«Durchs Fotografieren sehe ich so manches, was andere nicht sehen»

  15.09.2019 Persönlich, Wallbach

Andreas Frömcke aus Wallbach ist ambitionierter Hobbyfotograf und interessiert sich besonders für Tiere in der freien Natur. Dabei macht er eine Detailfülle und Schönheit sichtbar, die für unser Auge normalerweise nicht zu erkennen ist.

Birke Luu

Löwen, Elefanten, der Himalaya? Weit gefehlt! Andreas Frömcke, 58, geht nicht in exotischen Ländern auf Fotosafari, sondern ist selbst in den Ferien hauptsächlich in der Schweiz unterwegs. «Ich will fotografieren, was wir hier in der Umgebung haben», erklärt der in Wallbach wohnende Baselbieter begeistert. Man müsse nicht sonst wohin fahren, um unbekannte Schönheit zu entdecken. Diese finde man vor der eigenen Tür und zwar mit wundervollen Details, die man im Alltag einfach nicht beachte oder auch gar nicht sehen könne, da sie für unsere Augen zu klein oder in zu schneller Bewegung seien. Und so hält er mit seiner Kamera die hiesige Natur fest – von den Bergen bis zum kleinsten Insekt, wobei sein Fokus klar bei den Tieren in der freien Wildbahn liege, wie er schmunzelnd zugibt.

Auf der Pirsch
Im Winter wie im Sommer, bei Regen und Sonnenschein begibt er sich allein auf Fotopirsch. Zu Fuss, auf dem Velo oder mit dem Auto ist er in seiner Freizeit viel entlang des Rheins oder in Naturschutzgebieten der Umgebung unterwegs, wo es eine Fülle an besonderen Tieren gibt. Dies sei sein Ausgleich zur Büroarbeit, meint der gelernte Tiefbauzeichner, der gerne abends noch zwei bis drei Stunden am Rhein den Tag ausklingen lässt. «Ich suche die Ruhe dort. In der Natur kann ich herunterfahren». Und Ruhe und viel Geduld brauche es, um ein gutes Tierfoto zu erzielen. Diese Geduld habe er sicher vom Fischen, eines seiner weiteren Hobbys, überlegt er. Geduldig sitzt er oft stundenlang im Gebüsch, die Kamera schussbereit, und wartet. Er kennt vielversprechende Stellen, ansonsten kundschaftet er sie aus. Er beobachtet seine Umgebung bewusst, deutet Tierspuren und Vogelstimmen und weiss über Brutzeiten und sonstige Verhaltensweisen der Tiere Bescheid. So spürt er Tiere auf, weiss, wo sie nisten und wann sie überhaupt aktiv und somit attraktiv fürs Foto sind. Ansonsten wird im Internet recherchiert oder die Vogelstimmen-App konsultiert. Planlos geht er die Fotojagd also auf keinen Fall an, dennoch seien manchmal spektakuläre Bilder ein absolut glücklicher Zufall wie beispielsweise der Kormoran, der einen gefangenen Fisch verschlingt, der Fuchs, der aus dem Rhein trinkt oder die im Spinnennetz gefangene Biene, die mit ihrem ausgefahrenen Stachel eine herannahende Wespenspinne abwehrt (übrigens erfolgreich!).

Fotografieren statt knipsen
Einen ganz besonderen Stellenwert unter den Tieren hat für Andreas Frömcke der Eisvogel: «Dem steige ich sogar Samstag um Samstag nach, bis ich ihn habe», bekräftigt der Naturinteressierte, denn der blauschillernde Eisvogel sei einer der farblich schönsten Vögel hier. Von diesem flinken und scheuen Tier überhaupt ein gestochen scharfes Bild zu bekommen, sei wirklich eine grosse Herausforderung. Und er hat sie gemeistert so ist heute sein Lieblingsfoto das eines Eisvogels im vollen Flug mit weit ausgebreiteten Flügeln. Ein wirklich selten schöner Anblick.

Um solch aussergewöhnliche Bilder zu erzielen, müsse man einen Blick für das lohnende Motiv in der Natur haben. Nicht alles, was für uns toll aussehe, komme auch auf einem Foto so herüber. Letztendlich sei aber ein gutes Ergebnis einfach Geschmacksache, meint der Hobbyfotograf: «Ein gutes Bild ist ein Bild, das mir gefällt», bringt er es auf den Punkt. Deshalb nehme er auch keine Auftragsarbeiten an, zudem wäre sein Steckenpferd dann ein «müssen» statt ein «dürfen».

Zu Hause in seinem Wohnzimmer steht ein Eckschrank. Durch dessen Glastüren kann man ein Dutzend digitale Fotoapparate und nochmal so viele alte analoge Kameras erkennen. «Ja, ich brauche immer das neueste Modell, da habe ich echt eine Ecke ab», lacht der Technikaffine. Aber er benutze auch diese verschiedenen Modelle, denn je nach Tier- oder Landschaftsaufnahme brauche es ein anderes Equipment. Dumm nur, wenn er sich für ein Bergsujet ausgerüstet habe und ihm dann eine seltene Libelle vor die Linse fliege, grinst der Perfektionist, dessen Motto «fotografieren statt knipsen» lautet. Getreu diesem Motto nutzt er nicht die automatischen Einstellungen der Kameras, sondern macht das alles lieber selbst: «Ich bestimme, wie das Bild wird, und nicht der Fotoapparat.»

Zur Ansicht freigegeben
Und was macht er mit all den besonderen Fotos? «Die besten davon kommen in mein privates Fotojahresbuch», erklärt Andreas Frömcke. Einzelne Motive hat er zudem in seiner Wohnung aufgehängt, bedeutend mehr allerdings hängen in seinem Büro, weil er dort ja die meiste Zeit über sei. Weiterhin besitzt er einen Instagram-Account, den Interessierte besuchen können. Zudem kann man seine Bilder im Jahreskalender betrachten, welchen er jeweils Ende des Jahres komplett in Eigenarbeit erstellt. Seine bis vor kurzem dauernde Foto-Ausstellung über den Naturpark Gantrisch in der Galerie TierART in Riggisberg ist eine Ausnahme. «Ich bilde mir da nichts gross ein, denn viele machen gute Fotos», bleibt er bescheiden. Dennoch freut es ihn natürlich, wenn Geschäftsbesucher spontan vor seinen Bildern stehenbleiben und sie aufmerksam betrachten oder auch mal ein Student via Instagram auf ihn aufmerksam wird und um Infos zu einem Bild bittet. Immer wieder überraschend für ihn sind die Reaktionen von Besuchern seines Instagram-Accounts, weil diese oft auf 0815-Motive begeisterter reagierten als auf Bilder, die er wegen des hohen technischen Anspruchs als besonders gelungen betrachtet.

Für die Zukunft braucht Andreas Frömcke keine anderen Herausforderungen. «Fotografieren ist für mich eine ewige Entdeckungsreise voller Überraschungen und gefällt mir immer wieder», meint er begeistert. Ein nächstes Jagdziel hat er auch schon: «Den Pirol möchte ich unbedingt mal ablichten. Man hört ihn zwar oben in den Baumwipfeln pfeifen, aber er ist so im Laub versteckt, dass es schwierig werden wird». Doch Andreas Frömcke hat Geduld und freut sich von neuem auf diese heimische Fotosafari.


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