«Die positive Einstellung zum Leben ist meine Stärke»

  23.08.2020 Gansingen, Persönlich

Er ist kein Mann der lauten Töne, der 70-Jährige Beda Denkinger. Im Beruf und mit seinen Hobbys durfte er viele Erfolge verzeichnen. Geprägt haben ihn aber schwere Schicksalsschläge in seiner Familie.

Dieter Deiss

Vor 17 Jahren verstarb seine Frau an einer schweren Krankheit. Damit aber nicht genug, wurde Beda Denkinger vor fünf Jahren mit dem tragischen Unfalltod seines damals 33 Jahre alten Sohnes konfrontiert. Wie kann man als direkt Betroffener mit solch schwerwiegenden Ereignissen umgehen? Muss man daran nicht verzweifeln? «Man wünscht so etwas niemandem», meint Beda Denkinger auf diese Fragen und fügt an: «Die beiden Todesfälle haben mich aber auch stark gemacht.» Bei der Verarbeitung habe ihm der feste Glaube an Gott geholfen, jedoch nicht die Religion, dies obschon er während fünfzehn Jahren als Präsident der Kirchenpf lege Gansingen geamtet hatte.

Die Frage nach dem «Warum»
«Warum trifft das Schicksal ausgerechnet mich? Warum schlägt es bei mir gleich zweimal derart schwerwiegend zu?» Diese Fragestellung nach dem «Warum» sei in solchen Situationen wenig behilflich, da es dazu schlicht keine Antwort gebe. Im Gegenteil, das stete Suchen nach einer Antwort, die es gar nicht gebe, gar nicht geben kann, sei selbstzerstörerisch, führt Denkinger aus. Die Trauerbewältigung sei individuell. Man könne nicht einfach sagen, dieser Weg sei der Richtige, so musst du damit umgehen. Jeder Mensch auf dieser Erde habe bestimmte Aufgaben. Es sei wichtig, diese Aufgaben anzupacken. «Wenn man einer höheren Macht vertraut, um solche Schicksale bewältigen zu können, bekommt man die dazu benötigte Kraft auch», betont er und fügt wörtlich an: «Dass ich mit meinem Schicksal nicht hadere, hat nebst meinem überzeugten Glauben auch mit der gewonnenen Einsicht zu tun, dass uns alles geschenkt ist und wir diese Geschenke auch wieder abgeben müssen. Zuletzt auch noch unser eigenes Leben. Das macht mich demütig und dankbar.»

Seine Lebenspartnerin habe einmal zu ihm gesagt: «Du bist ein Lebenskünstler, findest du doch bei allem Negativen stets auch noch einen positiven Ausgang.» Dies ist eine wahrhaft passende Charakterisierung von Beda Denkinger. Typisch ist denn auch für ihn, dass er in jedem Menschen stets das Gute sieht, verhehlt allerdings nicht, dass dies hie und da auch zu Enttäuschungen führen kann. «Meine positive Einstellung zum Leben ist meine Stärke», betont Beda Denkinger. «Ginge ich wegen meiner Schicksalsschläge griesgrämig durch die Welt, würde mir dies überhaupt nicht helfen, denn es würde mir dadurch nicht besser gehen!»

Ein fast echter Gansinger
Beinahe die meiste Zeit seines Lebens wohnte Beda Denkinger in Gansingen. Hier verbrachte er seine Jugend, hier hatte er über Jahrzehnte hinweg ein eigenes Geschäft, hier setzte und setzt er sich immer noch zum Wohle der Allgemeinheit ein. Kurz – er ist ein Gansinger durch und durch, auch wenn er nicht Bürger von Gansingen ist. Sein Vater kam nämlich aus der Ostschweiz und heiratete im kleinen Fricktaler Dorf seine Mutter, eine alleinstehende Witwe.

Eigentlich hatte der junge Beda Denkinger nach Abschluss seines Architekturstudiums an der HTL Brugg-Windisch im Jahre 1974 ganz andere Pläne, als seinem Geburtsort die Treue zu halten. Die damalige schwere Baukrise machte die Arbeitssuche nämlich schwierig. «Bei uns herrschte deshalb «Auswanderungsstimmung» mit Ziel Südafrika», erzählt Beda Denkinger. Zusammen mit zwei Studienkollegen bereitete er sich intensiv auf dieses Ziel vor. Die Pläne zerschlugen sich dann freilich.

