Frauenverein steht auf der Kippe

  22.01.2015 Brennpunkt, Wohltätigkeit, Gemeinden, Oberes Fricktal, Laufenburg, Finanzen

Für den gemeinnützigen Frauenverein Laufenburg sieht die Zukunft alles andere als rosig aus. Der Verein betreibt seit 30 Jahren die Brockenstube im alten Grundbuchamt. Damit generiert er den Hauptanteil seiner Einnahmen. Geld, mit dem die Frauen soziale und kulturelle Aufgaben der Gemeinde unterstützen. Der Erlös von der Eröffnung damals kam dem neuen Alterszentrum in Laufenburg zu Gute. Weiter unterstützt der Verein Jugendverbände, organisiert einmal in der Woche den Mittagsclub im Restaurant Warteck. Aber auch Zeit zu schenken, ist ein wichtiges Thema. Die Frauen machen Besuche im Spital und zu Geburtstagen von Senioren, bei Geburten oder einem Todesfall. «Wir könnten ohne dieses Geld nicht arbeiten», erklärt Beatrice Burgherr, Ressortleiterin Brockenstube. Rund 300 000 Franken seien in dieser Zeit eingesetzt worden.

«Die Brockenstube ist unser Haupteinkommen, sie ist aber auch ein Recycling-Unternehmen und hat zudem eine soziale Aufgabe», sagt Vorstandsmitglied Susan Tschanen. Jüngere Paare mit wenig Geld kämen hier günstig an Möbel und auch das Sozialamt sei hier fündig geworden für die Einrichtung von Asylunterkünften.

«Wie es jetzt weitergeht, ist unklar», sagt Präsidentin Myrta Gisi. Das alte Grundbuchamt soll saniert werden und als neuer Mieter wird der Gemeindeverband mit seinen verschiedenen Dienstleistungen einziehen (die NFZ berichtete). Dies sofern der Fünf-Millionen-Kredit dafür in der Referendumsabstimmung am 8. März angenommen wird. Dann heisst es für die Brockenstube ausziehen. Aber auch wenn das Referendum angenommen wird, kann die Brockenstube auf Dauer kaum an ihrem Standort bleiben, denn das Gebäude ist in einem desolaten Zustand und es besteht dringender Sanierungsbedarf. Für Burgherr steht aber fest: «Wir gehen nicht raus, bis wir tatsächlich müssen.» Am 5. Mai ist das 30-Jahr-Jubiläum.  

Im alten Grundbuchamt zahlt der Verein keine Miete. «Wir haben Alternativen angeschaut, aber die meisten scheiterten am Mietpreis oder waren ungünstig für die Möbel aufgrund einer Treppe», sagt Gisi.

Keine Nachfolgerinnen

Die unsichere Zukunft der Brockenstube ist aber nicht das einzige Problem des Frauenvereins. Myrta Gisi ist seit 13 Jahren Präsidentin. Bereits seit zwei Jahren sucht sie eine Nachfolgerin für das Präsidium. Ohne Erfolg. Sie hat ihren Rücktritt auf die nächste Generalversammlung angekündigt. Ausser ihr werden mindestens zwei weitere Frauen, die schon über zehn Jahre im Vorstand sind, und ebenfalls schon seit Längerem das Amt abgeben wollen, zurücktreten.

«Wenn der Vorstand nicht besetzt werden kann löst sich der Verein gemäss ZGB auf. Solange eine Präsidentin fehlt, sehe ich keine Lösung», sagt Tschanen. Sie gehört als Aktuarin ebenfalls dem siebenköpfigen Vorstand an. Finden sich genügend Leute für den Vorstand, wird sie weitermachen. Die Mitgliederzahl sei mit 230 Personen konstant, aber es seien alle Passivmitglieder.

Am 3. Februar findet die Generalversammlung statt. Dort sollen Lösungen für das Fortbestehen des Vereins zusammengetragen werden. Die Gesamterneuerungswahlen hat der Vorstand verschoben. Die Frauen wollen den Ausgang der Abstimmung über das alte Grundbuchamt abwarten. Danach will man eine ausserordentliche Generalversammlung einberufen, um über die Zukunft des Vereins zu entscheiden. Gibt es keine Rettung für den Verein, wäre dies das Ende einer langen Geschichte. Der gemeinnützige Frauenverein wurde 1862 gegründet.


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