Zwei Männer im Schnee
01.12.2024 PersönlichAm Tag nachdem im Fricktal der erste Schnee gefallen ist, trifft die NFZ Feusi Schneider und René Arnet in der Skihütte von Asp. «Es haben schon ein paar Leute angerufen und gefragt, ob der Skilift läuft», erzählen die beiden und servieren Kaffee.
...Am Tag nachdem im Fricktal der erste Schnee gefallen ist, trifft die NFZ Feusi Schneider und René Arnet in der Skihütte von Asp. «Es haben schon ein paar Leute angerufen und gefragt, ob der Skilift läuft», erzählen die beiden und servieren Kaffee.
Simone Rufli
ASP. «René, ich bin der Anbügler und schaue, dass es keinen Haufen gibt», stellt sich der eine vor. «Feusi, ich bin überall dort, wo es Probleme gibt und schleppe ab und zu auch mal ein Auto ab, das im Schnee stecken geblieben ist», sagt der andere. Hans «Feusi» Schneider und René Arnet lachen. Zwei Freunde im Schnee. Der eine, Feusi – «ein Übername aus Jugendtagen, weil ich als begeisterter Skifahrer immer zum Himmel blickte, wenn der Regen in Schnee überging und sagte es feuserlet» – wuchs in Asp auf und arbeitete 49 Jahre lang Schicht bei den SBB. Der andere, René, aufgewachsen in Herznach, wird im Februar mit 63 Jahren pensioniert. «Nach 42 Jahren im selben Malergeschäft in Aarau! Jetzt wechsle ich den Betrieb auch nicht mehr», sagt er und lacht. Kam der Schnee, haben sie all die Jahre immer gerne frei genommen. Vor allem für die Kinder der Region, sagen sie. «Die haben doch so Freude, wenn sie für ein paar Stunden Skivergnügen nicht weit fahren müssen.»
Der Stümer und der Goalie
Feusi der Bauernsohn und René der Bäckerssohn sind eng miteinander verbunden, seit sie einst beim FC Frick zusammen Fussball spielten. Schneider im Sturm der ersten Mannschaft, Arnet als Goalie der zweiten Mannschaft, der im Eins aushalf, wenn dort ein Goalie fehlte.
Skifahren kann man an diesem 23. November in Asp noch nicht. «Es haben schon ein paar Leute angerufen und gefragt, ob der Skilift läuft.» Schnee liegt genug auf dem mit Gras bewachsenen, steinlosen Hang, der ideal ist, weil er im Schatten liegt. Aber Feusi und René sind noch nicht dazugekommen, die Piste zu präparieren. «Das machen wir mit einem Quad, der eine Walze hinter sich herzieht. Die Walze hat uns der Turnverein Densbüren gesponsert.» Am 15. November können die beiden jeweils mit den Vorbereitungen beginnen, früher nicht. Am 15. März wird wieder abgeräumt. Jedes Jahr ist das so.
Draussen vor der Türe nimmt Feusi ein Kabel aus einer Kiste und reicht es René. Das Elektrische muss funktionieren. In der Skihütte gibt es Kaffee. «Es schmeckt immer noch etwas nach Käse», findet René. Feusi erzählt vom Raclette-Essen am Vorabend, davon, dass Private und auch Vereine aus der Umgebung die Hütte für einen Anlass mieten. «Jetzt sind wir schnell mit Aufräumen», die beiden zeigen auf den Geschirrspüler im Küchenwagen. «Unsere neuste Errungenschaft, für 100 Franken in Erlinsbach gekauft, funktioniert bestens», Feusi lacht. Es klopft an der Türe zur Skihütte. Wenn man von Erlisbach spricht … herein kommt Heinz Pfluger, der Gemeindepräsident von Erlinsbach. «Läuft noch nicht», sagt er und deutet auf den Lift.
Seit bald 37 Jahren
1988 kaufte Hans Schneider den Schlepplift. «In den ersten beiden Jahren fiel kaum Schnee», erzählt er. René Arnet legt zum Beweis eine Tabelle auf den Tisch. Darin, fein säuberlich aufgelistet, die Betriebstage pro Jahr. Nun ist die Skidestination Asp, gelegen auf 650 Metern über Meer, nicht erst seit gestern nicht mehr absolut schneesicher. Und doch: «Es gab früher schon einen Skilift auf dem Asperstrihen. Wir Kinder sind jeweils zu Fuss von Asp durch den Schnee auf den Strihen gestapft, um dort oben skifahren zu können», erzählt Feusi. «Der Lift lief mit Benzin.» Auch René blickt zurück. «In den ersten Jahren, nachdem du den Skilift gekauft hast, habe ich dir die Piste noch mit meinem Snowboard kaputtgemacht.» Es dauerte nicht lange, dann hat ihn Feusi für die Mitarbeit gewinnen können.
2010 geht der alte Schlepplift kaputt. Die beiden entscheiden sich, einen neuen Lift zu kaufen. «Wir bekamen eine Offerte für 10 000 Franken und dachten, dass der Preis den kompletten Lift umfasst. Am Ende kostete uns der neue Lift 35 000 Franken, weil der Elektromotor und das Sicherheitssystem nicht inbegriffen waren», erzählt Feusi. Aufgeben? Nicht Feusi und René. «Wir haben Sponsoren gesucht, Lift-Bügel mit Namen beschriftet und verkauft, eigenes Geld dazugegeben und allein mit unserer Hilfe am Tunnelfest in Küttigen 7000 Franken eingenommen.» Das Geld kam zusammen.
Das Problem mit der Nachfolge
Schneesicher ist Asp nicht. Wenn es aber schneit, ist die Nachfrage gross. Geradezu riesig war sie in der Corona-Zeit. «Der Schnee kommt immer früher, dafür bleibt er weniger lang», sagen die beiden Freunde. «Wir brauchen halt eine Schneekanone.» Die beiden lachen.
Was sie auch brauchen, um den Skibetrieb in Asp aufrechtzuerhalten, sind Nachfolger. «Wir würden die Skihütte gerne in jüngere Hände übergeben und einfach noch am Lift mithelfen. Das Problem beim Lift ist halt, dass man, wenn der Schnee fällt, spontan frei machen muss, was nicht in jedem Beruf und bei jedem Arbeitgeber möglich ist.»
Feusi Schneider und René Arnet wollten mit dem Lift nie Geld verdienen. «Die Preise für die Tageskarten haben wir in all den Jahren unverändert gelassen», sagt Feusi. «Und nicht zu vergessen», meldet sich René, «die Saisonkarte ist bis Ende August gültig.»