Sechs Medaillen für Fricktaler Leichtathleten
14.09.2015 Gipf-Oberfrick, Unteres Fricktal, Oberes Fricktal, Leichtathletik, Sport, JugendAm letzten Augustwochenende fanden bei hochsommerlichen Temperaturen die Leichtathletik Schweizermeisterschaften der Nachwuchskategorien in Riehen (U16/U18) und Basel (U20/U23) statt. Sieben Athletinnen und Athleten repräsentierten auf der nationalen Plattform die LV Fricktal und dies ausserordentlich erfolgreich. Die jungen Talente sammelten 6 Medaillen und erreichten 12 Auszeichnungen im Top 8 Ranking.
Glanzresultat von Schraner bei U16/U18
In Riehen zeigten allen voran Mauro Schraner aus Sulz, Nevin Dobmann (Wallbach) und Lino Wunderlin (Wil), dass sie im Vergleich mit der nationalen Konkurrenz ein Wörtchen mitzureden haben. Mauro Schraner (U16) sorgte neben allen anderen hervorragenden Resultaten von diesem Wochenende für das Glanzresultat der LV Fricktal in Riehen und holte sich im Kugelstossen die Silbermedaille. Er wuchtete im sechsten und letzten Versuch die Kugel auf 15.30 Meter, was persönliche Bestleistung (PB) und den zweiten Rang an Schweizermeisterschaften bedeutete. Wunderlin (U18) – trotz wiederkehrenden Rückenschmerzen am Start – und Dobmann (U16), der nach der verpassten Qualifikation für den Schweizer Sprintfinal noch eine Rechnung offen hatte, konnten in ihren Disziplinen zum richtigen Zeitpunkt ihre Höchstleistungen abrufen. Wunderlin verzichtete zugunsten der Sprungdisziplinen auf das Halbfinalrennen in 110m Hürden, sparte somit wichtige Kräfte und pokerte richtig. Mit der übersprungenen Höhe von 1.86m platzierte er sich im Hochsprung auf dem vierten Rang und im Weitsprung mit einer Weite von 6.43m auf Rang fünf. Dobmann wies in seinen drei 80m-Rennen eine sehr gute Konstanz auf (VL 9.56 sec / HF 9.55 sec / F 9.57 sec), sprintete auf Rang vier und setzte im Rückblick auf seine offene Revanche ein wichtiges Ausrufezeichen! Diese Schnelligkeit packte er sogleich in den Sprungdisziplinen in seinen Anlauf: Im Dreisprung sprang Dobmann mit 11.78 Metern eine persönliche Bestweite (PB), was Rang fünf entsprach, und im Weitsprung bestätigte er mit 6.04 Metern und Rang sechs, dass er diese «magische Grenze» absolut im Griff hat. Irina Müller (Magden, 80m), und Sandro Winter (Kaisten, 100m, Hürden und Speer), schnupperten erstmals «frische Luft» an Schweizermeisterschaften. Leider konnten sie ihr Potenzial noch nicht voll ausschöpfen und reflektierten ihre Resultate dementsprechend auch kritisch.
Lena Wunderlin und Sandro Michel holen zweimal Bronze, zweimal Silber und einmal Gold bei U20/U23
Lena Wunderlin aus Wil bestätigte nach Silber im 7-Kampf auch an den Einzel-Meisterschaften erneut ihre Top-Form: Gerade als Vierte die Ziellinie des 100m-Hürden-Finals überquert und noch den Puls in den Adern spürend, schnürte sich Wunderlin schon die Weitsprungschuhe. Bei sengender Hitze zeigte sie in all ihren Sprüngen eine sehr konstante Leistung auf hohem Niveau. Mit einer Weite von 5.67m holte sie sich daher mehr als verdient die Bronzemedaille. Noch den Sand aus der Weitsprunggrube von den Beinen abklopfend rückte sie den Startblock zum 400m-Hürden-Final zurecht. Hier stellte sie in einem beherzten Lauf den gesunden Durchhaltewillen und die mentale Stärke einer erfolgreichen Mehrkämpferin unter Beweis und lief auf den ausgezeichneten dritten Rang.
