Ein hungriger Luchs tappte im Fricktal in die Fotofalle

  12.05.2020 Brennpunkt, Natur, Wegenstetten

Kurz vor Ostern konnte in Wegenstetten ein Luchs fotografiert werden. Er hatte zuvor ein Reh gerissen.

Valentin Zumsteg

Für Jagdpächter Martin Willi war der Fall schnell klar: Am Gründonnerstag hat ihm eine Spaziergängerin gemeldet, dass in der Nähe des Skilifts Wegenstetten ein totes Reh im Feld liegt. Als er die Situation vor Ort sah, gab es für ihn kaum Zweifel: «Ich dachte sofort an einen Luchs. Das Reh wies einen Kehlbiss auf und das Muskelfleisch am Hinterlauf war angefressen. Alles war relativ frisch», erzählt Willi.

Der Jäger liess den Rehkadaver liegen und stellte eine Fotofalle auf – und der Luchs liess sich schon bald ablichten. «Abends um 20.15 Uhr kehrte er das erste Mal zurück. Bis vier Uhr morgens hat er dort immer wieder gefressen», berichtet Willi. Auch Füchse nutzten die Nahrungsquelle. Bis am Morgen war vom gerissenen Reh nicht mehr viel übrig. Martin Willi meldete den Vorfall der kantonalen Jagdverwaltung und schickte die Fotos mit. Dort konnte das Tier als B622 identifiziert werden. Es handelt sich um ein Männchen, das sich offenbar schon seit längerem im Grenzgebiet zwischen Aargau, Solothurn und Baselbiet aufhält. «Dieser Luchs ist auch schon in Erlinsbach in eine Fotofalle getappt. Das zeigt, was für ein grosses Gebiet er durchstreift. Er bleibt nicht an einem Ort», schildert der Jäger.

Die Reviere der Luchse umfassen zwischen rund 90 und 150 Quadratkilometer. Ein Luchs muss im Jahr rund 70 Rehe reissen, um genügend Futter zu haben. «Es können auch mehr sein, je nachdem, wie lange er an einem Ort fressen kann», so Willi.

«Keine Konkurrenz»
Trotzdem sieht der Jäger kein Problem. «Der Luchs hat gut Platz in unserer Wildbahn. Er ist keine Konkurrenz für den Jäger. Wenn der Rehbestand zurückgehen sollte, dann muss man halt den Abschuss anpassen. Das ist verantwortungsvolle Jagd. Als Jäger sind wir verantwortlich für einen gesunden, ausgewogenen Wildbestand. Es ist schön, wenn der Luchs auch dazu gehört.»


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