Der Offroad-Szene verfallen

  28.01.2016 Aargau, Persönlich, Eiken, Oberes Fricktal, Gemeinden, Porträt

Von Dominik Senn

Roland Mösch hat weder eigene Familie noch andere Hobbys als das Offroad-Fahren, das neben seinem Beruf als Garagist fast alle Freizeit beansprucht. Die Kommentare bei der Zieleinfahrt 2015 der SuperKarpata Trophy sagen alles, was dieses «Hobby» ausmacht, welches für ihn eine echte Leidenschaft geworden ist: «Wir hatten bis jetzt sieben Reifenschäden. Darüber hinaus hat mein Fahrzeug ein thermisches Problem gehabt, er hat den Berg rauf immer gekocht. Da haben wir einen Ast unter die Motorhaube gelegt und diese aufgespreizt, damit da mehr Luft rein kann, das hat funktioniert.» «Gestern haben wir uns ein wenig in einem Bachbett verfranst. Der Weg war eigentlich gut, fing gut an aber dann mussten wir winchen (mit der Seilwinde arbeiten), sägen, sichern, Bäume wegräumen durch das Bachbett durch.» «Es ist nicht nur das Fahren oder die Navigation. Der Zusammenhalt der Leute ist wichtig. Dass die Leute im Team zusammenpassen, ist das Genialste, was es gibt.»

Die jährlich stattfindende, eine Woche dauernde SuperKarpata Trophy in Rumänien gibt es seit dem Jahre 2004. Sie ist einzigartig und eines der letzten Abenteuer mitten in Europa: Freies Offroad-Fahren in einem mehrere 1000 Quadratkilometer weiten wild zerklüfteten Korridor, ohne vorgegebene Strecke, ohne Strassenkarte. Die Teilnehmer suchen sich ihren eigenen Weg in einer grandiosen Landschaft. Jeweils 30 Teams mit maximal 60 Fahrzeugen machen sich auf den Weg vom Start ins Ziel. Jedes Team wählt seinen eigenen Weg. Navigation und Wahl der richtigen Route zeichnet die Besten aus. Die Teilnehmer sind auf sich selbst gestellt, es gibt keine Service-, Reparatur- oder Catering-Begleitung. Das Essen und das Schlafzelt müssen mitgeführt werden.

«Die eigenen Grenzen kennen lernen»

Mit von der Partie ist seit 2012 der Eiker Garagist Roland Mösch mit Jahrgang 1970. Er hat im Jahre 1996 zusammen mit seinem Vater die Garage mit Werkstatt eröffnet, zuerst mit Mitsubishi-Vertretung. Schon damals war sein Hobby Offroad-Fahren. 2003/04 machte er sein Hobby zum Beruf und stellte seine Werkstatt um auf Land-Rover und Toyota Landcruiser. Worin besteht die Faszination dieses Sports? Mösch: «Es ist der Triumph des Durchkommens, die Freude unter dem Zielbogen durchzufahren, die eigenen Grenzen kennen lernen.» Es sei nämlich nie sicher, dass man überhaupt durchkommt. 2015 blieb er beispielsweise mit Achsbruch auf der Strecke liegen. Und jedes Mal frage er sich irgendwann unterwegs: Warum tue ich mir das überhaupt an, und erst noch freiwillig? Doch es gebe viele Momente, die einen für die Mühsal entschädigen: Im verschworenen Freundeskreis am Lagerfeuer sitzen, das Kennenlernen von einheimischen Hirten und Bauern, die zwar arm, aber äusserst gastfreundlich seien, die Gespräche, das Fachsimpeln, die herrlichen Landschaften, das prickelnde Gefühl beim Fahren.

Durchkommen ist das Wichtigste

Das Fahren hat es in sich. Denn die Offroader hangeln sich noch durch, wo man sich nicht einmal mehr zu Fuss getraut. Das geht mit Hilfe des Winchens, an Abgründen vorbei und steile Hänge hinauf und hinab oder ganze Wasserfälle runter. «Dabei geht natürlich viel Zeit verloren», sagte Mösch. Die Kunst besteht im Abwägen, eine solche aufwendige Route durch den vorgeschriebenen Korridor zu nehmen oder den Korridor zu umfahren und Strafkilometer zu kassieren. Auch die Rangierung (er schaffte es einmal auf Platz 4) sei nicht wichtig, aber Durchkommen alles. Jedes Fahrzeug wird per Satellit überwacht, nach 20 Uhr darf bis 8 Uhr nicht mehr gefahren werden - Zeit für Reparaturen, Radwechsel, Verpflegung und Schlaf. «Ein gut funktionierendes Team ist wichtiger, als hochgerüstete Fahrzeuge», fasste Mösch zusammen.

Ein Team besteht meist aus vier Personen: zwei Autos mit je einem Fahrer und einem Navigator, die miteinander durchs Ziel müssen. Es gibt für die Trophy 2016 unter insgesamt 30 Teams zwei Fricktaler Teams, das von Mösch heisst Red Ants (Rote Ameisen) und fährt mit Toyotas Landcruiser (Roland Mösch und Markus Rickenbach aus Gipf-Oberfrick sowie Daniel Straub und Daniel Boss aus Zürich); dazu sind die Fricktaler outofcontrol mit Toyotas HZJ 74 und Landcruiser (Roland Brack und Carmen Hrup sowie Walter und Jacqueline Briccos) unterwegs, insgesamt 9 Schweizer Teams und ein schweizerisch-österreichisches Team mit drei Steyr Puch Pinzgauer. Die restlichen Teams stammen aus Deutschland, Österreich, Holland und Belgien.

«Meine Zukunftspläne bestehen darin, noch andere Rallys wie das neue in Tadschikistan mit Serienautos unter 1600 cm3 zu bestreiten und für meine Kundschaft in Eiken Dienstleistungen für Offroad-Touren in der ganzen Welt anzubieten», sagte Mösch, nächstens hat er vor, eine Island-Tour unter die Räder zu nehmen.


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