Kaum Ausbau beim öffentlichen Verkehr im Fricktal

  16.07.2019 Aargau, Fricktal

Mehrjahresprogramm Aargau in Abhängigkeit von Bern

Der Regierungsrat unterbreitet dem Grossen Rat das Mehrjahresprogramm öffentlicher Verkehr. Dabei geht es um eine Gesamtplanung für die nächsten 10 – 30 Jahre. Wichtige Verbesserungen im Fricktal werden auf 2050 vertagt.

Walter Herzog

Das Mehrjahresprogramm öffentlicher Verkehr 2020 (öV) gibt einen Überblick über die gesetzlichen und verkehrspolitischen Grundlagen im Kanton Aargau. In den letzten Jahren konnten Verbesserungen beim Bahn- und Busangebot sowie bei den dazugehörenden Infrastrukturen umgesetzt werden. Es bleibt aber in einzelnen Regionen noch sehr viel zu tun, gerade im Fricktal. Aufbauend auf der aktuellen Situation und abgestimmt auf die zukünftige Entwicklung des öV im Kanton stehen dabei die vom Bund erarbeiteten Entwicklungsschritte STEP 2025 und STEP 2035 im Vordergrund. Die Regionalplanungsverbände waren im Aargau an der Entwicklung des Mehrjahresprogramms öV beteiligt.

Mit der Inbetriebnahme der Durchmesserlinie im Jahre 2015 profitierte das Fricktal von zusätzlichen Verbindungen in den Hauptbahnhof Zürich, da der Flugzug seit Dezember 2016 nicht mehr über die Verbindungslinie Zürich Altstetten–Zürich Oerlikon fährt. Weitere Verbesserungen erfuhr das Fricktal hingegen nicht, da die SBB vor allem aus technischen Gründen (Engpässe Bahnhöfe Bern und Basel, Kapazitätsengpässe Heitersberg und Hauenstein usw.) den Ausbau des Personenfernverkehrs auf gewissen Hauptachsen zurückstellte.

S-Bahnen Aargau
Der Kreditbeschluss des Grossen Rats zur S-Bahn Aargau im Jahre 2014 war der Startschuss für den Ausbau der S-Bahn Aargau. Seit Anfang 2014 konnten verschiedene Gleis- und Perronanlagen entlang der Nationalbahn Zofingen – Lenzburg, im Freiamt und auf der Heitersbergachse Aarau – Lenzburg – Zürich erweitert werden. Auch das wichtigste Element zur Fertigstellung der S-Bahn Aargau, der durchgehende Vierspurausbau Olten – Aarau mit Eppenbergtunnel, liegt im Terminplan und wird bis Dezember 2020 realisiert. Wie die Zahlen zeigen, erfolgte jedoch im Fricktal in den letzten 12 Jahren kein Ausbau bei der Anzahl Züge zwischen Stein und Basel und ist auch im Moment kein weiterer geplant.

Kapazitätsengpässe im Schienenverkehr
Auf den Hauptachsen bestehen weiterhin zu wenig Kapazitäten für die nachfragegerechte Weiterentwicklung des Fern-, S-Bahn- und Güterverkehrs. Im Nord-Süd-Korridor zwischen Basel und Stein-Säckingen schränkt der sehr grosse Güterverkehr das mögliche Angebot im Personenverkehr deutlich ein. Ein Ausbau der Kapazitäten wäre dringend angezeigt. Das Projekt STEP 2025 steht nun bereits in der Realisierungsphase, wird jedoch sowohl im Personenfernverkehr als auch im S-Bahnverkehr im Aargau nur kleinere Veränderungen bringen. Im Fricktal werden die beiden heutigen InterRegio-Züge in Rheinfelden, Möhlin (voraussichtlich ab 2025), Stein-Säckingen (spätestens ab 2021) und Frick halten. Ein zusätzlicher Ausbau ist jedoch auch nicht im nächsten Ausbauschritt STEP 2035 vorgesehen! Dies obwohl die Nachfrageprognosen die geforderten Nachfragewerte erfüllten. Dies betrifft den Ausbau der S-Bahnlinie Basel – Rheinfelden zum 15-Min.-Takt mit dazugehörendem Mehrspurausbau Pratteln – Rheinfelden. Offenbar war hier der politischen Druck nicht vorhanden oder zu schwach.

Neue Bahnhaltestelle Sisseln
An der Erschliessung der wirtschaftlichen Entwicklungsschwerpunkte im Aargau mit dem öffentlichen Verkehr besteht auch ein kantonales Interesse. Das Departement Bau, Verkehr und Umwelt erarbeitet daher, aufgrund einer überwiesenen Motion im Grossen Rat (Roland Agustoni), die Grundlagen für einen Grundsatzentscheid zu einem öV-Ausbau im Raum Stein-Säckingen – Laufenburg/– Frick. Im Zusammenhang mit der Angebotsverdichtung Laufenburg – Stein-Säckingen soll eine Bahnhaltestelle Sisseln am südlichen Rand des Sisslerfelds zur besseren Erschliessung des Entwicklungsschwerpunkts geprüft werden.

Auch eine Verbesserung der Infrastruktur der öV-Drehscheiben an den Bahnhöfen ist im Aargau geplant. Mit Rheinfelden im Jahr 2024, Laufenburg 2026 und Frick, Kaiseraugst und Möhlin im 2027 stehen diese jedoch am Ende der Liste.

Muss das Fricktal warten bis 2050?
Erst mit dem Ausbau der Streckenkapazitäten im Fricktal und auf der West-Ost-Hauptachse durch den Aargau beziehungsweise der damit verbundenen Verlagerung vieler Fernverkehrszüge auf die Neubaustrecke Rupperswil – Zürich Altstetten werde Platz frei für die Verlagerungen des Güterverkehrs von der Stammlinie via Baden – Brugg auf die Heitersberglinie, heisst es im Bericht. Und erst diese Verlagerungen des Fern- und Güterverkehrs ermöglichten den weiteren S-Bahnausbau im Kanton Aargau. Erst das ferne Zukunftsprojekt «STEP 2045» spricht daher vom wichtigen Angebotsausbau, dem 15-Min.-Takt im Fricktal von Basel bis Rheinfelden und erst die Planung 2050 erwähnt den Ausbau zum 15-Min.-Takt bis Stein-Säckingen und den 30-Min.-Takt nach Laufenburg und Frick.

Wenn man die heute bereits zum Teil überlastete Situation beim öV und im Strassenverkehr anschaut und davon ausgeht, dass die Bevölkerungszahl und die Verkehrsströme im Fricktal in den nächsten 30 Jahren deutlich zulegen werden, ist dies eine lange, sehr lange, wohl zu lange Wartezeit.


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