Unterdessen kamen von da und dort Anfragen von Verwandten und Freunden, die ihn um Hilfe baten bei kleineren Bauvorhaben. Er schaffte sich einen kleinen Zeichnungstisch an. Seinen ersten grösseren Auftrag erhielt er von der Gemeinde Gansingen, welche das Totenhaus umbauen wollte. Der Bau des Werkhofs Gansingen war die nächste grössere Arbeit. Während einiger Zeit schloss er sich mit einem ehemaligen Studienkollegen zu einer Arbeitsgemeinschaft mit Sitz in Brugg zusammen. Nachdem jeder wieder eigene Wege ging, richtete er sich definitiv in seinem neu erbauten Haus in Gansingen ein. Regelmässig beschäftigte er zumindest eine Zeichnerin und bot einigen jungen Menschen die Möglichkeit, in seinem Büro eine Hochbauzeichnerlehre zu absolvieren. Ende der Achtzigerjahre übernahm er bis zu seiner Pensionierung die nebenamtliche Tätigkeit als Schadenexperte bei der Aargauischen Gebäudeversicherung.

Eine Tätigkeit als Gebäudeschätzer für verschiedene Steuerämter führte ihn zur Astronomie. Er musste die Sternwarte auf dem Cheisacher einschätzen. Dadurch kam er ins Gespräch mit dem Vereinspräsident der Sternwarte Cheisacher. Dessen Schilderungen hätten ihn derart interessiert, dass er sogleich dem Verein beigetreten sei. Auch hier waren natürlich seine Kenntnisse im Bauwesen sehr willkommen. Er betont aber: «Ich bin kein Astronom, sondern lediglich ein Bestauner des Sternenhimmels.»

Seine beruf lichen Fähigkeiten stellt Beda Denkinger auch dem Verein für Altersbetreuung im Oberen Fricktal (VAOF) zur Verfügung. Bereits bei der Entstehung des Altersheims Klostermatte gehörte er der damaligen Baukommission an. Seit 2004 hat er Einsitz im Vorstand und betreut hier das Bauressort. Bei den zahlreichen grossen Bauvorhaben des VAOF eine grosse und verantwortungsvolle Aufgabe. Er übe bei diesen Projekten so etwas wie die Treuhänderfunktion im Auftrag des VAOF gegenüber dem Architekten aus. Für ihn sei dies ein Dienst zum Wohle der Allgemeinheit. Dies sei für ihn ein ganz besonderes Anliegen.

Der Theaterspieler
Die grosse Leidenschaft von Beda Denkinger ist das Theaterspiel. Das Gansinger Theater ist weit herum bekannt. An diesen seit Jahrzehnten guten Ruf hat er zweifellos einen beachtlichen Beitrag geleistet. Seit 1969 hat er in insgesamt 31 Stücken verschiedenste Rollen bekleidet.

Am Theaterspiel fasziniere ihn die Möglichkeit, völlig unterschiedliche Menschen darzustellen. Seine liebste Rolle sei der Mann mit dem Sprachfehler gewesen den er im Stück «Pension Schöller» zu spielen hatte. Dies, nachdem er anfänglich dieser Rolle gegenüber sehr skeptisch eingestellt war. «Geht es an, eine solche Behinderung auf die Bühne zu bringen», habe er sich gefragt. Ihm war es deshalb ein grosses Anliegen, diesen Mann nicht ulkig darzustellen, vielmehr wollte er die Problematik herausschälen, die eine solche Behinderung für einen Betroffenen bringen kann.

Beda Denkinger steht aber nicht nur auf der Bühne. Er gehört dem Vorstand des Vereins «Theater Gansingen» an und verwaltet dessen Finanzen. Als Architekt ist er selbstverständlich auch beim Kulissenbau ein ebenso gefragter Mann wie bei der Gestaltung von Werbeunterlagen. Dass ihm das kulturelle Leben des Dorfes ein grosses Anliegen ist, geht auch aus seinen 43-Aktivjahren bei der Musikgesellschaft Gansingen hervor. Hier bediente er das Schlagwerk. Probleme mit dem Gehör zwangen ihn dann aber zur Aufgabe. Die allmählich grössere Freizeit wäre eigentlich ideal, um seine in Tromsö (Norwegen) lebende Tochter mit der vierjährigen Enkelin zu besuchen. Aber die aktuell besondere Lage mit dem Coronavirus stellt hier im Moment Hürden.


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