«In meinen Anfängen war ich ein richtig harter Hund»

  09.08.2017 Handball, Möhlin, Sport, Porträt, Unteres Fricktal

Damit ist der 41-jährige Ruflin nun zur Leitung von MU15-MU19 Elite berechtigt sowie zur Leitung von Teams der jeweils zweithöchsten Ligen des Landes bei den Männern (NLB) und Frauen (Spar Premium League 2). Der seit zwei Jahrzehnten beim TV Möhlin wirkende Handball-Förderer musste zuvor eine 23 Seiten umfassende schriftliche Arbeit verfassen, um überhaupt zum zweiten Teil des Kurses zugelassen zu werden. Der Vater von zwei Kleinkindern und Geschäftsführer eines Gartenbau-Unternehmens fungiert derzeit als Assistenztrainer in der MU17 (Inter SG Möhlin/Magden) zwar eher an zweiter Stelle, behält aber dadurch den Kontakt zur Mannschaft. Ruflin kann sich gut vorstellen, später wieder vermehrt Aufgaben und mehr Verantwortung im Juniorenbereich zu übernehmen.

Werdegang an der Seitenlinie
Ruflin hat mit 18 Jahren den J+S-Grundkurs absolviert und war danach immer als Trainer im Dienste des TV Möhlin tätig. Zuerst zusammen mit Max Soder, dem Vater von Ex-NLB-Spieler Sandro Soder, und danach bald allein an der Seitenlinie. Die Teampalette war bunt: Interklassen von MU15 bis MU19, das «DRÜ», die Damen und auch die Juniorinnen zählen dazu. Ruflin war auch schon im Vorstand und in der technischen Kommission aktiv. Letzteres behagte ihm aber nach eigenen Aussagen nicht, er sei dann schon lieber aktiv in der Halle. Weiter zählt Ruflin zu den Pionieren für die «Baranoia» und wirkt bei der grossen TVM-Party jeweils als OK-Mitglied an vorderster Front mit.

Auf die Frage, was ein Trainer vermitteln und anstreben solle, sagt er: «Das Handball-Wissen weitergeben ist das eine, wichtig sind für mich aber auch Verhaltensregeln. Ich lege grossen Wert auf Respekt und ein Miteinander und auch, dass die Jugendlichen das Vereinsleben kennenlernen und schätzen. Sie sollen sich wohlfühlen. Sie sollen aber auch einen Leistungsgedanken vermittelt bekommen, welchen sie nicht nur im Sport gebrauchen können. Eine ehrgeizige Haltung bringt dich auch in der Schule oder im Berufsalltag weiter. Sehr wichtig finde ich, dass du die jungen Leute begeistern kannst. Man muss sie abholen und mit dem eigenen Handball-Virus anstecken. Man muss ihnen die eigene Begeisterung und Leidenschaft zeigen können. In meinen Anfängen als Trainer war ich ein richtiger ‹harter Hund›, jetzt bin ich ruhiger geworden. Obwohl, wenn nötig, kann ich immer noch sehr fordernd sein und laut werden». Und fügt schmunzelnd bei: «Es haben schon einige Male die Wände gezittert, wenn ich mal richtig Gas gegeben habe.»

Sorgen und Nöte als Handballlehrer?
Marco Ruflin findet: «Die jungen Menschen haben es heute schwieriger als noch vor zwanzig Jahren. Man spürt, dass sie viel ‹abgelenkter› sind als früher. In der Regel zählen die Jugendlichen neben dem Handball noch andere Hobbys zu ihren Aktivitäten, weshalb es immer schwieriger wird, die Spieler dazu zu bringen, sich nur aufs Handball spielen zu konzentrieren. Zudem nimmt der Leistungsdruck in der Schule oder in der Berufslehre zu». Hier nun vernünftig und doch erfolgsorientiert anzusetzen, die Mentalität des Nachwuchses zu beeinflussen, scheint anspruchsvoller zu werden. Ruflin ergänzt in diesem Zusammenhang: «Ich kann nicht gut verlieren und möchte eigentlich immer gewinnen! Niederlagen, welche durch mangelnde Teamleistung zustande gekommen sind, beschäftigen mich auch heute immer noch. Niederlagen, bei welchen man als Team, mit vereinten Kräften alles gegeben hat, beschäftigen mich hingegen kaum mehr. Am meisten bedrückt es mich, wenn die Chemie im Team nicht stimmt. Ich habe es gerne harmonisch und möchte mit den Junioren auch eine gute Zeit verbringen, welche ich ja als Coach und Mensch begleiten darf».
Und was wünscht sich Ruflin für die Zukunft, für sich selbst? «Ich wünsche mir natürlich, dass viele jüngere Personen ebenfalls die Trainerkarriere in Möhlin wählen und wir für die nächsten Jahre hinaus junge Sportler zu Handballspieler formen können. Es braucht immer ein gutes und breites Trainerteam in allen Mannschaften, denn nicht nur in Schule und Beruf stehen alle unter Druck, auch die Trainer selbst. Deshalb macht es mehr Spass, wenn man die Arbeit auf verschiedenen Schultern verteilen kann. Für mich persönlich ist das Trainieren einer Mannschaft aber vor allem noch sehr wichtig als Ausgleich zu meinem fordernden Berufsalltag. Ich habe immer wieder mal auch schwierige Tage und dann kann man im Training auf andere Gedanken kommen und muss nicht mit schlechter Stimmung nach Hause. Das ist auch meine Motivation aktuell, denn zeitlich liegt ein Traineramt neben meiner beruflichen Auslastung eigentlich gar nicht drin.» (mgt)


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