«Kein Verständnis dafür, dass sich Coop nicht an die Vorgaben hält»

  26.03.2020 Brennpunkt, Fricktal, Gewerbe

In den Coop-Supermärkten im Fricktal konnten die Kunden Anfang Woche immer noch Spielzeug, Deko-Artikel und Unterwäsche kaufen. Das verärgerte das lokale Gewerbe.

Valentin Zumsteg

Die Fricktaler Spielzeugläden sind seit Dienstag, 17. März, ebenso geschlossen wie Modeboutiquen, Papeterien und viele andere Fachgeschäfte. Dies auf Geheiss des Bundes im Zusammenhang mit der Corona-Krise. Wer aber Spielzeug, Unterwäsche oder Deko-Artikel kaufen wollte, ist Anfang dieser Woche bei Coop noch fündig geworden.

Gewerbeverein ist aktiv geworden
«Uns blutet das Herz, dass wir unsere Geschäfte schliessen mussten. Doch wir setzen die Vorgaben des Bundes um. Wir haben aber absolut kein Verständnis, dass sich Coop nicht an die Vorgaben hält und immer noch solche Produkte verkauft», erklärte Thomas Isenegger am Montag. Er ist Mitglied des Gewerbevereins Möhlin und Inhaber einer Papeterie. Wie er betont, stören sich auch andere Gewerbetreibende an diesem Verhalten von Coop. Aus diesem Grund sei der Gewerbeverein aktiv geworden und habe sich bei Coop und auch der Polizei gemeldet.

In den Vorgaben des Bundes heisst es konkret: «In Lebensmittelläden und Warenhäusern dürfen nebst Lebensmitteln grundsätzlich nur die Güter des täglichen Bedarfs, zum Beispiel Presseartikel, Tierfutter, Tabakwaren, Hygieneartikel, Papeterieartikel offen zugänglich sein.» Und weiter: «Bei stark durchmischten Angeboten im gleichen Verkaufsbereich sind die im Einzelfall praktikablen Abgrenzungen vorzunehmen, zum Beispiel durch die Sperrung des Zugangs zu nicht mehr zum Verkauf erlaubten Sortimentsteilen oder deren Abdeckung durch Folien.»

Thomas Isenegger betont: «Ich habe grosse Hochachtung vor der Leistung des Coop-Personals. Ich kann aber nicht verstehen, dass die Verordnung nicht konsequent umgesetzt wurde. Zumal ein kleineres Sortiment auch eine Entlastung des Personals ist. Dass die Zeit fehlt, ist nach einer Woche ein schwaches Argument. Die Migros und Landi machen vor, wie es geht. Dass ein Grundsortiment der Papeterie erlaubt ist, kann ich nachvollziehen und begrüsse ich.»

Der Schweizerische Gewerbeverband (SGV) fordert gleich lange Spiesse für alle. «Da muss man ohne Wenn und Aber durchgreifen. Es kann nicht sein, dass man bei den KMU die Regulierungen brutal durchsetzt und die Grossen einfach laufen lässt. Das ist unsolidarisch», wurde Hans-Ulrich Bigler, Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbandes, am Wochenende von «Blick» zitiert.

«Schliessungen umsetzen»
Was sagt Coop zum Thema? «Der Verkauf von Gütern des täglichen Bedarfs ist weiterhin zulässig, dazu gehören ausdrücklich auch Papeterie-Artikel. Schliessungen anderer Sortimentsbereiche prüfen wir laufend und setzen diese um», teilte Coop am Montag in einer Stellungnahme mit. Gleichzeitig kündigte der Grossverteiler an, die Schliessung der Sortimentsbereiche Spielzeug, Unterwäsche und Deko-Artikel am Dienstag «so schnell als möglich umzusetzen.» Die Gewerbetreibenden wundern sich, dass dies so lange dauern musste.


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