Werner Habermacher ist mit Leib und Seele Förster

  02.12.2018 Persönlich, Wölflinswil

Die Pensionierung ist nicht mehr fern

Seit knapp 40 Jahren ist Werner Habermacher in Wölflinswil Förster. Viel hat sich in dieser Zeit auch im Wald verändert, einiges zum Guten, anderes etwas weniger vorteilhaft. Im nächsten Jahr wird er in den verdienten Ruhestand treten. Der Natur will er aber verbunden bleiben. Sie bedeutet einen grossen Teil seines Lebens.

Hans Zemp

Wenn man mit dem Wölflinswiler Förster Werner Habermacher spricht, fällt seine wache, aufgeschlossene Betrachtungsweise, die ihm eigen ist, sehr auf. Als wäre es erst gestern gewesen, erinnert er sich daran, wie er als sechzehnjähriger Bursche in Zofingen die Forstwartlehre begann. In seinem Vertrag stand damals etwa auch, dass der Lehrling Beil, Schäleisen und den italienischen Ziehgertel in die Lehre mitbringen musste. Auch einen Helm kaufte er sich damals, obwohl dieser befremdend wirkte, weil die älteren Männer im Wald damals nichts dergleichen aufsetzten. Werner Habermacher erinnert sich an Männer, die mit 70 Jahren noch im Wald mitarbeiteten, Holz schälten. In den Monaten November bis März war Holzfällen angesagt. Dann begann das Aufrüsten. Mit Pferden rückte man die Fichten und Tannen an die Wege.

Die Motorisierung im Wald setzte in den frühen siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts ein. Bei der Holzabfuhr aus dem Wald waren die Lastwagen noch von Hand zu beladen. Langholz wurde mit Seilwinden auf das Gefährt gebracht.

Förster ist ein Traumberuf
Nach den Stürmen 1966 und 1967 lag viel Schadholz am Boden. Werner Habermacher besuchte damals noch als Schüler den Berufsberater. Dieser war ihm aber keine Hilfe, erinnert er sich. Vielmehr löste dieses viele Sturmholz seinen Berufsentschluss aus. 1977 hat Werner Habermacher den ersten Vollernter in Finnland gesehen. Viele Fachleute glaubten damals, dass diese Geräte in der Schweiz nicht brauchbar seien. Dreizehn Jahre später traf man sie aber in unseren Wäldern im Einsatz.

In seinem Forstrevier standen im Jahre 1980 noch zwölf bis fünfzehn Leute vollbeschäftigt im Einsatz. Heute sind es noch deren zwei bis vier. Und man muss erst noch Zusatzarbeiten übernehmen, dass die Forstrechnung nicht allzu rot abschliesst. Ohne die umfangreichen Hilfsmittel und teuren Maschinen wäre dies schlicht nicht denkbar, ist Werner Habermacher überzeugt. Aber es sei klar, die schweren Maschinen gehören auf die Strassen und Wege und nicht in die Waldbestände.

Die Zusammenarbeit mit den Behörden war für den Wölflinswiler Förster interessant und das kleinste Problem. «Man lässt dem Förster weitgehend freie Hand.»

Der Wald ist ein spannender Lebensraum
Die Entwicklung der Vorstellung über den Wald von damals war nicht voraussehbar. «Der Wald ist nach wie vor ein spannender Lebensraum, wenn man mit offenen Augen durch ihn geht. Man sieht immer Neues und auch wie er funktioniert», meint Werner Habermacher. Das Bewusstsein der Leute habe sich verändert. Was früher Holzproduktionsstätte war, ist heute Erholungsraum, Lebensraum für die vielfältigste Fauna und Flora, aber auch für den Menschen, wenn man etwa an das Trinkwasser denkt.

Werner Habermacher hat in seiner Zeit als Förster einige Lehrlinge ausgebildet. Es hat ihm viel Freude bereitet, diese in den Beruf zu begleiten. Etwas nachdenklich stimmt ihn, dass heute viele junge Leute die Lehre abbrechen. Das Positive überwiege aber deutlich.

Die Veränderung des Forstreviers in den letzten 22 Jahren hat viele Anforderungen neu gestellt. Heute werden etwa 1000 Hektaren Wald aus Wölflinswil, Oberhof, Herznach und Ueken besorgt. Auch der Kontakt zur Bevölkerung hat neue Ebenen eröffnet.

Seit 1986 kennt man in seinem Revier die Lebensbaumgeschichte. Jeder Jahrgang erhält eine bestimmte Fläche des Waldes zugeteilt, kann diesen besuchen und beobachten, was alles passiert.

Die Arbeit des Försters hat sich verändert
Heute ist der Förster Betriebsleiter und organisiert die vielen organisatorischen Belange. Die Kundenbeziehung, der Kontakt mit den Leuten im Holzhandel muss bei den angespannten Holzpreisen gepflegt werden. Sonst wird der Absatz noch kleiner. Auch nutzen sehr viele Leute den Wald für ihre Bedürfnisse.

Welche Bäume werden bei uns die nächsten 50 Jahre überdauern? Aktuell haben Esche, Buche und Fichte Probleme. Der Förster hat auch Alternativen zu finden, um den Wald zu erhalten. Hier setzt Werner Habermacher seit Jahren auf Eichen. Die Eichendurchmischung trifft man in «Habermachers Waldungen» oft an. Man muss ebenso den überalterten Wald verjüngen. Dies ist sein Glaube an die Zukunft. «Der Beruf Förster ist und bleibt für mich wichtiger Teil meines Lebens. Die Arbeit des Försters wird geschätzt», blickt er zurück. Auch nach seiner Pensionierung Ende Februar 2019 wird das so sein. Allerdings ohne Verantwortung. Dreinreden wird er seinem Nachfolger keinesfalls, lacht er.

Die Zukunft wird sicher vielfältig
Der noch rüstige Mann freut sich auch auf die kommenden Jahre. Entsprechend viele Pläne hat er denn auch. Seine Familie wird ihn mehr beanspruchen können, was sicher seine Enkelkinder schätzen werden. «Auch um das 1980 gebaute Haus herum will ich noch einiges machen.» Ein gehöriges Steckenpferd sind ebenso seine vielen Bienen. Hier denkt er daran, auch Kastanienhonig und solchen von Alpenrosen, ja generell von Alpenblumen zu machen. Seine Kaninchen bringen auch schöne Abwechslung für die Enkel. «Sie sind die Haustiere, aber nicht die Tiere im Haus.»

Reisen in die nähere und weitere Welt soll ihm und seiner Gattin Esther ebenfalls Abwechslung bringen. Am 1. März 1979 hat Werner Habermacher in Wölflinswil seine Arbeit aufgenommen. Am 1. März 2019 wird er sie nach 40 Jahren beenden und den unruhigeren Pensioniertenabschnitt beginnen.


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