Der Schalk sitzt ihm in der Feder

  28.08.2019 Bücher, Persönlich, Kaiseraugst

Jan Peters schreibt regelmässig für den «Nebelspalter»

Acht Bücher hat Jan Peters aus Kaiseraugst bereits veröffentlicht. Er liebt die «Nonsense-Literatur» und die Satire. Beim Schreiben kennt er keine Grenzen.

Valentin Zumsteg

Jan Peters mag ein klares Wort: «Meine Bücher stossen leider weitgehend auf Unverständnis – ich gelte als schrecklich kompliziert», sagt der 71-Jährige mit einem Lachen. «Das nagt an mir», fügt er an, ohne allzu verzweifelt zu wirken. Das Schreiben bereitet ihm allergrössten Spass. Seine Bücher sind sehr amüsant – alles wird mit allem verknüpft. Der Leser muss sich die Geschichte – welche eigentlich? – allerdings öfters mal selber zusammensuchen. «Man muss nicht immer alles verstehen. Probiert es doch mal mit fühlen», meint er dazu. Ironie und Wortspielerei sind seine Mittel der Wahl. «Ich liebe die Nonsense-Literatur – aber auf hohem Niveau.»

Aus Bedauern entsteht Satire
Bisher hat er acht Bücher verfasst. Sein neustes, «Die Wetterau-Tapes – in der Schreibstube des Samuel Brüllhenne», ist im Juni erschienen. Bislang ohne allzu grossen Widerhall in den europäischen Feuilletons. Produktiv ist er ebenso als freier Autor bei der Schweizer Satirezeitschrift «Nebelspalter». Für jede der zehn jährlichen Ausgaben schreibt er einen satirischen Text zu einem aktuellen Thema – das er meistens von hinten aufzäumt. «Mein Satire steht in der Tradition der Aufklärung. Der Mensch ist ein wunderbares Wesen. Er könnte aus dieser Erde einen prächtigen Planeten machen. Was tut er stattdessen? Er ruiniert die Umwelt und führt Krieg. Aus dem Bedauern über diese Entwicklung entstehen meine satirischen Texte. Ich nehme mich dabei nicht aus – denn ich bin nicht besser als alle anderen.» Heinrich Heine ist sein Säulenheiliger. Aber auch die Philosophen Adorno und Horkheimer kennt er aus dem Effeff, ebenso die schwarzen Romantiker wie Edgar Allan Poe, Bram Stoker oder Mary Shelley.

Aufgewachsen ist Jan Peters in Goslar, Niedersachsen. Dazu heisst es in der Autorenbeschreibung im «Nebelspalter»: «Jan Peters begann sein Leben in Deutschland. Da der Mensch sich weiterentwickeln soll, wie es immer heisst, zog er später in die Schweiz. Damit auch die Schweiz die Chance zur Weiterentwicklung erhält, schreibt er seit Dezember 2003 für den Nebelspalter.»

Maschinen-Kanone: erster Kontakt mit der Schweiz
Seinen Lebenslauf bezeichnet er selber als ziemlich «zerklüftet»: Nach dem Abitur ging es zuerst zur Bundeswehr – zu jener Zeit, als der kalte Krieg heiss zu werden drohte. «Dort hatte ich meinen ersten Kontakt mit der Schweiz. Wir schossen mit Maschinen-Kanonen von Oerlikon Bührle.» Danach absolvierte er eine kaufmännische Lehre bei Nestlé Deutschland in Frankfurt. In der Firma lernte er seine zukünftige Frau kennen – eine Westschweizerin aus dem Waadtland. 1974 haben sie geheiratet. «Die kaufmännische Lehre gefiel mir eigentlich gut. Doch ich dachte danach, dass kann es nicht gewesen sein.» Also studierte er für das «Höhere Lehramt an Gymnasien». Die Zeit hat er in bester Erinnerung. «Die Frankfurter Universität atmete noch den Geist des grossen Philosophen Adorno. Die akademische Freiheit wehte durch die Hörsäle.» Der Praxisschock kam, als er zum ersten Mal vor einer Klasse stand. Ganz schlimm wurde es, als er seine erste Stelle als Lehrer auf der Insel Fehmarn antrat. «Ich kam aus dem liberalen Frankfurt in eine total autoritäre Schule. Ich hätte da nicht hinfahren sollen, es war das Fiasko meines Lebens. Ein Trauma.» Es dauerte nicht lange, bis er sich mit dem Direktor überwarf. Nach einer Strafversetzung auf eine andere Schule, in der sich das berufliche Desaster fortsetzte, hängte er den schönen Beruf des Lehrers vorerst an den Nagel. Doch was tun? Temporär begann er für einen Umweltverband zu arbeiten.

Der Schwiegervater riet dem jungen Paar schliesslich, in die Schweiz zu kommen. Das taten sie 1988. Jan Peters konnte eine Stelle bei einer privaten Sprachschule in Basel antreten, dort unterrichtete er erwachsene Ausländerinnen und Ausländer. «Das war zunächst eine Konfrontationstherapie für mich persönlich als Lehrer, die dann in menschlichen Erfahrungen der Sonderklasse mündete.» Überhaupt gefällt es ihm in der Schweiz: «Die Deutschen sind Prinzipienreiter. Die Schweizer sind viel pragmatischer.» 1991 zog er mit seiner Frau nach Kaiseraugst, seit 1995 ist er Schweizer Bürger. Einige Jahre hat er sich als Präsident der SP des Bezirks Rheinfelden engagiert und gehörte zum Redaktionsteam der Parteizeitung der SP Aargau. «So kam ich überhaupt zur Satire.» Denn seine satirischen Texte, die er für diese Publikation schrieb, erfreuten sich grosser Beliebtheit.

Nach seiner Zeit als Lehrer in der Erwachsenenbildung wechselte er als Texter zur Medizinaltechnik-Firma Stratec Medical. Er fand grossen Gefallen an seinem Job als «Corporate Editor». Weitere Stationen waren die Institut Straumann AG und schliesslich die Camlog Biotechnologies AG. Seit 2013 ist er pensioniert. Doch die Arbeit an seinen Texten geht ihm nicht aus. Wer aber fragt, ob bereits ein nächstes Buch in Planung sei, kennt Jan Peters schlecht: «Ich plane nichts. Planen ist etwas für Anfänger. Meine Texte entstehen organisch.»

www.jan-peters.ch


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