Laufenburg und seine Altstadt bedeuten Fredi Künzli viel

  17.03.2017 Laufenburg, Porträt, Oberes Fricktal, Persönlich, Natur

Von Dieter Deiss

Er ist ein Laufenburger Urgestein, der zusammen mit seiner Frau Angelika an der Laufengasse wohnhafte Fredi Künzli. Hier konnte er vor vielen Jahren eine direkt an den Rhein grenzende Liegenschaft erwerben, in der früher einmal bereits sein Grossvater gewohnt hatte. Von deren Terrasse geniesst man einen wunderbaren Blick auf den heute ruhig dahinfliessenden Strom bis hinunter zum Kraftwerk und flussaufwärts bis zum berühmten Laufenburger Rheinknie. Kaum mehr vorstellbar, dass sich hier vor dem Kraftwerkbau, also vor mehr als hundert Jahren, der Strom mit wildem, lärmigem Getöse durch das felsige Hindernis zwängte. Welch prächtiges, oftmals bestimmt auch bedrohliches Schauspiel für die damaligen Bewohner der Liegenschaften an der Laufengasse! Einen idealeren Wohnsitz für einen leidenschaftlichen Angler gibt es wohl kaum, kann doch Künzli direkt von seinem kleinen Gärtchen aus den Angelhaken auswerfen.

 

Die lange Tradition der Künzlis

Obwohl bei Künzlis jede Woche einmal ein Fisch-Menu auf den Tisch kommt, habe er im Moment freilich etwas wenig Zeit, seinem geliebten Hobby nachzukommen. Statt mit der Rute zu fischen ist er aktuell vorwiegend mit der Administration der Fischerei beschäftigt. Fredi Künzli gehört nämlich seit 22 Jahren dem Zunftrat der Fischerzunft Laufenburg an und ist seit sechs Jahren deren Zunftmeister. Momentan befasst er sich intensiv mit der Zunft-Geschichte. Hervorgegangen ist die heutige Zunft aus dem Anglerclub Laufenburg. Offensichtlich wegen des Ausbruchs des 1. Weltkrieges stellte der Verein seine Aktivitäten ab 1914 ein. Im Protokollbuch des Anglervereins ist dann 1919 nachzulesen, dass es eine Neugründung gegeben hat. Fortan nannte sich der Verein Fischerzunft der Stadt Laufenburg.

 

Fredi Künzli wurde die Liebe zum Fischen bereits in die Wiege gelegt. In einem Mitgliederverzeichnis der Fischerzunft aus dem Jahre 1925 ist nämlich auch ein Alfred Künzli aufgeführt. Dies sei sein Grossvater gewesen, erzählt uns Enkel Fredi, dessen Taufname übrigens auch Alfred ist. Sein Grossvater sei im Zusammenhang mit dem Kraftwerkbau nach Laufenburg gezogen. Auch sein Vater, der ebenfalls Alfred hiess, folgte der Tradition des Fischens. Noch bestens erinnert sich Fredi an seine Kindheit, wo Vater Alfred regelmässig mit seinen Buben zu einem Sonntagsauflug auf dem Rhein einlud. Mit einem Weidling, versehen mit einem sechs PS starken Motor, tuckerte man gemütlich rheinaufwärts nach Schwaderloch. Nachdem er seine Buben an Land gesetzt hatte, angelte Vater Künzli dann vom Boot aus, während die Knaben vom Ufer aus fischten.

 

Der Vater war Brutmeister

Vater Alfred Künzli übte übrigens jahrelang in der Fischerzunft die Aufgabe des Brutmeisters aus. Die Zunft betrieb nämlich im Ziegelhütteweiher eine Fischzucht. «Wir Buben mussten stets dem Vater bei dieser Arbeit helfen», erzählt Künzli. «Die Konzession verpflichtete damals die Fischpächter zur Einsetzung von Jungfischen. Nachdem der Pflichtteil ausgesetzt war, wurde der Rest an das Kraftwerk Laufenburg verkauft, das ebenfalls zur Einsetzung von Jungfischen verpflichtet war.» Heute sei der Kanton alleine für die Einsetzung von Jungfischen verantwortlich, weshalb die Fischzucht aufgegeben wurde.

