«Ich bin zehn Maler in einer Person»
26.04.2020 Möhlin, PersönlichFabienne Domb ist als Künstlerin frei und experimentierfreudig
Fabienne Domb hat schon an rund 70 Ausstellungen ihre Werke präsentiert. Als Künstlerin ist sie Autodidaktin und probiert immer wieder neue Techniken aus. Ihre Kreationen spiegeln ihren lebensfrohen Charakter wie auch ihre Zeit in Israel, Kanada und in anderen Weltteilen wider.
Birke Luu
«Ich bin eine lustige Person, freundlich, fröhlich und temperamentvoll», lacht Fabienne Domb beim telefonischen Interview. Sie besitzt eine Ausbildung als Modezeichnerin wie auch als Krankenschwester, doch ihr wirklicher «Beruf» ist die Kunst. Sie hat schon sehr früh begonnen, Bilder zu malen, zu fotografieren, entdeckte Skulpturen und Keramik und ist auch heute noch immer offen für Neues. «Gerade jetzt ist mein Steckenpferd die Enkaustik, also die Wachsmalerei». Dabei «bemale» man mit einem ganz kleinen Bügeleisen ein Spezialpapier – und das Ergebnis sei immer eine Überraschung, meint die 66-Jährige begeistert. Man merkt, Fabienne Domb ist Vollblut-Künstlerin. Sie liebt, was sie tut; sie ist frei, je nach Lust und Inspiration ohne Druck zu arbeiten.
Aufgewachsen ist sie in Israel, wo sie heute noch Verwandte hat und als junge Krankenschwester in einem dortigen Spital ihren Mann kennenlernte. Sie folgte ihm in die Schweiz, wo sie nun – nur unterbrochen von diversen Reisen und Auslandsaufenthalten – seit 46 Jahren lebt.
Farbenfrohe Werke
So bunt wie ihr Leben, so vielfältig wie ihre Erfahrungen und so temperamentvoll und lebensfroh wie ihr Charakter zeigen sich ihre Werke. «Ich liebe Farben, bin lebendig und erschaffe gerne freudige Werke, in denen ich mich widerspiegele», erklärt die Künstlerin. Dabei kopiere sie nie, sondern verwirkliche ihre eigenen Ideen. «Ich mache teils so Unterschiedliches oder male auf so verschiedene Weisen, dass die Leute nicht erkennen, dass alles von mir stammt. Ich bin also wie zehn Maler in einer Person.» Wieder lacht sie fröhlich.
Ihre Inspiration komme ihr beim Lesen, im Traum, auf langen Waldspaziergängen oder stamme von ihren vielen Reisen, unter anderem nach Kanada, Australien, Portugal, New York. Doch ihre Jugend in Israel sowie die wiederholten Besuche dort inspirierten sie besonders. Die Vielfalt der Kulturen und Menschen, das Land an sich und seine Geschichte, die beeindruckende Kunst in Jerusalem, jener Stadt, die sie liebt – das alles lässt sie nicht los, beeinflusst ihr Schaffen. So ist es nicht verwunderlich, dass auch ihr Lieblingswerk, ein grosses Bild, von Jerusalem inspiriert wurde und sich noch heute in Israel befindet, da sie es ihrem dort lebenden Bruder schenkte.
Wichtige Ausstellungen
Im Gegensatz zu ihrem liebsten Einzelwerk befindet sich ein Teil ihrer wichtigsten Ausstellung in der Schweiz, genauer im Tessin, in der Villa Saleggi (Hapimag) in Ascona und ist dort seit 15 Jahren zu betrachten. Der Erlös der verkauften Bilder wurde vollumfänglich der Krebsliga Tessin gespendet, für sie ein ganz persönliches Anliegen, resultierend aus ihren Erfahrungen als Kinderkrankenschwester in Israel.
Doch auch auf eine näher liegende permanente Ausstellung ist sie sehr stolz. Seit 2008 sind im Spital von Rheinfelden 45 Bilder verteilt über drei Stockwerke zu sehen. Dabei sei es ihr wichtig gewesen, dass die ausgestellten Bilder nicht traurig oder abstrakt seien. «Ich wollte freundliche Bilder von schönen Blumen, um die Kranken aufzumuntern», erläutert Fabienne Domb. Für die Etage des Personals hingegen habe sie besonders grosse Bilder ausgewählt mit Motiven aus Australien und Schweden.
Weiterhin steht in Möhlin seit einem regnerischen Maitag im Jahr 2012 im zentral gelegenen Sonnenpark eine rund zwei Meter hohe, leuchtend bunte Skulptur aus Metall. Ihr Name: «Engel im Park». Der Hintergedanke: «Ich wollte einen beschützenden Engel für all die im Park spielenden Kinder kreieren», erläutert Fabienne Domb. Die starken Farben und die fröhlichen Figuren sollten die positive Wirkung der Skulptur verstärken. Ein ähnliches Werk wäre in Arbeit, das würde sie gerne dem Kinderspital in Basel schenken.
Bestätigung und Pläne
Alles in allem ist Fabienne Domb mit ihrem Leben und ihren Erfolgen als Künstlerin sehr zufrieden. Allerdings sei es gerade in den letzten Jahren schwieriger geworden Bilder zu verkaufen. Doch auch Komplimente und positives Feedback würden sie in ihrem Tun bestätigen und ihr Zufriedenheit geben. «In den 10-vor-10-Nachrichten wurde neulich jemand interviewt, dabei entdeckte ich eines meiner Bilder im Hintergrund», erzählt sie mit strahlender Stimme. «Es war toll, dass die ganze Schweiz mein Bild gesehen hat und danach bekam ich dann noch Anrufe von Bekannten, die mein Bild erkannt hatten». So etwas sei wirklich ein unbezahlbares Erlebnis.
Sie ist zufrieden, aber hat auch noch so Einiges vor. Ihr Traum: «Ich würde gerne dem Museum von New York meine Holzskulpturen von den Twin-Towers geben, die ich nach 9/11 gemacht habe». Mal sehen, was daraus wird. Momentan jedenfalls spürt sie eine vergleichbar starke Inspiration wie damals, die jedoch der derzeitigen Corona-Pandemie entspringt. «Corona und seine Auswirkungen hat mich im letzten Monat sehr beschäftigt. Ich male gerade an zwei Bildern, die dies widerspiegeln». Vor diesem Hintergrund wünscht sie allen Menschen, dass diese Zeit bald vorübergeht und alle wieder frei sein können – so frei wie sie in ihrem künstlerischen Schaffen schon immer war.