«Gewohnheiten kritisch hinterfragen»

  02.03.2017 Essen und Trinken, Gastronomie, Gesundheit, Religion

Unter Fasten versteht man eine völlige oder teilweise Enthaltung von Speisen, Getränken und Genussmitteln über einen bestimmten Zeitraum hinweg. Die Gründe fürs Fasten können beispielsweise religiösen oder naturheilkundlichen Ursprungs sein. Am bekanntesten ist die Fastenzeit vor Ostern. Da wird auf Alkohol, Süssigkeiten und sonstige Genussmittel verzichtet.

Für Martin Linzmeier, Seelsorger der Kirchgemeinde Gipf-Oberfrick, ist die Fastenzeit vor allem «eine Möglichkeit, um Gewohnheiten kritisch zu hinterfragen.» «Beispielsweise nehme ich in dieser Zeit öfters das Velo als das Auto», sagt er lächelnd.

Im Christentum erinnert die Zeit vor Ostern an die vierzig Tage, die Jesus Christus fastend und betend in der Wüste verbrachte. Bei strenggläubigen Katholiken wird am Aschermittwoch und am Karfreitag gefastet und Nahrung nur einmal am Tag zu sich genommen.

Bis zu 24 Stunden keinerlei Nahrung
Im Judentum gibt es mehrere Fastentage, an denen sehr streng gefastet wird und teilweise bis zu 24 Stunden keinerlei Nahrung zu sich genommen werden darf. Auch auf Geschlechtsverkehr und auf das Waschen aus Vergnügen wird an diesen Tagen verzichtet. Der berühmteste Fastentag ist der Versöhnungstag «Jom Kippur».

Auch im Hinduismus wird religiöses Fasten praktiziert. In dieser Religion leitet es meistens ein Fest oder ein Ritual ein. Oft fasten viele Hindus auch an Vollmond- und Neumondtagen.

Das wohl umfangreichste und auch bekannteste Fasten ist aber im Islam zu finden. Denn in dieser Religion ist im Monat Ramadan das 30-tägige Fasten für jeden gläubigen Muslim vorgeschrieben. Von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang darf keine feste oder flüssige Nahrung aufgenommen werden. Des Weiteren muss auf Parfüm und Geschlechtsverkehr verzichtet werden und es sind keine Streitereien erlaubt.

Der Jainismus hingegen ist für die extremste Form des Fastens verantwortlich. Dort kann die Fastenzeit bis zum Tod führen.

Erleuchtung und Erlösung
Doch was bedeutet und bringt das Fasten im religiösen Kontext überhaupt? In der Fachwelt heisst es, dass das religiöse Fasten der Reinigung der Seele und der Abwehr des Bösen dient. Aber auch, dass es zur Erleuchtung und Erlösung führen kann.  

In der Gegenwart immer öfters praktiziert wird das Fasten aus naturheilkundlichen Gründen. Dieses Fasten soll der Entschlackung und Entgiftung des Körpers dienen und eine bessere gesundheitliche Situation des Körpers und ein verbessertes Wohlbefinden zur Folge haben.

Für Linzmeier lassen sich die religiösen und naturheilkundlichen Gründe des Fastens nicht strikt trennen. «Geist und Körper sind beim Fasten im Einklang. Das eine geht nicht ohne das andere.»

Zur Entschlackung und Entgiftung des Körpers wird eine Fastenkur durchgeführt. Zu Beginn steht ein Entlastungstag, an dem der Körper durch leichte Kost auf die bevorstehende Fastenzeit vorbereitet wird. Danach folgen fünf bis zwanzig Tage des Fastens. Am ersten Tag wird eine Darmreinigung (Entgiftung, Abführmassnahmen) durchgeführt. An den folgenden Tagen ernährt man sich vorwiegend durch flüssige Nahrung wie Tees und Gemüsesuppen. Zum Ende der Fastenkur hin schliessen sich zwei Aufbautage an, an denen sich der Körper wieder an feste Nahrung gewöhnen kann.

Entgiftungsmethode hilft bei verschiedenen Problemen
Mit dieser Entgiftungsmethode kann man Patienten mit ganz unterschiedlichen Problemen helfen. Angefangen von Leuten, die unter regelmässigen Kopfschmerzen leiden, über Menschen mit Schlafstörungen, bis hin zu Personen, die unter Mundgeruch, Rückenschmerzen oder an Allergien leiden.

Der naturheilkundliche Fasten-Ansatz kann aber auch im kosmetischen Bereich helfen. Die Fastenkur und die damit verbundene Entgiftung führen laut naturheilkundlicher Medizin auch zu reinerer Haut, kräftigeren Haaren, Straffung von Muskeln und Gewebe sowie Steigerung der Abwehrkräfte.

Nicht für alle jedoch ist eine Fastenkur sinnvoll. Alte Menschen, Kinder und Leute mit Herzkreislauferkrankungen und niedrigem Blutdruck sollten darauf verzichten.


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