Die Tücken des Rheinschwimmens
23.07.2019 Rheinfelden, SteinIn den letzten Wochen kam es im Fricktal wiederholt zu tragischen Badeunfällen. Beim Baden im Fluss ist Vorsicht geboten.
Andrea Marti
Rheinschwimmen ist in den letzten Jahren zunehmend beliebter geworden. Auch Fricktaler machen sich immer öfter mit Schwimmsachen und Wickelfisch auf zum Rhein, um Abkühlung zu suchen. Für einige hatte dies in den letzten Wochen tragische Konsequenzen. So geriet ein 16-Jähriger vor rund drei Wochen in eine starke Strömung, die ihn zu einem der Brückenpfeiler der Holzbrücke in Stein trieb. Dort klammerte er sich zwanzig Minuten lang fest, bis die Feuerwehr ihn retten konnte. Der Jugendliche war lediglich unterkühlt und erschöpft. Weniger glimpflich ging das Rheinschwimmen für zwei junge Männer aus, die vor kurzem alkoholisiert bei Stein von einer Brücke sprangen. Von den zwei Männern schaffte es nur einer lebend aus dem Fluss (die NFZ berichtete). Beide Situationen hätten durch Beachtung gewisser Vorsichtsmassnahmen vielleicht vermieden werden können.
Nicht allein oder betrunken schwimmen
Die schweizerische Lebensrettergesellschaft (SLRG) empfiehlt das Schwimmen im Rhein grundsätzlich nur geübten Schwimmern. Aber auch diese sollten vorsichtig sein und niemals alleine im Rhein schwimmen. Denn auch fitte Schwimmer können Schwächeanfälle erleiden. Vor allem bei sehr vollem oder sehr leerem Magen ist diese Gefahr erhöht. «Nid mit vollem Buuch ins Wasser» – die Regel, die jedes Kind in der Badi lernt, gilt auch für alle erwachsenen Rheinschwimmer. Ebenfalls eine Gefahr sind Muskelkrämpfe, die aufgrund von Unterkühlungen auftreten können. Deshalb der Grundsatz: Je kühler das Wasser, desto kürzer das Schwimmen. Da gerade Schwäche oder Krämpfe unvermittelt auftreten können, empfiehlt Daniel Winter von der SLRG Fricktal ausserdem, im Rhein stets eine Schwimmhilfe dabei zu haben. «So kann man sich auch einmal an der Schwimmhilfe festhalten und ein wenig treiben lassen, wenn man merkt, dass die Kräfte ein wenig nachlassen.»
Doch manchen Gefahren können auch Schwimmhilfen nicht beikommen: Besonders, wenn der Unterschied zwischen der Wasserund der Aussentemperatur zu hoch ist, können Kälteschocks auftreten. Deshalb sollte ein Sprung ins Wasser zugunsten von langsamem Angewöhnen vermieden werden. Bei all diesen Regeln gilt noch zusätzlich: Niemals alkoholisiert oder unter Drogeneinfluss schwimmen. Daniel Winter von der SLRG Fricktal warnt ausserdem vor Kurven: Diese zögen einen oft schneller an Land, als erwartet. Dies könne gefährlich werden. Ebenso gemieden werden müssen Brückenpfeiler, da sich neben solchen oft Wirbel befinden, die Schwimmer unter Wasser ziehen können.
Auch Rettung nur vorsichtig
Wenn man als Passant plötzlich merkt, dass sich ein Rheinschwimmer in Not befindet, muss überlegt gehandelt werden. Kopflose Rettungsversuche können besonders für Leute ohne Rettungsbrevet gefährlich werden und schlimmstenfalls nicht nur für den Schwimmer in Not, sondern auch für den Retter tödlich enden. Besser, als selbst ins Wasser zu springen, ist deshalb laut Daniel Winter ein sofortiger Notruf.
Um brenzlige Situationen von vornherein zu vermeiden, sollten Schwimmer die Lage überprüfen. Bei hohem Wasserstand oder starker Strömung muss die Abkühlung im Rhein warten. Vergangene Woche warnte die Polizei Freiburg (D) davor, im Rhein zu schwimmen. Eine Alternative kann begleitetes Rheinschwimmen sein.
«Ebenfalls mehr Gefahren als sonst birgt der Rhein nach starken Gewittern. Bei solchen Ereignissen kann Abwasser infolge Überlastung des Kanalisationssystems ungereinigt in die Flüsse gelangen und das Flusswasser übermässig mit Fäkalkeime verunreinigen», erklärt Martin Märki von der Abteilung für Umwelt des Kantons Aargau. «Durch unabsichtliches Verschlucken von Flusswasser können die Keime dann aufgenommen werden und beispielsweise zu Magen-Darm-Erkrankungen führen. Um dies zu vermeiden, sollte man bis zu drei Tage nach einem Gewitter nicht ins Rheinwasser.»