«Wenn sich ein Star öffnet, ist das ein Geschenk»

  02.10.2014 Frick, Porträt, Oberes Fricktal, Persönlich

Robbie Williams sitzt in einem Hotelzimmer in London und steht Journalisten aus aller Welt für Fragen zu seinem neuen Album zur Verfügung. Von Japan bis Brasilien reisen die Reporter an und erhalten gruppenweise und im 20-Minuten-Takt eine Audienz beim grossen Star. Weil Dominique Zahnd für ein auflagestarkes Schweizer Unterhaltungsmagazin arbeitet, muss er sich keiner Gruppe anschliessen, sondern darf Williams alleine treffen. Vor dem Gespräch unterschreibt Zahnd eine Vereinbarung, dass er Themen wie Drogen und Frauengeschichten nicht anschneiden wird. Der Journalist hat ein ehrliches Interesse am Menschen hinter der Popstar-Fassade. Das merkt Williams schnell, und schon stecken die beiden in der tiefsten Diskussion über Liebe und Beziehungen. Rollenwechsel: Der Brite löchert den Fricktaler mit Fragen über dessen Ex-Freundinnen. Das Gespräch wird sehr persönlich. «Wenn sich ein Star mir gegenüber öffnet, dann ist das ein Geschenk und eine grosse Ehre. Mit diesem Vertrauen muss man verantwortungsvoll umgehen», ist Zahnd überzeugt.

Als 17-Jähriger stellvertretender Chefredaktor

Im Alter von 15 Jahren hat Zahnd damit begonnen für ein Fan-Magazin von «Depeche Mode» zu schreiben. «Schon als Teenager habe ich Interviews geführt, damals noch mit meinem ‹Schul-Englisch›», lacht er. Als 17-Jähriger war er stellvertretender Chefredaktor. Ohne entsprechende Ausbildung leitete er ein Musikmagazin und den Fanclub von «Depeche Mode» mit. «Ich war ein junger, energiegeladener Teenager.» Beim Schreiben seiner Artikel stand immer die Unterhaltung im Vordergrund, und er wollte die Leser zum Lächeln bringen. Durch seine Arbeit hatte er viele Begegnungen mit den Mitgliedern von «Depeche Mode». «Über diese Band kam ich selber zur Musik.» Mit seiner Band «This Play» ist der Fricktaler zwischenzeitlich mehrmals durch Europa getourt. Nächstes Jahr wird er in New York sein erstes Solo-Album aufnehmen.

Um eine Ausbildung zu haben, hat er nach der Schule eine Lehre als Tiefbauzeichner angefangen. «Das war eine einzige Qual. Mein Tag hat damals erst nach 17 Uhr begonnen.» Nach dem Lehrabschluss nahm er das Angebot einer Basler Wochenzeitung an und absolvierte dort ein Praktikum als Reporter. «Da habe ich das Handwerk des Schreibens und Fotografierens richtig gelernt.» Er übernahm die Kulturredaktion und war verantwortlich fürs Fotolabor. «Das war der Ansporn, dass ich mir eine ‹richtige› Fotoausrüstung gekauft habe.» Später arbeitete er unter anderem bei «20 Minuten» und als Musikchef für das TV-Magazin «Tele». Als grosser Musik- und Filmfan liebte Zahnd diesen Job. Er wurde dafür bezahlt, in der ganzen Welt herumzufliegen und alle seine Idole zu Interviews und Shootings zu treffen.

Seit gut zehn Jahren ist der heute 44-Jährige sein eigener Chef. Er macht Shootings und schreibt Artikel für verschiedene Modemagazine im In- und Ausland. Die Fotografie steht nun im Vordergrund, und er holt Stars wie Harrison Ford oder Claudia Schiffer in sein Fotostudio. Ausserdem lichtet er Agenturmodels für verschiedene Modemagazine im In- und Ausland ab. «Damit mir nicht langweilig wird, drehe ich zwischendurch Musikvideos und eigene Filme», lacht er.

«Das Fricktal ist meine Heimat»

Die Unterstufe seiner Schulzeit hat Zahnd in Stein und die Oberstufe in Frick verbracht. Sein Bezug zum Fricktal ist noch immer sehr gross, obwohl er in Basel wohnt und arbeitet. «Eine Handvoll Schulfreunde treffe ich einmal pro Monat. Wir unternehmen immer abenteuerliche Ausflüge.» Für ihn bedeutet das Fricktal ein Ort der Ruhe. «Es ist meine Heimat, die ich sehr schätze.» Letzte Woche wäre er mit seinen Fricktaler Freunden nach Stuttgart ans Oktoberfest gereist. Leider musste er kurzfristig passen, weil er beauftragt wurde, zwei internationale Topmodels an den Fashion Weeks in Zürich zu fotografieren. «Als Selbständiger hat der Job Vorrang, aber ich werde meine neuen Lederhosen sicher bald bei anderer Gelegenheit anziehen können.»


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