Bedienungsanleitung einer Schule

  14.05.2019 Möhlin, Schule

Der Ergänzungsbau im Steinli gibt zu reden – wie sehr?

Die Schulraumentwicklung am Standort Möhlin ist wie ein Kunstgemälde: Sie liegt im Auge des Betrachters und über den zu bezahlenden
Preis wird diskutiert.

Ronny Wittenwiler

Das Konstrukt der Möhliner Schullandschaft ist komplex, doch es gibt eine Bedienungsanleitung. Die Fragen dazu wurden am Donnerstag gestellt. Rund achtzig Personen liessen sich von Gemeinderat, Schulpflege und Schulleitern die Pläne und Motive erläutern. Kann sich Möhlin die Gesamtinvestitionen von rund zwanzig Millionen Franken leisten? Sind Konflikte programmiert, wenn künftig alle Oberstufenschüler im Steinli «aufeinandertreffen»?

«Ein Kraftakt»
Dass der Ergänzungsbau im Steinli (13 Millionen) und die Sanierung der beiden Schulhäuser im Fuchsrain (geschätzte 7 Millionen) eine schöne Stange Geld kosten, daraus macht niemand ein Hehl. «Es ist ein Kraftakt», sagte Finanzminister Lukas Fässler. «Das Haushaltsgleichgewicht wird allerdings über die ganze Periode für den Finanzplan bis 2027 eingehalten.» Das Gesamtprojekt mit Neubau und Sanierungen sei zudem jenes mit dem besten Kosten-Nutzenverhältnis. Fässler unterstrich diese Überzeugung mit einem Vergleich: Auf den Neubau für die Bezirksschule zu verzichten und stattdessen die hiesigen Bezirksschüler künftig in Rheinfelden unterrichten zu lassen, käme – Stichwort Schulgeld – mit 1,4 Millionen Franken jährlich teurer, als die jährlich eingerechneten Folgekosten (930 000 Franken) für die nun geplanten Investitionen.

«Aus heutiger Optik ist das Projekt finanzierbar», fasste Fässler zusammen, nicht ohne auf mögliche Eventualitäten einzugehen: «Beeinflussen ausserordentliche Faktoren die Rechnung, müssten wir in den Budgetprozessen entsprechend reagieren und Ausgaben senken oder Einnahmen erhöhen.»

Zeitplan
Karl Eiermann, Ressortverantwortlicher im Gemeinderat, antwortete auf die Frage nach einem möglichen Nein zum 13-Millionen-Kredit für den Ergänzungsbau im Steinli: «Natürlich würde der Schulbetrieb weiter gehen. Doch wir wären gezwungen, Provisorien zu erstellen, weil die Sanierungen der beiden Schulhäuser im Fuchsrain in Angriff genommen werden müssen.» Was dieser Neubau im Steinli mit den Schulhäusern im Fuchsrain zu tun hat, wurde noch einmal erläutert. Durch den Ergänzungsbau im Steinli, in den die Bezirksschule neu einziehen soll, würde der alte Bez-Standort im Fuchsrain für Primarschüler frei. Nicht zum ersten Mal betonten Gemeinderat und Schulpflege, dass die anzugehenden Massnahmen in erster Linie einem «massiven Platzproblem» an den Primarschulen geschuldet seien.

René Berger, Abteilungsleiter Bau und Umwelt, skizzierte das zeitliche Szenario: Nach dem Neubau im Steinli würde die Bezirksschule dorthin verlegt (ab Sommer 2021). Danach soll das alte Bezirksschulhaus im Fuchsrain bis Sommer 2022 saniert (für geschätzte 4,1 Millionen Franken) und von Primarschülern bezogen werden. Danach würde das alte Primarschulhaus im Fuchsrain bis Sommer 2023 saniert (für geschätzte 3 Millionen Franken). Nach Abschluss der Sanierungen würden die Primarschüler auf beide Fuchsrain-Schulhäuser verteilt und der alte Pavillon aus den Neunzigern abgerissen. Dieses Provisorium habe seine Lebensdauer überschritten, sagte Berger.

«Nehmen solche Fragen sehr ernst»
Dass mit dem geplanten Wegzug der Bezirksschule neu im Steinli ein Oberstufenzentrum mit sämtlichen Leistungszügen (Kleinklasse, Real, Sek, Bezirksschule) entstehen soll, sei nicht bloss die Lösung für das Platzproblem an der Primarschule, «der Kanton schlägt solche Zentralisierungen auch vor», betonte Schulpflegepräsident Stephan Müller. Dass Sorgen bestehen, wenn künftig alle Oberstufenschüler an einem einzigen Ort beziehungsweise Pausenplatz aufeinandertreffen – «das nehmen wir sehr ernst», versprach die fürs Steinli verantwortliche Schulleiterin Astrid Zeiner. «Es ist kein Geheimnis, dass das auch eine Herausforderung bedeutet», sagte sie und sprach von Wertvorstellungen, die es zu vermitteln gelte für eine gemeinsame Schule. Den Vorwurf einer Votantin, es entstünde unter dieser neuen Konstellation mit einer gemeinsamen Oberstufe im Steinli eine Ghettoisierung, stellte Zeiner entschieden in Abrede.

Wenig Teilnehmende
Auch kein Geheimnis war an diesem Abend, dass die Mehrheit der Bezirksschullehrer nach wie vor ein Verbleib am alten Standort vorzieht. «Es wird kein eigentliches Bezirksschulhaus mehr geben, das Team wird verteilt. Das tut auch weh», sagte ein Bezirksschullehrer. Er war einer von deutlich weniger als einhundert Teilnehmern an dieser von Adrian Kohler moderierten Dialogveranstaltung. Viele Plätze blieben leer – obschon am 27. Juni über enorm viel Geld und eine wesentliche Neuausrichtung in der Schullandschaft abgestimmt wird. Die Schulraumentwicklung gibt zu reden
– doch wie sehr? Womit wir wieder bei der Kunst wären. Sie liegt nicht nur im Auge des Betrachters, manchmal bewegt sie auch keine Massen.


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