Von der Landwirtin zur Pflegefachfrau

  08.12.2018 Persönlich, Stein

Über Umwege kam Maggie Leimgruber zur Spitex Fricktal, bereut hat sie es nie

Maggie (Margreth) Leimgruber hat sich der Pflege von Menschen verschrieben. Seit 1992 arbeitet sie als Krankenpflegerin, seit Juni ist sie Standort- und Teamleiterin der Spitex Fricktal AG im Standort Stein. Dort ist sie zuständig für die Gemeinden Eiken, Mumpf, Münchwilen, Obermumpf, Sisseln, Stein und Wallbach.

Hildegard Siebold

Maggie Leimgruber ist eine sehr zierliche Person. Kaum vorstellbar, dass sie einst den Beruf der Landwirtin erlernte. 1959 in Gipf-Oberfrick geboren, wurde sie mit vier Schwestern und zwei Brüdern als ältestes Kind der Familie auf einem Bauernhof gross. Das Leben mit den Tieren und in der Natur gefiel dem Mädchen. Mit 14 Jahren machte sie die Traktorprüfung. Und wählte nach der Schule den Beruf der Landwirtin. Dass sie damals in ihrem Jahrgang die einzige Frau war, empfand sie nicht als Problem. «Es war für mich nicht ungewöhnlich, in einer Männerdomäne zu sein», erinnert sie sich an ihre Ausbildung zurück. Die zweijährige Lehrzeit war sehr praxisorientiert, neben der Arbeit auf dem Bauernhof besuchte sie einmal pro Woche den Unterricht an der Landwirtschaftsschule. Das erste Lehrjahr absolvierte sie zuhause in Gipf-Oberfrick, danach lebte und arbeitete sie ein Jahr lang auf einem Bauernhof in Bettwil. Zwei weitere Ausbildungsjahre folgten bis zur Prüfung zur diplomierten Landwirtin. Den Sommer über arbeitete sie auf einem Bauernhof, im Winter ging sie zur Schule. Nach Abschluss ihrer Ausbildung fand sie eine kantonale Anstellung als Betriebshelferin. Wo immer ein Bauer wegen Krankheit oder Militärdienst ausfiel, sprang Maggie Leimgruber ein. «Das war schon eine grosse Herausforderung, alle ein bis zwei Wochen irgendwo anders zu arbeiten», erzählt sie.

Spannende Zeit in Kanada
Nach einem Jahr wechselte sie zur Firma Maag, der damalige Leader für Pflanzenpflege- und Pflanzenschutz-Produkte in der Schweiz. Die Versuche mit Spritzmittel waren für sie ein anderes, spannendes Metier im Bereich der Landwirtschaft und zum ersten Mal seit ihrer Ausbildung wurde sie sesshaft in Dielsdorf bei Zürich. Drei Jahre blieb sie dort, in denen sie sich eine achtmonatige Auszeit nahm, um nach Kanada zu gehen. Über eine internationale Austauschorganisation fand sie eine Anstellung auf einer Getreidefarm. Rund 800 Hektar bewirtschaftete sie ganz alleine mit ihrem Chef. So irgendwo hinzukommen, diese weiten Flächen, das Neue, die Traktoren, Lkws und Mähdrescher in ganz anderen Dimensionen, waren äusserst spannend für die junge Frau. Wieder zurück, hielt es sie nicht lange in der Schweiz. In Kanada hatte sie junge Leute aus Schweden kennengelernt. Durch ihre Vermittlung ging sie ein Jahr nach Schweden und arbeitete in einem landwirtschaftlichen Milchbetrieb. Englisch sprach sie gut nach ihrem Kanada-Aufenthalt. Die Schweden wiederum sprachen alle englisch und bald sprach sie auch Schwedisch. So war die Verständigung kein Problem.

