Die Corona-Krise raubt Garagist Walter Hasler nicht den Schlaf

  21.05.2020 Frick, Persönlich

Vom Arbeitersohn zum Inhaber einer Mercedes-Grossgarage

Sie ist sein Lebenswerk, die Mercedes-Garage am Dorfeingang von Frick. Bald kann die Walter Hasler AG ihr 50-Jahr-Jubiläum feiern, aber das Unternehmen kämpft gegenwärtig vor allem mit der Bewältigung der Corona-Krise. Doch Gründer und Inhaber Walter Hasler ist zuversichtlich, er hat schon viele Brüche und Schwierigkeiten erlebt. Er glaubt auch mit Corona fertig zu werden.

Edi Strub

Das Mercedes-Haus von Walter Hasler in Frick war noch ganz im Corona-Modus, als ich den Gründer und Doyen des Unternehmens zu einem Gespräch traf. In der Ausstellungshalle war mit Plastikbändern markiert, wo man sich auf halten durfte und wo nicht. Kunden durften das Autohaus nicht betreten und die Mechaniker arbeiteten hinter weissen Abschirmungen – fast wie die Ärzte auf einer Notfallaufnahme. «Der Autohandel leidet», stellte Walter Hasler fest und kramte eine Statistik hervor: im März seien in der Schweiz 39 Prozent weniger Autos verkauft worden als im Jahr zuvor, im April seien es minus 67 Prozent gewesen und im Mai werde es wohl noch schlimmer. Trotzdem könne er noch ruhig schlafen, beruhigte Walter Hasler. Sein Unternehmen sei gut aufgestellt und selbst im April hätte die Mercedes-Garage in Frick zwanzig Neuwagen verkauft. Auch die Werkstätte sei gut ausgelastet. Nun dürfe man ausserdem wieder Autos waschen und auch die Neuwagen-Ausstellungshalle sei seit 11. Mai wieder offen.

Die Corona-Krise ist nicht die erste im Leben von Walter Hasler. Geboren ist er 1948 als Sohn eines einfachen Arbeiters. Er machte eine Automechaniker-Lehre, doch schon im zweiten Lehrjahr wollte er abbrechen und nach Amerika abhauen. Hätte er das gemacht, würde es heute wohl kein Autohaus Walter Hasler geben. Ein paar Jahre später hatte er einen schweren Unfall in der RS, der ihn daran hinderte, ein Studium an der Technischen Fachhochschule in Biel aufzunehmen. Die Prüfung hatte er schon bestanden. Aber schon damals spürte Walter Hasler, wo seine grössten Talente schlummerten. «Ich bin ein Händler,» sagt er von sich selber. Schon während der Lehre habe er für fünfzig Franken alte rostige Simcas erworben und sie wenig später für drei Mal so viel wieder verkauft. Das sei gar kein schlechtes Geld gewesen damals. Später überredete er einen misstrauischen Garagisten in Windisch, ihm doch eine Chance als Autoverkäufer zu geben
– mit einem monatlichen Fixum von 500 Franken. Walter Hasler bewies eine gute Nase, mit wem man ins Geschäft kommen kann, und so kam eine Bestellung nach der andern rein. Am Sonntag stand er an der Tankstelle, füllte Benzin ein und reinigte Windschutzscheiben. Er war sich für nichts zu schade. Ein Freund riet ihm daher, sich selbstständig zu machen und auf eigene Rechnung Autos zu verkaufen.

Mit Renault gestartet
Daraus wurde dann im Jahr 1970 die eigene Autogarage Walter Hasler AG. Zuerst allerdings begann alles ganz bescheiden in einer ehemaligen Metzgerei, weil ein missgünstiger Nachbar ihn in Frick daran hinderte, da zu bauen, wo heute die Mercedes-Garage steht. Zuerst verkaufte Walter Hasler nicht Mercedes, sondern mehr bescheidene Renaults. Bereits im ersten Jahr setzte das Verkaufstalent 76 davon ab. Walter Hasler kann diese Zahlen alle auswendig und er ist stolz darauf, wie er seinen Weg suchte und fand. Im besten Jahr habe er 238 dieser Wagen verkauft. Irgendwann kamen dann unangemeldet zwei fein gekleidete Herren von Mercedes vorbei und fragten nach seinem Vater. Sie hätten nicht geglaubt, dass der junge Mann, den sie vor der Garage trafen, Chef und Inhaber sein könnte. Ein Vertrag wurde unterzeichnet und bald hatte Walter Hasler auch Wagen für gesetzte Herren mit ein paar Tausender mehr im Portemonnaie. «Der erste Mercedes war weiss mit blauen Polstern und Schiebedach.» Zwölf dieser Prestigewagen habe er im ersten Jahr verkauft. Zu Beginn der Achtzigerjahre kam dann Ferrari dazu. Diese Sparte übernahm 2002 sein Sohn Niki, der für die Kultwagen in Basel eine Garage eröffnete. Walter Hasler selber verkauft heute nur noch Mercedes. Das funktioniert gut, denn Mercedes verfügt nun, anders als früher, über eine komplette Palette von Autos – vom kleinsten bis zum grössten, vom luxuriösesten bis zum einfacheren.

«Auch in zwanzig Jahren wird es noch Diesel und Benziner geben»
Wie sieht Walter Hasler die Zukunft seines Autogeschäfts? – Er hat die Geschäftsleitung inzwischen an seinen zweiten Sohn Alexander übergeben und macht sich trotz Corona, Diesel-Skandal und dem Ruf nach elektrisch betriebenen Fahrzeugen nicht allzu grossen Sorgen über den Fortbestand seines Unternehmens. «Auch in zwanzig Jahren wird es noch Diesel und Benziner geben. 15 bis 20 Prozent Marktanteil werden die Elektro-Fahrzeuge wohl erobern können», glaubt Walter Hasler. Mehr liege momentan kaum drin. Denn es fehle an der nötigen Infrastruktur. Es gebe zu wenige Ladepunkte und Strom «tanken» dauere einfach zu lange. Wenn jemand aber komme und einen E-Mercedes ausprobieren wolle, sei er natürlich sehr willkommen. Auch Mercedes habe nun solche Wagen. Aber mit dem Campingwagen nach Spanien oder Italien fahren könne man damit nicht. «Am besten sind die E-Fahrzeuge in der Stadt, im Kurzstreckenverkehr oder als Zweitwagen», fasst Walter Hasler zusammen.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote