«Der Turnverein Sulz ist mein Leben»

  11.01.2020 Persönlich, Sulz

Der Mettauer Adrian Müller ist seit zwei Jahren Präsident des TV Sulz

In Mettau aufgewachsen, mit acht Jahren in den TV Sulz eingetreten und seither dem Verein treu geblieben. Adrian Müller vielen besser bekannt als «Köbi» ist mit Herz und Seele Turner.

Mirjam Held

«Vor zwei Wochen bin ich nach Rheinsulz gezogen. Ich bin und bleibe aber ein Mettauer», sagt Adrian Müller. «Alle sagen, ich sei auch ein bisschen Sulzer. Das mag stimmen, da ich im TV-Sulz daheim bin. Aber ganz tief im inneren schlägt mein Herz für Mettau.»

Aufgewachsen ist der 33-Jährige mit seinen zwei älteren Schwestern in Mettau. Dort besuchte er die Primarschule. «In meinem Jahrgang waren es nur drei Schüler.» Erste und zweite Klasse waren zusammen wie auch die dritte bis fünfte. Er staunte nicht schlecht, als er die Sekundarschule in Wil besuchte. 26 Schüler waren in einer Klasse.

Nach der offiziellen Schulzeit machte er eine Lehre zum Schreiner bei der Firma Leo Schmid in Wittnau. «Es war ein super Lehrbetrieb.»

Vier Jahre arbeitete er als Schreiner, bis ihn das Fernweh packte. Adrian machte einen Sprachaufenthalt in Kanada und verliebte sich in das Land. Drei Monate war er mit einem VW-Bus unterwegs von der West- zur Ostküste. «Wir fuhren drei Tage lang durch die Prärie. Diese Weite kann man sich gar nicht vorstellen», schwärmt er.

Seine Karriere im TV Sulz
Mit acht Jahren trat Adrian dem Turnverein Sulz bei. Nicht mit allzu grosser Begeisterung. Seinen Spitznamen «Köbi» erhielt er in einem seiner ersten Trainings und war so ganz und gar nicht darüber erfreut. Heulend ging er nach Hause und wollte nie wieder ins Training. Seine Eltern waren damals streng mit ihm. Was man anfängt hört man nicht einfach so wieder auf.

Heute ist er stolz auf seinen Spitznamen. «Es gibt nur einen «Köbi» und es ist schon fast wie eine bekannte Marke», sagt er lachend. «Zu Beginn meiner Turnerkarriere waren wir ein Dreier-Team, das sich gegenseitig gepuscht hat. Anfangs war ich an den Wettkämpfen oft hinter ihnen klassiert. Später dann brachte ich eine adäquate Leistung und das Blatt wandte sich zum Positiven für mich.»

Ganz zum Schluss seiner Kunstturnkarriere gewann er einen der drei erforderlichen Wettkämpfe für die Schweizermeisterschaften. Die Frage drängt sich auf, warum er nicht weitermachte. «Ich musste mich entscheiden. Für weitere Erfolge hätte ich jeweils den Mittwochnachmittag fürs Training in Liestal opfern müssen. Das wollte ich nicht. Lieber verbrachte ich die Nachmittage im Wald.»

So wechselte er ins Geräteturnen und startete praktisch bei null. «Ich hatte noch nie an den Schaukelringen geturnt. Das musste ich im ersten Jahr alles neu erlernen.»

2003 dann der erste Erfolg. An der Schweizermeisterschaft turnte er im K5 auf den zehnten und mit der Mannschaft auf den dritten Platz.

Das Präsidium
«Ich wollte nicht Präsident werden. Ein auswärtiger im Präsidentenamt erschien mir als falsch.» Der Verein hatte schon alle Abklärungen getroffen und kam zum Schluss, dass der Verein auch ohne Präsidenten weitergeführt werden kann. Nach aussen braucht es einfach eine Person, die den Verein vertritt. Dies wäre automatisch der Vizepräsident also Adrian Müller gewesen. Kurz vor der GV sassen alle Vorstandsmitglieder nochmals zusammen und besprachen die Situation. Der damalige Präsident drohte damit, den Vorstand per sofort zu verlassen, wenn sich kein neuer Präsident finden lässt. Übernimmt jedoch jemand das Amt, begleitet er den neuen Präsidenten noch für ein Jahr. Einer nach dem anderen musste erklären, warum er das Amt nicht übernehmen wollte. In der zweiten Runde drängte sich das Amt «Köbi» förmlich auf. «Es war das Beste, was mir passieren konnte. Ich bin einfach nur froh und unheimlich stolz, im absolut geilsten Verein Präsident zu sein.»

«Manchmal ist es viel Arbeit», erzählt Müller. «Die letzten Monate musste ich die Arbeit als Präsident leider etwas vernachlässigen. Meine Freundin und ich haben ein altes Haus in Rheinsulz gekauft. Die Renovationsarbeiten und die Vorbereitungen auf die anstehende Turnershow haben mir alles abverlangt. Ich finde es super, dass ich mich darauf verlassen kann, dass der Vorstand auch einwandfrei ohne mich funktioniert. Für eine gewisse Zeit zumindest. Das gibt mir ein sehr gutes Gefühl.»

Die Turnershow 2020
Eigentlich wollte «Köbi» bei der diesjährigen Turnershow etwas kürzertreten. Seine Energie in die Renovation stecken.

Lachend bemerkt er: «Ja, wie soll ich sagen. Aus dem Gedanken, weniger zu tun sind jetzt sieben Turnnummern und zwei Zwischennummern geworden.» Auch für ihre Zwischennummern ist die Turnerfamilie in Sulz bekannt. Um der Bühnenmannschaft mehr Zeit einzuräumen, um Auf- und Abräumarbeiten zu verrichten, unterhalten die Sulzer das Publikum mit Sketches. Adrian ist auch Teil von diesem Team. «Das Schreiben der Nummern liegt mir nicht so. Aber es macht mir nichts aus, für das Publikum den Clown zu spielen. Das ist etwas, was ich gut kann», sagt er lachend.

Die Turnershow oder wie es die Sulzer Turner nennen «die siebe schönschte Täg», fordert viel von ihnen. «Um eine Show auf die Beine zu stellen reicht es nicht, nur gut zu Turnen. Es braucht Leute mit guten Ideen. Und Nummern, die bei den Zuschauern gut ankommen», erörtert er. Der Druck auf die Turner ist gross. Sie haben sich mit der Turnershow einen Namen geschaffen, den es gilt zu halten. «Das Publikum erwartet viel von uns. Es muss immer mehr, grösser und schneller sein. Die Erwartungen werden immer höher.»

Seit 25 Jahren turnt «Köbi». «Solange mein Körper mitmacht turne ich. Ich bin etwas trainingsfaul und kann mit gleichem Training die Leistung, die ich mit zwanzig gebracht habe, nicht mehr halten. Trotzdem turne ich leidenschaftlich gerne», sagt Müller.


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