Lücke bei der Altersbetreuung schliessen

  30.08.2019 Frick, Gesundheit

Die Spitex Regio Frick, der Gemeinderat Gipf-Oberfrick und die Pro Senectute Bezirk Laufenburg sowie der Verein für Altersbetreuung Oberes Fricktal (VAOF) spannen zusammen. Sie lancieren das «Betreute Wohnen in der Gemeinde»; ein Pilotprojekt.

Bernadette Zaniolo

Die Menschen werden immer älter. Und ihr Wunsch, möglichst bis ans Lebensende in der gewohnten Umgebung (Haus/Wohnung im Ort) zu bleiben, ist gross. Ein umfassendes Angebot von ambulanten Dienstleistungen verschiedener Anbieter (Hausarzt, Spitex, Rotes Kreuz, Pro Senectute usw.) macht dies möglich. Gemäss Andre Rotzetter, Geschäftsführer des VAOF, führen komplexe Situationen jedoch dazu, dass mehrere Organisationen, Angehörige und Freiwillige bei der Unterstützung involviert sind.

«Eine Lücke besteht im Bereich der Sicherheit», so Rotzetter. Das heisst, dass die Koordination, sprich eine konkrete Ansprechperson, fehlt. Die Ziele des Pilotprojektes sind die Erstellung eines Konzeptes, dies basierend auf der Methode der Aktionsforschung. Also ein Konzept aus der Realität. Zudem sollen Erkenntnisse gewonnen werden, wie das «Betreute Wohnen in den Gemeinden» (BWG) nach der integrierten Versorgung organisiert werden kann.

Damit möglichst bald mit dem Pilotprojekt gestartet werden kann, wurden die ersten Eckpfeiler eingeschlagen. Mit den Gemeinden im Einzugsgebiet der Spitex Regio Frick, das sind Frick, Gipf-Oberfrick, Oeschgen, Oberhof, Wölflinswil und Kienberg (Wittnau beteiligt sich nicht) wurde eine Mitfinanzierung vereinbart.

Das Drei-Stufenmodell der integrierten Versorgung beinhaltet eine klar definierte Fallführung. Auf Stufe 1 geht es vor allem darum, dass wenn jemand ans System angeschlossen ist und einen «Hilferuf» absetzt, sichergestellt ist, dass diese Person auch fachmännische Hilfe bekommt. Dies analog des Sicherheitssystems, wie es der VAOF bereits für seine Alterswohnungen in Frick und Laufenburg hat. Andre Rotzetter betont jedoch: «Es geht kein Notruf zum VAOF.» Er übernimmt jedoch die technische Verantwortung. Die Dienstleistung wird von einem Security Team der Spitex Regio Frick erbracht. Das Konzept sieht einen Pikettdienst an 365 Tagen und während 24 Stunden vor.

Im Kundencenter laufen die Fäden zusammen
Die Rechnungstellung erfolgt durch den VAOF, welcher die Spitex für die erbrachten Leistungen gemäss Vertrag entschädigen wird. Hier soll es in Zukunft möglich sein, dass über die Ergänzungsleistungen zur AHV auch Pauschalkosten des Betreuten Wohnens übernommen werden. Ein Kundencenter soll als Drehscheibe zur Organisation und Koordination von Unterstützungsleistungen dienen. Die Betreuungsstufe 2 beinhaltet zudem diverse Zusatzleistungen wie die Pflege zu Hause, Wohnen mit Service, Betreuungsund weitere Angebote. Dies wird organisiert und direkt abgerechnet durch die Organisation, die die Leistung erbringt. Bei Personen in Stufe 3 analysiert ein Case Manager monatlich vor Ort die Situation und koordiniert die Dienstleistungen. Es wird definiert, welche Organisation die Fallführung beziehungsweise den Lead übernimmt. «Das ist ein Mehrwert für die Betroffenen», hält Jeannette Zumsteg, Leiterin Betreutes Wohnen und stellvertretende Geschäftsführerin beim VAOF fest.

Das Pilotprojekt soll während drei Jahren laufen. Der Pilot geht von 50 Personen aus, davon zehn komplexe Fälle. Es wird mit jährlichen Ausgaben von 228 000 Franken gerechnet, die durch die in Rechnung gestellten Leistungen auch gedeckt werden. Allfällige Finanzierungslücken werden durch Stiftungen und die beteiligten Gemeinden abgedeckt. Ab 70 Personen wird mit einem kostendeckenden Betrieb gerechnet.

Genügend Wohnraum vorhanden
Entstanden ist es aus einer Arbeitsgruppensitzung mit dem Seniorenrat und dem Gemeinderat von Gipf-Oberfrick. Dieser wollte vom VAOF wissen, was er in Bezug auf die Realisierung von altersgerechten Wohnungen in Gipf-Oberfrick, einer stark wachsenden Gemeinde, zu machen gedenke. Für Rotzetter ist jedoch klar: Einerseits deckt der VAOF mit seinen Einrichtungen in Frick und Laufenburg die Nachfrage bereits. Andererseits, so ist Rotzetter überzeugt: «Die öffentliche Hand soll sich nicht am Wohnbau beteiligen.» Statt Wohnbaugenossenschaften zu fördern brauche es die Sicherheit, dass die Menschen zuhause wirklich die nötige Hilfe erhalten. Der Bau von altersgerechten Wohnungen sei heute Pflicht aller Bauherren.

Rotzetter hofft, dass das Pilotprojekt Anfang 2020 starten kann. Bis dahin soll die Finanzierung gesichert sein.

Gemäss Daniela Teutsch, Geschäftsleiterin der Spitex Regio Frick, benötigt die Spitex «momentan» nicht mehr Personal für den Pikettdienst. Ihre Organisation bietet bereits ein kostenpflichtiges Nacht-Pikett an. Die Erfahrungen aus dem Alltag werden nach dem Projektstart zeigen, ob es weiteres Personal braucht.

Für Eva Schütz, Leiterin der Pro Senectute Bezirk Laufenburg ist klar: «Es braucht neue Wege bei der Altersbetreuung und weiteren Personen, die auf Betreuung angewiesen sind.» Damit Doppelspurigkeiten vermieden werden können, «muss die bereits gute Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure noch besser strukturiert werden. Und jemand muss die Fäden in der Hand halten.» Die internen Wege müssen effizienter werden, dies auch um die Ressourcen der öffentlichen Hand zu schonen. Im Fokus steht aber immer der Mensch und hier «erleben wir Situationen, dass die Menschen noch gern und gut zuhause leben können, aber oft auch sehr viele isolierte Menschen.»


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