei Bananenkisten voller Foto-Negative auf, die da in der Ecke eines Ausstellungsraums gestapelt waren. Sie habe dann unverzüglich dem Museumsverein ihr Entsetzen geschrieben. Postwendend habe man ihr geantwortet: «Wir danken Ihnen für Ihr Interesse, aber wir wissen nicht recht, was wir mit diesen Negativen anfangen sollen.» Darauf habe sie den Laufenburgern ihre Hilfe angeboten, welche dankend angenommen wurde. Zusammen mit Studentinnen und Studenten arbeitete sie darauf die rund 13 000 Negative umfassende Sammlung des Laufenburger Fotografen Alfred Leoni auf und digitalisierte einen Teil davon. Besonders wertvoll sei die Sammlung deshalb, weil sämtliche Bilder mit Auftraggeber und Datum versehen sind. Diese Bilder würden spannende Sozialgeschichten erzählen und seien lokalhistorisch wichtig, meint sie dazu.

Alte Fotografien erzählen Geschichten
Alte Fotografien haben für Ariane Dannacher vor allem auch eine grosse Bedeutung als Informationsquelle. Sie erzählen spannende Geschichten über Menschen, Dörfer und Städte aus alten Zeiten. Interessant seien aber auch Bilder von Landschaften oder auch Liegenschaften, so wie diese vor Jahrzehnten ausgesehen haben. Fotos sind stets auch Fenster in die Vergangenheit. «Ich hatte im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeit häufig mit Digitalisierungsprojekten zu tun», erzählt die 62-Jährige zu ihrer damaligen Arbeit: «Ich habe solche Aufgaben immer spannend gefunden.» Bereits anlässlich des Praktikums, das sie im Anschluss an ihr Geschichtsstudiums am Museum Appenzell absolviert hatte, bekam sie es mit einer umfassenden Fotosammlung zu tun. Ähnliche Projekte bearbeitete sie auch bei einer Anstellung im Landesmuseum oder in einem Basler Privatarchiv. Seit 16 Jahren arbeitet die heute in Rheinfelden wohnhafte Ariane Dannacher hauptberuflich während vier Tagen im Museum Allerheiligen in Schaffhausen. Der Montag gehört dann in der Regel dem Museum Schiff.

Die Bedeutung des Museums
Hatte sie früher keinerlei Beziehungen zu Laufenburg, so ist dies heute völlig anders. Das Museum Schiff verbindet sie immer mehr mit dem Habsburger-Städtchen. Typisch dazu sei ihre jüngste Arbeit an der aktuellen Ausstellung «Bilder erzählen Geschichten.» Sie habe dazu die Informationsschrift verfasst, die zu den auf den Bildern gemalten Liegenschaften zahlreiche Hintergrundinformationen liefert. Die Suche nach den Menschen, die in diesen Häusern gelebt und gearbeitet hatten, hätten ihr erneut viel Wissenswertes über das deutsche und schweizerische Städtchen aufgezeigt. Gerade eine solche Arbeit zeige, wie wichtig ein örtlich und regional verankertes Museum ist. Sie stellte dies am Bild der ehemaligen Bäckerei Weber dar. Während man zum Beispiel über den berühmten Karl Fahrländer an sämtlichen einschlägigen Stellen der Schweiz genügend Informationen erhalte, finde man Hintergrundinformationen zur Bäckerei Weber nur vor Ort. Hier im Museum gibt es Chroniken mit Namen und dazu gehörenden Biografien.

«Solche Arbeiten wecken bei mir zunehmend das Begehren noch vertiefter in die Vergangenheit Laufenburgs vorzustossen», führt Dannacher aus. Sie möchte sich denn auch gerne bei Gelegenheit einmal im Stadtarchiv umsehen. Aber auch der Blick über die Grenze ist für sie wichtig, wo sie mit dem ehemaligen Stadtarchivar Martin Blümcke beste Beziehungen pflege.

Zeit für einen weiteren Schritt
Ausdrücklich betont sie, dass das Laufenburger Museum grundsätzlich hervorragend dastehe. Es wurde hier viel gute und qualifizierte Arbeit geleistet. Jetzt sei es aber Zeit, einen weiteren Schritt nach vorne zu tun. Insbesondere müsse der ganze Bestand neu geordnet und gelagert werden. Sollte der Bestand nicht dauerhaften Schaden erleiden, so müsse man jetzt handeln. Wichtig sei auch eine digitale Bestandesaufnahme. Hier erhalte das Museum wirksame Hilfe durch den Kanton, wo man im Rahmen eines Pilotprojekts mitarbeiten könne.

In absehbarer Zeit stehe ihre Pensionierung am Schaffhauser Museum an. Sie möchte sich danach vermehrt den dringlichen Aufgaben im Museum Schiff zuwenden. Dazu hofft sie natürlich nicht zuletzt auf den Um- und Neubau des Museums, welcher bekanntlich im ersten Anlauf an der Mehrheit der Ortsbürgerinnen und Ortsbürger gescheitert ist. Sie würde gerne den Übergang in die «Neuzeit» des Museums aktiv begleiten und danach die Verantwortung in jüngere Hände übertragen. Es sei übrigens heute kein Problem, für eine solch spannende Aufgabe gut qualifizierte Leute zu erhalten, betont sie und meint abschliessend: «Ich bin Feuer und Flamme für das Museum Schiff!» Eigentlich eine überflüssige Anmerkung, denn dass dem so ist, spürt man aus jedem ihrer Worte.


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