Das Unterbewusstsein bewusst machen

  03.01.2017 Laufenburg, Porträt, Oberes Fricktal, Persönlich

Von Hildegard Siebold

Der Geruchssinn ist der erste, der beim Betreten des Druidenhauses geweckt wird. Betörende Duftessenzen steigen in die Nase, wie eine geheimnisvoll wirkende Mischung fremder Düfte. Kleine Bistrotische laden zum Verweilen, zur unkomplizierten Kommunikation, die Widmer im Leben so wichtig erscheint. Für ihn ist eigentlich alles ganz einfach: «Wenn wir uns der Erde anschliessen, merken wir, dass wir ein Teil des Ganzen sind. Wir haben Anteil am Ganzen und das macht uns reich», sagt er. Der Mensch ist für Widmer nur Gast auf dieser Erde, und wenn er sich wie ein Gast benehme, umsorge sie ihn. Die Mutter Erde habe genügend für alle, sobald man sie ausbeute oder missbrauche, laufe es quer. «Aber wir sind viel zu konditioniert, uns fehlt dieses Bewusstsein», erklärt er und sieht es als seine Aufgabe als Druide, den Menschen dieses Bewusstsein zu vermitteln. «Wenn wir denken, ohne uns gehe es nicht, sind wir unwahrscheinlich arm, wenn wir aber das, was uns ausmacht, ohne Ansprüche in den Raum stellen, sind wir reich», verdeutlicht er.

Bewusstsein wecken

Widmer möchte die Menschen wieder zu sich selbst bringen. Etwa den ausgelaugten Managertypen, eine Spezies, die er aus eigener Erfahrung ganz genau kennt. Es gehe darum, den Menschen ihr Unterbewusstsein bewusst zu machen. «Das Unterbewusstsein sagt uns, was uns gut tut», sagt Widmer. Dazu nutzt er Instrumente wie Meditation, Hypno-Coaching und Intuitionstraining. All diese Instrumente zielen darauf ab, Bewusstsein zu wecken für die wirklich wichtigen Dinge. Auch Peter Widmer musste dieses Bewusstsein erst für sich entdecken. 1955 in Brugg geboren, wuchs er an unterschiedlichen Orten in der Schweiz auf. Die Mutter zog ihn alleine gross. «Sie war eine Kämpferin und sie gab mir Geborgenheit, auch wenn sie nicht immer um mich herum sein konnte» sagt er. Er habe sich nie als armen Bub gesehen. Immer im Leben seien ihm Menschen begegnet, die ihn weiterbrachten. Etwa der Stiefvater, der ihn, als er bei der Grossmutter lebte, nach der Heirat nach Hause holte, zu seiner Mutter, wo er hingehörte. Da war er so sechs, sieben Jahre alt und hatte plötzlich einen Vater. Der neue Papi war Sargschreiner. «So bin ich mit dem Tod als eine ganz natürliche Sache aufgewachsen», erzählt er. «Das einzig absolut sichere, wenn wir auf die Erde kommen, ist, dass wir sterben», sagt er.

Zwei Jahre später starb der Stiefvater, das Kämpfen der Mutter begann von vorne, galt es doch, den Buben wieder alleine grosszuziehen. «Ich hatte nie das Gefühl, zu wenig Aufmerksamkeit zu kriegen», erinnert er sich zurück. Vielmehr genoss er die Freiheit, die er nach dem Umzug in ein kleines Weinbauerndorf erleben durfte. «Wenn ich Lust auf Familie hatte, ging ich zu einem Schulfreund, der auf einem Bauernhof aufwuchs, und half dort mit, wenn ich Lust auf Natur hatte, ging ich in die Natur», schildert er. Er war frei, und er wurde ein Freigeist. Immer dann, wenn ihm willkürliche Autorität begegnete, rasselte er mit den Menschen zusammen. Er hatte aber auch immer wieder das Glück, Menschen mit natürlicher Autorität zu begegnen. Etwa einem guten Lehrer oder Tankstellenbesitzer, der dem jungen Buben einen Job als Aushilfe gab und ihm einen Ausbildungsplatz als Lastwagen-Mechaniker besorgte. Da allerdings spielte die Mutter nicht mit. Sie sah ihn im kaufmännischen Bereich, den er mit einer Verkäuferlehre auch einschlug. Widmer arbeitete sich hoch bis zum Filialleiter mit Personalverantwortung. Seine oberste Devise lautete: «Wenn es meinen Mitarbeitern gut geht, geht es auch mir gut.» Probleme hatte er immer nur zur Seite und nach oben. «Als Vorgesetzter musst du dir Zeit nehmen für dein Team und du musst die Stärken deiner Mitarbeiter kennen», sagt Widmer. Seine Verkaufszahlen sprachen für sich - und weckte im Umfeld Gefühle, die er nie hegte. Er eckte an. Oben. Ihm wurde mangelnde Sozialkompetenz vorgeworfen, weil er dem Chef wiedersprach, die Dinge aus seiner Sicht auf den Punkt brachte.

Jede Nacht am Förderband

Nach mehr als 20 Jahren stieg er aus einem Unternehmen aus, das ihm ans Herz gewachsen war. So lernte er noch, wie er sagt, «die Autorität eines RAV kennen», landete schliesslich als Päckchensortierer bei der Post. «Ich hätte damals alles gemacht, Hauptsache ein Job», erzählt er. Also sortierte er jede Nacht am Förderband Pakete. «Dort lernte ich Demut», sagt Widmer. Er arbeitete plötzlich mit Menschen zusammen, die er zuvor als Filialleiter wegen ihrer mangelnden fachlichen Kompetenz als Mitarbeiter hätte abweisen müssen. Zugleich stieg er auf, hatte wieder eine Führungsposition inne, bis ihm irgendwann klar wurde, dass darin nicht der Sinn seines Lebens liegt. Schon damals hatte er sich neben seinem Beruf der Spiritualität angenähert, eine schamanische Ausbildung absolviert und Seminare und Kurse belegt. Als eines Tages das Teestübli in Laufenburg zur Vermietung stand, griff er zu und begründete am 2. Februar 2002 sein Druidenhaus. Seither hat er keine Ferien mehr gemacht und wusste manchmal nicht, wovon er die Miete bezahlen soll – aber er ist frei. «Ich muss nicht auf grossem Fuss leben», sagt Widmer. Was er brauche, sei Freiheit. Heute ist Peter Widmer mit sich im Reinen, sein Bewusstsein für die universellen Gesetze der Natur verleihen ihm Energie. «Wir kommen nur weiter, wenn wir den Moment leben, der Moment ist das einzige, was real ist», sagt einer, der in seinem Leben angekommen ist.


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