Sesshaft in Stein
Als sie zurück kam in die Schweiz, stiess sie als Frau in einem Männerberuf zum ersten Mal auf Vorurteile. Weil sie eine Frau im gebärfähigen Alter war, erfuhr sie auf einige Bewerbungen eine Absage. So kam sie über Umwege zum Pflegeberuf und machte eine Zweitausbildung. Die Zeit zurück in der Heimat nutzte sie auch wieder für ihre sportlichen Ambitionen. «Immer, wenn ich da war, ging ich zum Turnen in die Damenriege in Gipf-Oberfrick», erzählt sie. Bei einem Turnkurs lernte sie ihren Mann Walter kennen. Beide zog es hinaus in die Welt. Nach ihrer Ausbildung als Krankenpflegerin FASRK, gingen sie drei Monate nach Amerika und bereisten das Land. Und vor der Hochzeit 1989 erkundeten sie acht Wochen lang Australien in einem kleinen Campingbus. «Da wussten wir, dass wir es miteinander aushalten können», sagt Maggie Leimgruber. Und die Hochzeitsreise? «Die führte uns mit Freunden aus Schweden durch die Schweiz», schmunzelt sie. 1990 zog das Paar nach Stein, dem Heimatort von Walter Leimgruber. Dort kam im September Tochter Daniela auf die Welt, gefolgt von Miriam 1992 und Sandra 1995. Und dort fand sie zum damaligen Krankenpflegeverein, aus dem später die Spitex Fricktal AG hervorging. Eines Tages stand der Präsident des Krankenpflegevereins vor ihrer Tür. Er suchte dringend Pflegekräfte über Weihnachten. Zuerst half Maggie Leimgruber stundenweise aus, im Mai 1993 folgte die Festanstellung. «Ich bekam von meinem Arbeitgeber den Raum, den ich für meine Familie brauchte und bekam die Möglichkeiten mich bis zur Pflegefachfrau HF weiterzubilden», erzählt sie. Heute ist sie froh, dass alles so gekommen ist. Auch als Standort- und Teamleiterin ist die Pflegefachfrau HF immer am Ball und kann ihre Erfahrung an ihr 25-köpfiges Team weitergeben.

«Joggen macht den Kopf frei»
Und auch im sportlichen Bereich gibt sie ihre Erfahrung gerne weiter. Sie hat beim DTV Stein nicht nur vor 22 Jahren das Kinderturnen gegründet, sondern seit Herbstbeginn ist sie die Hauptleiterin vom Ü 35-Training für Frauen. Und dann sind da noch die Laufschuhe. Sie sind immer und überall dabei. Laufen ist für Maggie Leimgruber etwa so alltäglich wie Zähneputzen. Vier bis fünfmal schnürt sie die Laufschuhe pro Woche, joggt am Rhein entlang oder über den Berg, auch im Urlaub. Seit sie Kinder hat, läuft sie mit Begeisterung, geniesst die Landschaft, die Natur und die Bewegung. «Joggen macht den Kopf frei», sagt sie. Und auch wenn ihre Teilnahme an Laufveranstaltungen zusätzliche Motivation sein mag, joggt sie für sich, weil es ihr einfach richtig guttut. Aber nicht zu vergessen, ohne die Unterstützung von ihrem Ehemann in der Kinderbetreuung wäre dies alles nicht möglich gewesen.


Selbständigkeit fördern

Die Bezeichnung Spitex, Abkürzung für «spitalexterne Hilfe und Pflege», ist eine Bezeichnung für die Hilfe und Pflege zu Hause. Spitex-Organisationen fördern, unterstützen und ermöglichen mit ihren Dienstleistungen das Wohnen und Leben zu Hause für Menschen aller Altersgruppen, die der Hilfe, Pflege, Betreuung, Begleitung und Beratung bedürfen. Die Idee ist, dass Personen bis zu einem gewissen Grad zu Hause in einem vertrauten Umfeld von ausgebildetem Krankenpflegepersonal unterstützt, betreut und versorgt werden können und so die Selbständigkeit und Unabhängigkeit der betreuten Person lange gefördert wird und erhalten werden kann.


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