Zwischen Gitarren und Pferden
16.11.2024 Persönlich, UekenBenno Ernst, Vollblut-Musiker und landwirtschaftlicher Mitarbeiter
Es sind das Wesentliche und die Essenz, die Benno Ernst interessieren. Sein Herzensprojekt nennt sich Niño. Niño ist Benno Ernst pur; allein mit der Gitarre auf der Bühne und mit seinen Songs, die er ...
Benno Ernst, Vollblut-Musiker und landwirtschaftlicher Mitarbeiter
Es sind das Wesentliche und die Essenz, die Benno Ernst interessieren. Sein Herzensprojekt nennt sich Niño. Niño ist Benno Ernst pur; allein mit der Gitarre auf der Bühne und mit seinen Songs, die er alle selber komponiert und textet.
Karin Pfister
Nach der Matura in Aarau setzte Benno Ernst alles auf eine Karte beziehungsweise auf seine Musik. Er wurde Berufs-Musiker. Er wählte dabei nicht den Weg über ein Konservatorium, sondern begann einfach, öffentlich zu spielen und aufzutreten. «Ich startete in Aarau mit kleinen Projekten wie einer offenen Kulturbühne.» Zwei Jahrzehnte später zieht er schmunzelnd das Fazit: «Eigentlich befinde ich mich nun in meinem 21. Zwischenjahr nach der Matura.»
«Ich wollte einfach immer meinen Weg gehen, ohne fix zu planen. Vieles hat sich ergeben, aus einem Projekt entstand das nächste.» Benno Ernst stammt aus einer Akademikerfamilie. «Meine Eltern haben mich immer bestärkt, meiner Leidenschaft zu folgen.»
Seit fast 20 Jahren ist er mit seiner Frau Laura Ender liiert. Die beiden haben zwei Kinder, drei und sieben Jahre alt. Auch Laura Ender kommt als Theaterschaffende aus dem kulturellen Bereich, hat aber inzwischen eine Zusatzausbildung als Bio-Landwirtin absolviert und den Hof ihres Vaters Bruno Ackle in Ueken übernommen. Diesen betreibt sie mithilfe von landwirtschaftlichen Angestellten. «Ich bin quasi der Joker, wenn jemand ausfällt, gehe ich in den Stall.» Am Anfang hatte Benno Ernst zwei volle Arbeitstage als landwirtschaftlicher Mitarbeiter eingeplant, aber: «Ich bin mit meiner Musik, den vielen Konzerten und Projekten so ausgelastet, dass ich das landwirtschaftliche Pensum wieder reduzieren musste.»
Die beiden Welten seien sehr unterschiedlich. «Mir gefällt die Abgeschiedenheit der Natur, aber auch der Tumult der Stadt.» Benno Ernst ist viel unterwegs; in den vergangenen zwei Monaten hat er über 20 Konzerte gespielt. Das emsige Treiben inspiriere ihn immer wieder zu Songs. Die Art wie die Lieder entstehen, erinnert an seinen Umzug von der Stadt aufs Land. «Ich neige dazu, meine Lieder am Anfang mit viel zu vielen Ideen zu überladen. Danach kürze ich und filtere das Wesentliche heraus, die Essenz.»
Reifer und sorgfältiger
Im Fricktal habe es viel Raum, sagt Ernst. «Manchmal sitze ich abends draussen, schaue ins Tal und dann werden kleine Dinge in dieser Weite gross. Wenn ich mit diesen Gedanken später in die Stadt gehe, relativieren sie sich wieder.» Sein Schaffen habe sich mit dem Umzug aufs Land verändert, reflektiert er. Seine Songs seien reifer und sorgfältiger geworden. Verändert habe sich seine Musik aber auch durch seine beiden Kinder, die zwischen Pferden und Gitarren aufwachsen. Das Lied «Brown and Blue» zum Beispiel erzählt von Farbkombinationen, von Pfefferkörnern und Zitronenschalen, rotem Wein und schwarzer Schokolade. Es ist ein Lied über das Glück und auf die Idee mit den Farben kam er dank seiner Tochter, weil sie ihn oft nach seinen Lieblingsfarben fragte.
Ein Solo-Herzensprojekt
Im unteren Stock des Wohnhauses auf dem Löörenhof haben Laura Ender und Benno Ernst ihren Arbeitsbereich wie das Hof-Büro und ein Tonstudio eingerichtet. «Ich produziere hier alle meine Lieder und spiele alle Instrumente wie Gitarre, Bass, Schlagzeug, Piano selber ein.» Auch sein Stil ist vielfältig, von Rock über Pop und Irish Folk bis zu Chansons oder Country. Der freischaffende Musiker tritt in diversen Formationen mit unterschiedlichen Besetzungen auf. Sein Solo-Herzensprojekt nennt sich Niño. «Ich erzähle Geschichten, metaphorisch und bildlich; Autobiografisches und Fiktives vermischen sich.» Bei Niño gehe es sowohl inhaltlich wie auch live um das Wesentliche. Niño, das ist Benno Ernst, seine Stimme und seine Gitarre. Alle seine Songs seien in Englisch, so der Musiker, der viel Zeit in Irland verbracht hat. «Ich erzähle gerne persönliche Geschichten, aber zuviel Persönliches möchte ich nicht preisgeben.» Die Zuhörerinnen und Zuhörer dürfen selber spüren, was ihnen stimmig erscheint.
Zwei neue Lieder hat Benno Ernst kürzlich geschrieben. Diese werden auf seinem neuen Album veröffentlicht werden. Es geht um einen Troll, der nach tausendjährigem Schlaf hoch oben in den Bergen erwacht und sich auf den Weg ins Tal macht. Dieses Lied sei gesellschaftskritisch gedacht, andere Stücke sind kleine Geschichten aus dem Alltag wie das Gartentürchen, das mit seinem Gieren eine Melodie komponiert.
Am 6. Dezember tritt Benno Ernst in der Konservi Seon auf. Dort spielt er zusammen mit seinem Schwager Hendrix Ackle. Am 12. Dezember spielt Niño ein Solokonzert im Kreuz in Aarau. Weitere Informationen finden Interessierte unter www.ninomusic.ch oder www. pferdeherde.ch. Auf der Löörenhof-Homepage ist auch ein Link zu Sputnik, dem Zirkuswagen auf dem Hof, zu finden. Im Zirkuswagen finden regelmässig kulturelle Veranstaltungen statt. Diese sind öffentlich, sollen aber eher ein Geheimtipp bleiben.