«Die Situation ist prekär»

  22.08.2019 Brennpunkt, Rheinfelden, Natur

Das hat es in Rheinfelden noch nie gegeben: In diesem Sommer mussten im Stadtgebiet schon rund ein Dutzend Bäume aus Sicherheitsgründen gefällt werden. Selbst grüne Äste drohen abzubrechen.

Valentin Zumsteg

Es war vor einigen Tagen, als auf dem Parkplatz des Rheinfelder Strandbades ein grosser Ast eines Kastanienbaums abbrach und ein Auto beschädigte. Das Besondere dabei: «Der Ast war nicht dürr, er trug Blätter», erklärt Paul Näf, Leiter der Gärtnergruppe des Rheinfelder Werkhofs. Dieser Vorfall ist symptomatisch. Die heissen und trockenen Sommer machen den Bäumen – vor allem im Stadtgebiet – arg zu schaffen. «Die Situation ist prekär. Es ist bereits der dritte Sommer mit hohen Temperaturen und wenig Niederschlägen. Wir beobachten die Bäume gut, aber ein Grünastbruch ist nicht vorauszusehen», erklärt Alex Neeser, Baumpfleger bei der Stadt Rheinfelden.

«In diesem Ausmass noch nie erlebt»
Zwar kann man den Eindruck erhalten, dass dieser Sommer etwas weniger extrem ist als derjenige vor einem Jahr. Paul Näf verweist aber auf eine Niederschlags-Statistik, die er für Rheinfelden führt: Gemäss dieser fielen von Januar bis Ende Juli 2016 rund 730 Liter Regenwasser pro Quadratmeter, 2017 waren es in der gleichen Periode 519 Liter, ein Jahr später 546 Liter und 2019 notierte er nur noch 422 Liter.

«Die Bäume leiden unter der Trockenheit und der Hitze. In diesem Ausmass, wie wir es jetzt feststellen, habe ich es noch nie erlebt», erklärt Neeser. Im Hitzesommer 2003 sei es weniger extrem gewesen, da damals die Bäume noch über Reserven verfügt hätten. «Jetzt stehen sie unter Dauerstress. Der Grünastbruch ist ein Schutzmechanismus des Baums», so Neeser.

Baumbestand erhalten und nach Möglichkeit vergrössern
Aus Sicherheitsgründen mussten in diesem Sommer so viele Bäume wie noch nie in den Rheinfelder Grün- und Schulanlagen gefällt werden, zum Beispiel beim Kindergarten Robersten, beim Robersten-Schulhaus oder beim Stadtpark Ost. «Bisher waren es zwischen 10 und 15 Bäume», erklärt Paul Näf. Auch die grosse Eiche bei der Zufahrt zum Sole-Uno-Parkhaus soll diesen Herbst gekappt werden, sie ist von einem Pilz befallen. «Im Engerfeld hatten wir eine Hainbuche, die innerhalb von wenigen Wochen dürr wurde. Die mussten wir auch fällen», erzählt Näf. Er betont, dass jeweils ein externer Gutachter beigezogen werde, bevor es zur Baumfällung komme. Zudem gebe es in der Regel eine Ersatzpflanzung.

«Ziel ist es, den Baumbestand zu erhalten und nach Möglichkeit zu vergrössern», schildert Alex Neeser. Werden neue Bäume gepflanzt, dann sind es Arten, welche die Hitze und die Trockenheit besser vertragen. Neeser und Näf sind überzeugt, dass die aktuelle Situation kein vorübergehendes Phänomen ist: «Deshalb müssen wir schon jetzt Bäume setzen, welche mit dem Klimawandel umgehen können.»


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