Sandro Michel aus Gipf-Oberfrick, der von Christof Erni trainiert wird, darf sich Schweizermeister im Diskus nennen, stieg insgesamt dreimal aufs Siegertreppchen und war somit der erfolgreichste Fricktaler. Michel, der den Kanton Aargau in den Wurfdisziplinen dominiert, erhält erst auf nationaler Ebene hartnäckige Konkurrenz. Diese braucht es bekanntlich aber auch, um selbst Profis zu besseren Leistungen anzutreiben. In seiner Paradedisziplin, dem Diskuswurf, hatte sich der Athlet in dieser Leichtathletiksaison sogar einst zum Fernziel gesetzt, sich für die Europameisterschaften der Junioren zu qualifizieren. Diese Qualifikationsphase war im Juni beendet und die Selektion leider nicht geglückt. Plötzlich kam noch eine Entzündung am Zehengelenk hinzu. Für den Hochbauzeichner in Ausbildung kein Grund den Kopf in den Sand zu stecken. Pflichtbewusst spulte er alternative Trainings ab, bis seine Verletzung vollständig auskuriert war. Bemerkenswert an dieser Geschichte: Auf physischer und mentaler Ebene schien Sandro Michel von diesen beiden Niederlagen keine hohe Leistungseinbusse gemacht zu haben. Im Gegenteil, man hatte das Gefühl, dass er gerade an diesen Herausforderungen gewachsen war, wie sich an diesen Schweizermeisterschaften herausstellte. Obwohl Michel aus Rücksicht auf seine Verletzung keine oder nur wenige Trainingswürfe absolvieren konnte, holte er sich im Diskus souverän mit seiner zweitbesten je erzielten Weite von 47.96 Metern den Schweizermeister-Titel. Im Kugelstossen, wo er wie im Diskus die Drehtechnik anwendet, wurde er (16.53m) von einem seiner Konkurrenten im letzten Versuch um 8cm übertrumpft und von Platz eins gestossen. Der Gipf-Oberfricker nahm es sportlich, denn im vorangegangen Speerwerfen spielte sich ein ähnlicher Wettkampf-Krimi ab: Wo Sprinter um Hundertstel oder gar Tausendstel kämpfen, können sich auch die Athleten technischer Disziplinen die Zähne an den Zentimetern ausbeissen. Michel warf seinen Speer im letzten Versuch erstmals in seiner Karriere über die 60-Meter-Marke, genau 60.40 Meter und somit gleich weit wie der Erstplatzierte. Michel wurde Zweiter. Für die offizielle Rangliste wurde nämlich die Konstanz der erbrachten Leistungen beider Athleten in diesem Wettkampf verglichen. Der zweitweiteste Wurf von ihm war also weniger weit als derjenige des späteren Siegers. Auf Grund der beiden heissen und langen Wettkampftage auf spannendstem und höchstem Niveau hatte Michel aber seine zweite Silbermedaille keineswegs verloren, sondern gewonnen.
Lena Wunderlin in Lausanne mit Silber im 7-Kampf
Zwei Wochen zuvor hat die vielseitige Lena Wunderlin bereits im 7-Kampf für ein Topergebnis gesorgt. In Lausanne gewann sie mit Persönlicher Bestmarke hinter Celine Albisser die Silbermedaille und somit auch die einzige Medaille an den Mehrkampfmeisterschaften für den Kanton Aargau. Die Hoffnung auf Edelmetall war vor dem Wettkampf gross. Mit der Europameisterin Caroline Agnou aus Biel fehlte die U20-Dominatorin. Der Start gelang aber nicht optimal, ihre Paradedisziplin 100m Hürden lief Wunderlin mit 14.79s eher mässig. Danach folgten ihre Wackeldisziplin Hochsprung. In der Kummerdisziplin Kugel holte sie sich aber eine persönliche Bestweite. Mit einem geglückten 200m-Lauf in 26.06s reihte sich Wunderlin am Tag eins auf dem ernüchterndem siebten Zwischenrang ein, die ersehnte Medaille schien weit weg auch wenn ihr der zweite Tag erfahrungsgemäss besser liegt. Nach einem ganz starken Weitsprung mit Bestweite von 5.76m und akzeptablem Speerwurf schnupperte sie plötzlich wieder an den Spitzenrängen. Im abschliessenden, harten 800m-Lauf wusste Wunderlin, dass sie mit einer starken Zeit und mit 10 Sekunden Vorsprung auf Salome Lang noch die Silbermedaille gewinnen konnte. Der Husarenritt gelang, Wunderlin siegte mit erneuter PB in 2:23:06 und fing Lang im Kampf um Silber quasi auf der Ziellinie noch ab. Hinter einer starken Celine Albisser und vor der überraschenden Salome Lang erreichte Lena Wunderlin somit ihr grosses Saisonziel mit einer weiteren PB von 4869 Punkten im Bewusstsein, dass es in Lausanne auch für eine Medaille gereicht hätte, wenn Überfliegerin Agnous am Wettkampf teilgenommen hätte. (mgt)