Keine Brücke von Irgendwo nach Nirgendwo

  08.10.2019 Rheinfelden, Leserbriefe

Brücken sind in der Regel dafür da, praktische, für die beidseitige Bevölkerung hüben wie drüben sinnvolle, kurze Verbindungen zu schaffen. Nur, in Rheinfelden weicht man davon ab. Da wird eine Brücke geplant, deren Nutzen gar nicht ausgewiesen ist und von der die betroffene Bevölkerung keinen erkennbaren Nutzen hat. Wem nutzt ein Übergang von der schweizerischen Flosslände zu einem Chemiebord auf deutscher Seite? Die Pendlerinnen und Pendler beidseits des Rheins werden wohl kaum auf diesen Umweg ausweichen, welcher sie weit ab der Zentren ins Irgendwo führt. Dafür würde neu die kantonale Radroute über diese Brücke führen, was bedeutet, dass sich künftig die Fussgängerinnen und Fussgänger den heutigen fast velofreien und teilweise engen Weg «teilen» müssten. Die Behauptung, dass durch diesen Brückenbau der Rheinrundweg altersgerecht verkürzt wird, ist nicht nachvollziehbar. Die Fussgängersituation vorab auf deutscher Seite verändert sich damit nicht und präsentiert sich nach wie vor und auch künftig als nicht behindertengerecht. Die Steigungen beim Adelberg und/oder über den Dürrenbach sind zudem auch für nur leicht Gehbehinderte oder für das Schieben von Kinderwagen ungeeignet. Kommt dazu, dass man auch diese teilweisen engen Stellen künftig mit den Velos teilen muss. Und dann sind da noch die Kosten. Wer garantiert mir, dass die nun exorbitant gestiegenen Kosten, welche ein solches Projekt schon aus diesen (unseriösen) Gründen nicht mehr rechtfertigen, dann auch wirklich das Ende der Fahnenstage bedeutet? Wenn ich mir die Kostenüberschreitung bei der Schifflände anschaue, bei welchem es sich nun wirklich um ein einfaches Projekt handelt, so nagen in mir auch bei diesem Brückenbau Zweifel, ob nun dieses übertriebene Kostendach überhaupt eingehalten wird. Dass es Parteien oder Exponenten gibt, deren Aussagen darin begründet sind, dass wir uns «das leisten können», beängstigt mich. Dass unsere Kassen voll sind hat viel damit zu tun, dass wir uns in der Vergangenheit auch einer strengen Ausgabendisziplin und Verzichtsplanungen unterzogen haben. Wünschbares vom Machbaren getrennt und teilweise auch schmerzlich umgesetzt haben. Dies wird nun alles zur Makulatur und dem rein Wünschbaren unterordnet. Dem befürwortenden Slogan «für Jung und Alt» sei entgegen zu halten, ob es da nicht doch sinnvollere und dringendere Aufgaben mit Langzeitwirkung für eine Mehrheit der Bevölkerung zu lösen gäbe? Wir Senioren warten zum Beispiel schon (zu) lange auf eine konkrete Umsetzung des Alterskonzepts und im Bereich der Jugend- und Familienpolitik sind die Rückstände genauso spürbar. Da hilft ein überteuerter Brückenschlag abseits unseres Zentrums nichts, aber auch gar nichts. Daher ist dieses Ansinnen unnötig und abzulehnen.

Investieren wir dafür in einen behindertengerechten Rheinuferweg mit einem ebenen, glatten, naturbelassenen Belag, welcher auch mit einer Reinigungsmaschine befahrbar ist und auf welchem, analog der deutschen Seite, Solarlampen den Weg beleuchten und mehr Sitzbänke zum Verweilen einladen. Daher Nein zur Neuen Rheinbrücke, aber später ja zur Aufwertung unseres Rheinweges.

ROLAND AGUSTONI, GROSSRAT GLP, RHEINFELDEN


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