«Anspruchsvolle Startphase gemeistert»

  25.04.2020 Fricktal, Möhlin, Gewerbe

Die «Rohrer Tools» im Bata-Park: eine erste Bilanz ist vielversprechend

Im November 2019 gründete Heinz Zumsteg die Firma «Rohrer Tools AG», hervorgegangen aus der Sparte Werkzeugbau der damaligen Rohrer AG. Der Verbleib im Bata-Park scheint langfristig gesichert, die Arbeitsplätze ebenfalls.

Ronny Wittenwiler

Die 1962 gegründete «Rohrer AG», die seit Ende 2016 mit ihren rund sechzig Mitarbeitern im Bata-Park produzierte, geriet im letzten Jahr in Schief lage. Im Herbst 2019 standen die Maschinen still. Es folgte die Nachlassstundung. Und dann gab es diese gute Nachricht in wirtschaftlicher Bedrängnis: Heinz Zumsteg aus Zeiningen kaufte die Sparte Werkzeugbau der Rohrer AG. Damit konnten auch rund dreissig Arbeitsplätze dieses Betriebsteils fürs Erste gerettet werden. Jetzt, ein halbes Jahr später, zieht Zumsteg auf Anfrage der NFZ eine erste Bilanz.

«Kundenbeziehungen reaktiviert»
«Mehrheitlich werten wir den Verlauf der letzten Monate als positiv», sagt Heinz Zumsteg. «Alle ehemaligen Kunden der Rohrer AG wollen mit der neu gegründeten Rohrer Tools zusammenarbeiten. Sogar einige ältere Kundenbeziehungen konnten reaktiviert werden. Das ist ein grosser Vertrauensbeweis, der im Wesentlichen darauf gründet, dass wir fast alle Mitarbeiter aus dem Bereich Werkzeugbau und damit auch das Knowhow übernehmen konnten.» Der erfreuliche Bestellungseingang sei ein klares Signal, dass die neu gegründete Rohrer Tools AG über eine starke Position im Markt verfüge, ist Zumsteg überzeugt.

Zu Beginn kam es zu Lieferverzügen
Der Neustart war allerdings kein Selbstläufer. Herausfordernde Situationen habe es erwartungsgemäss in verschiedenen Bereichen gegeben. «Man muss sehen, dass wir nicht einen laufenden Betrieb übernommen haben, sondern unter sehr hohem Zeitdruck eine neue Firma gründeten und trotzdem in der Lage sein mussten, die erforderlichen Prozesse von Beginn an abzubilden», nennt Heinz Zumsteg eine der grössten Hürden. Durch den mehrwöchigen Betriebsunterbruch und insbesondere auch mangels vorhandener Rohmaterialien sei man zunächst mit vielen Aufträgen in grossen Lieferverzug gekommen. Das habe bei einigen Kunden zu kritischen Situationen geführt. «Der Druck war entsprechend hoch.» Erschwerend kam hinzu, dass die rechtlichen Voraussetzungen, die Aufträge auf die neue Firma zu übertragen, erst nach knapp zwei Wochen geklärt waren. Zudem – so Zumsteg – seien einige wenige, mehrheitlich kleinere Aufträge, aus Termingründen bereits vor dem Neustart storniert und anderweitig platziert worden. «Alle übrigen Aufträge konnten aber übernommen und zwischenzeitlich mehrheitlich auch abgeschlossen werden.» Unter dem Strich bilanziert Zumsteg, auch mit einem Lob ans Personal: «Durch den engagierten Einsatz aller Mitarbeiter konnten wir diese anspruchsvolle Startphase erfolgreich meistern.»

Kein Personalabbau
Aktuell beschäftigt das Unternehmen 31 Mitarbeiter, wovon zwei Auszubildende. «Mittelfristig ist keine grosse Veränderung zu erwarten», stellt Zumsteg in Aussicht. Allerdings sei vorgesehen, Arbeiten, die nicht zur Kernkompetenz gehörten, vermehrt auszulagern. «Einige Mitarbeiter werden deshalb zukünftig innerhalb der Firma neue Aufgaben übernehmen.» Auf die Frage, ob er die Zukunft der Unternehmung nach wie vor im Möhliner Bata-Park sehe, antwortet Heinz Zumsteg ohne Umschweife: «Wir haben einen mehrjährigen Mietvertrag abgeschlossen und es gibt keine Bestrebungen, den Standort zu wechseln.»

Heinz Zumsteg war bei der Rohrer AG von 1995 bis 2001 selbst in leitender Funktion angestellt. Er sehe die Fortführung des Werkzeugbaus für sich als Herzensangelegenheit, liess er sich nach der Übernahme jenes Branchenteils der damaligen Rohrer AG Ende Oktober zitieren.


Betriebsteil Maschinenbau blieb auch im Fricktal

Nach Bekanntgabe im November, dass die neu gegründete «Rohrer Tools AG» die Sparte Werkzeugbau übernimmt, kam rund einen Monat später auch die Rettung des Bereichs Maschinenbau der bisherigen Rohrer AG zustande. Die NFZ berichtete: «Mit Entscheid vom 13. Dezember 2019 hat das Bezirksgericht Rheinfelden in seiner Funktion als Nachlassgericht dem Verkauf des Betriebsteils ‹Maschinenbau› an die Benpac Holding AG, Stans, zugestimmt.» Die Benpac Holding AG ist in den Bereichen Packaging, Engineering, IT-Technologie und Consulting tätig. In der Schweiz betreibt das Unternehmen verschiedene Produktionsstätten, worunter auch im Fricktal. Dorthin, nach Etzgen, verlagerte die Käuferin schliesslich den Maschinenbau der Rohrer AG und gliederte ihn mit rund zehn Mitarbeitenden in die Benpac Maschinenbau AG ein. (rw)


So wirkt sich die Corona-Krise auf das neue Unternehmen aus

«Es gibt etwas weniger Kundenkontakte, was wir darauf zurückführen, dass viele unserer Ansprechpartner unter eingeschränkten Möglichkeiten im Homeoffice arbeiten», sagt Heinz Zumsteg. «Abgesehen davon können wir bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht feststellen, dass der Bestellungseingang rückläufig ist. Die Kunden der Rohrer Tools AG sind mehrheitlich im Umfeld der Lebensmittel- und Pharmaproduktion angesiedelt und die Nachfrage nach diesen Produkten wird nicht substanziell rückläufig sein. Es besteht aber sicher ein relevantes Risiko, dass Investitionen gestoppt oder zurückgestellt werden. Wir gehen deshalb nicht davon aus, die nächsten Monate völlig unbeschadet zu überstehen, erwarten aber auch keinen dramatischen Einbruch.» (rw/mgt)


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