 

Allein schon daraus geht hervor, dass die Hauptaufgabe der Fischerzunft nicht primär das Fangen von Fischen sei, sondern insbesondere die Pflege des Fischbestandes, erzählt Fredi Künzli. Ganz generell liegt ihm die die Natur sehr am Herzen, weshalb ihm die Zusammenarbeit mit den Naturschutzvereinen sehr wichtig ist. Deshalb habe ja die Fischerzunft 2016 auch den Naturschutzpreis des Verbandes Oberfricktalischer Natur- und Vogelschutzvereine erhalten.

 

«Der Fischbestand im Rhein ist rückläufig», erzählt Künzli. «Wegen des heute sauberen Wassers fehle es den Fischen an Nahrung. Dafür gibt es im Rhein zu viele Chemikalien, die insbesondere von Medikamenten und Düngemitteln herrühren.» Deshalb wehrt sich die Fischerzunft auch gegen die Pläne des Kantons, kontaminiertes Aushubmaterial aus dem Klingnauer Stausee bei Koblenz in den Rhein zu schütten. Künzli ist übrigens zuversichtlich, dass heute bei uns nicht mehr vorhandene Fische dereinst sich wieder im Rhein tummeln werden. Namentlich nennt er Flussneunauge, Maifische, Meerforelle und natürlich den Lachs. Letzteren hat man übrigens im Etzgerbach ausgesetzt. «Die Chancen für eine Wiederansiedlung sind im Moment allerdings gering, zu viele Hindernisse stehen dem Lachs bei seinem Aufstieg noch im Wege», meint er.

 

Ein Leben in der Altstadt

Der gelernte Bäcker-Konditor, der rund zwanzig Jahre auf seinem Beruf arbeitete, bevor er in einen Chemiebetrieb wechselte, ist in der Gerichtsgasse aufgewachsen. Mit Ausnahme von vier Jahren wohnte er stets in der Laufenburger Altstadt. «Laufenburg bedeutet mir viel. Hier bin ich zuhause. Hier habe ich alles, was ich brauche: Wasser, Wiese und Wald liegen praktisch vor der Haustüre», meint der 68-jährige Vater von zwei Söhnen und stolzer Grossvater von fünf Enkelkindern. So ist denn Fredi Künzli täglich auf den ausgedehnten Rundgängen mit seinem Hund Quasti, einem zweijährigen, reinrassigen belgischen Schäfer, anzutreffen. In jungen Jahren war er auch aktiver Fussballer, wo er beim einheimischen Fussballklub viele Jahre als Juniorentrainer wirkte. «Dort, wo ich dabei bin, engagiere ich mich voll», meint er dazu.

 

Dieses Engagement gilt heute zu hundert Prozent der Fischerzunft. Er forscht nicht nur nach dessen Geschichte. Im Moment beschäftigt ihn insbesondere die anstehende Neuverpachtung der Fischenzreviere 6 und 7 vom Kraftwerk Laufenburg bis zur Aaremündung in Koblenz. «Diese sollte keine Probleme bringen», meint Künzli, «erfüllen wir doch problemlos die Anforderungen des Kantons, den wir bei speziellen Projekten stets aktiv unterstützen». Dazu gehöre im Moment eine Untersuchung über Hechte, wo man feststellen will, ob eingesetzte Hechte im Rhein überhaupt überlebensfähig sind.

 

Auf die in letzter Zeit diskutierten «Altstadtprobleme» angesprochen, meint Künzli, dass diese zu einem grossen Teil herbeigeredet würden. «In der Altstadt wohnt man eng. Ich liebe das. Dies verlangt freilich gegenseitige Toleranz und Rücksichtnahme», ergänzt Künzli. «Was bei unseren Anliegen zur Erhaltung einer gesunden Natur gilt, zusammenspannen und aufeinander zugehen, dies gilt exakt gleich auch für das Zusammenleben in der Altstadt!» betont er und merkt gleich an: «Wir haben in unserer Gasse ein sehr gutes Verhältnis!»


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