Die Bedeutung von Ostern in der Gesellschaft von heute

  26.03.2016 Kommende Events, Kultur, Oberes Fricktal, Tradition, Religion, Unteres Fricktal

Von Daniela Leimgruber

Die bunten Palmen in den Vorgärten einiger Häuser im Fricktal zeigen es: Letzen Sonntag hat die Karwoche gestartet. Eine Woche, welche in der christlichen Tradition an das Leiden Jesu erinnern soll. Daher stehen in dieser Zeit auch die Glocken still und werden teilweise durch Rätschen ersetzt (siehe Bericht Titelseite). Der Karfreitag, der Todestag von Jesus, ist für die Reformierten sogar der höchste Feiertag des Jahres. Am Karsamstag endet die Karwoche und damit auch die Fastenzeit mit der Feier der Osternacht, welche mit Einbruch der Dunkelheit stattfindet. Der Ostersonntag, wie auch der Ostermontag stehen ganz im Zeichen des Festes und der Freude über die Auferstehung Jesus. Oftmals wird Ostern als das älteste christliche Fest bezeichnet – erinnert es doch an die Auferstehung Jesu und daran, dass der Tod nicht das Ende, sondern Neubeginn bedeutet.
Ohne die Feiertage gegeneinander ausspielen zu wollen, lässt sich daraus ableiten, dass Ostern in der christlichen Tradition bedeutender ist als Weihnachten. Dies steht hingegen im Widerspruch zum Stellenwert von Ostern in der Gesellschaft von heute und zeigt sich insbesondere daran, wie die freien Tage über Ostern gestaltet werden.

 

Mehr «Fasnachtsnarren» als Osterhasen

Rein äusserlich zeigt sich die unterschiedliche Wahrnehmung von Ostern und Weihnachten schon an der geschmückten Hausfassade: Streift ein aufmerksamer Spaziergänger zurzeit durch die Dörfer des Fricktals, sind auffällige Osterdekorationen nur selten an Fenstern oder Türrahmen zu beobachten. Anders als an Weihnachten, wo jeder Winkel des Hauses mit blinkender Weihnachtsdeko ausgeschmückt wird, nehmen sich an Ostern weniger Menschen die Zeit und Mühe, ihr Heim entsprechend zu schmücken. Die traditionell ins Blumengewand gehüllten Brunnen im Städli in Laufenburg (die NFZ berichtete) stellen hier eine Ausnahme dar. Dies bestätigt auch Barbara Meier, Geschäftsführer von WohnAmbiente in Frick. «Der Umsatz an Ostern fällt jeweils kleiner aus als vor Weihnachten. Die Leute kaufen kleine Geschenke oder Dekoartikel, um beispielsweise den Tisch für den Osterbrunch schön herzurichten.»

 

Ab in den Süden

Die Ostertage bieten sich viel mehr dazu an, ein paar Tage zu verreisen. Durch die beiden Feiertage Karfreitag und Ostermontag kann man sich gleich zwei Ferientage sparen.
Ferien bedeuten aber immer auch ein grösseres Verkehrsaufkommen. Dies zeigt sich am deutlichsten am Gotthardtunnel – dem Verkehrsnadelöhr der Schweiz. Der Touring Club Schweiz (TCS) prognostiziert bereits von Mittwochnachmittag bis Karfreitagabend längere Staus und erhebliche Wartezeiten vor dem Nordportal in Göschenen. Der TCS rechnet mit zehn bis zwölf Kilometer langen Staus. Da viele Alpenpässe noch Wintersperre haben, muss laut TCS auch an Verladestationen wie dem Furka und dem Lötschberg mit einem erheblichen Verkehrsaufkommen gerechnet werden.
Wer sich den Verkehr um den Gotthard ersparen möchte, fliegt ins Warme. Anders als an Weihnachten, wo sich neben Skiurlaub Ferien in Fernost, Thailand oder der Dominikanischen Republik anbieten, sind laut Mediensprecher Marcel Schlatter von Kuoni Schweiz an Ostern Destinationen rund ums Mittelmeer beliebt. «Obwohl Ostern dieses Jahr sehr früh ist und daher das Meer noch nicht so sehr lockt, sind Destinationen wie Mallorca – zum Golfen – oder Madeira – für schöne Wanderungen – beliebte Reiseziele. Das Frühlingswetter bietet sich aber auch für Städtereisen an, was von vielen Kunden genutzt wird.»

 

Kleinere Bescherung zu Ostern

Allen daheimgebliebenen Fussballfans wird mit der Übertragung des Länderspiels Irland gegen Schweiz an Karfreitag Unterhaltung geboten. Während Kirchenbänke an traditionellen Karfreitagsliturgien vermehrt leer bleiben, kann dem Nationalsport Nummer eins gefrönt werden. Bei einem Sieg der Schweizer Nati schmeckt dann sicherlich auch «Mutti’s Osterbraten» am Ostersonntag viel besser. Doch auch hier zeigt sich, dass trotz der nach christlicher Tradition grossen Bedeutung von Ostern, der Weihnachtsschmaus einen viel grösseren Stellenwert hat. Dies zeigt sich auch am Umsatz der Detailhändler. Laut dem Bundesamt für Statistik schnellen die Verkaufszahlen vor Jahresende bis zu 40 Prozent in die Höhe. Während sich die Umsatzzahlen vor Ostern erst vom Januarloch (Einbussen von rund 10 Prozent) erholen.
Ein Grund dafür ist sicherlich jener, dass an Ostern die Bescherung viel kleiner ausfällt, als an Weihnachten. Denn eines hat sich über die Jahre bewährt: Das «Osternästli» mit den Eiern und «Schoggihasen».


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote