Mehr als bloss ein Strohfeuer

  08.03.2019 Möhlin, Rheinfelden

Es ist zum Heulen. Auch in Möhlin-Ryburg war vorgestern Schluss mit lustig. Aber so richtig witzig.

Ronny Wittenwiler

Zwanzig Tage Jubel, Trubel, Heiterkeit, dann gab es einen Knall – und der letzte Narr, auf Stroh gebettet, unten auf dem Ryburger Freiheitsplatz, ging schon bald in Flammen auf. Alle kamen sie vorher noch einmal zusammen, in diesen schwärzest-schweren Abendstunden des Aschermittwochs, doch als sich dann streng nach Protokoll auch noch der «Bürkligeischt» aus dem Staub machte, zurück in seine «feuchten Gemäuer am alten Rhenus», spätestens da war allen klar: Das wird nichts mit einer Verlängerung der Fasnacht hierzudorfe. Und so gaben die Menschen einander Halt, vom Gemeindeammann bis zum Jungtambour, liessen das Ende tapfer über sich ergehen, da plötzlich setzte der Pfarrer noch einen drauf: «Lasst es raus, es tut gut.»

Jahr für Jahr ist der Aschermittwoch der Fasnachtzunft Ryburg auf dem Freiheitsplatz vor dem Narrenbrunnen einfach nur zum Heulen. Und das ist gut so. Schluss mit lustig? Das kann manchmal richtig witzig sein.

Keine Fasnacht ohne die vielen Helfer
Steve Krebs, Zunftmeister, vergass jedoch beim letzten Akt der diesjährigen Fasnacht nicht, sich bei all denen zu bedanken, die sich vor und während der närrischen Tage immer wieder ins Zeug legen, um aus ebendieser Fasnacht einen Anlass zu machen, der weit über die eigenen Dorfgrenzen hinaus von sich reden macht. «Doch», sagte er, «doch was wären all diese Veranstaltungen und die beiden prächtigen Umzüge durchs Dorf ohne das Publikum?» Es sei übrigens der 94. Umzugsjahrgang gewesen, der heuer über die Bühne ging, liess Gemeindeammann Fredy Böni verlauten, der von den Fasnächtlern den Schlüssel zur Regentschaft nach knapp drei Wochen wieder empfangen durfte. Nicht ganz überraschend erwischte es ebenfalls am Aschermittwoch die Meler Galgevögel oben im Dorf: Aus die Maus, Schlüssel weg, und als wär’ das nicht alles schon schlimm genug, ging auch ihr letzter Narr in Flammen auf. Joggeli hiess der Gute. Junge komm’ bald wieder? Nun, ganz so ausgeschlossen ist das nicht. Am 6. Februar 2020 ist wieder 1. Faisse.

Und unten bei den Ryburgern, sprach einer: «Ihr dürft jammern. Aber ich wäre nicht euer Pfarrer, liebes Narrenvolk, wenn ich nicht auch eine tröstliche Botschaft an euch hätte, nämlich, dass die Fastenzeit vorübergeht, Ostern die Fastenzeit abschliesst und wir die Auferstehung feiern dürfen.» Man notiere: Bei allem Ulk, einmal mehr liess es sich der christkatholische Pfarrer Christian Edringer nicht nehmen, den Menschen an Aschermittwoch eine Botschaft mit auf den Weg zu geben, die weit über das Närrische allein hinausgeht.

 


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