Zu Hause in Kirche und Wirtschaft
17.11.2024 Obermumpf, Wallbach, WirtschaftStephan Feldhaus findet sich in verschiedenen Welten zurecht. Einerseits bewegt er sich als Kommunikationsexperte in der Wirtschaft. Andererseits wurde er vor kurzem zum christkatholischen Priester geweiht und hat hier im Fricktal seine spirituelle Heimat gefunden.
Janine Tschopp
...Stephan Feldhaus findet sich in verschiedenen Welten zurecht. Einerseits bewegt er sich als Kommunikationsexperte in der Wirtschaft. Andererseits wurde er vor kurzem zum christkatholischen Priester geweiht und hat hier im Fricktal seine spirituelle Heimat gefunden.
Janine Tschopp
FRICKTAL /BASEL. Einige aus der Region haben Stephan Feldhaus durch seine eindrücklichen Texte beim Fasnachtsgottesdienst in Möhlin kennengelernt. «Glückselig sind die, die Frieden stiften», war der Titel der diesjährigen Predigt, welche die Närrinnen und Narren am Samstagabend nach dem 1. Faissen derart begeisterte, dass sie lange klatschten und eine La-Ola-Welle durch die ganze Kirche ging.
In letzter Zeit kamen, auch ausserhalb der Fasnachtsgottesdienste in unserer Region immer mehr Predigten dazu, mit welchen Feldhaus seine Zuhörerinnen und Zuhörer in seinen Bann zog. Dies hat damit zu tun, dass der in Basel lebende Theologe und Kommunikationsexperte vor zwei Jahren zum Diakon und in Obermumpf vor kurzem zum christkatholischen Priester geweiht wurde. Hier habe er seine spirituelle Heimat gefunden. «Die Priesterweihe in Obermumpf ist ein klares Bekenntnis für die nächsten Jahre im Fricktal», betont der 62-Jährige.
Während über 20 Jahre in der Wirtschaft tätig
Stephan Feldhaus hat nicht nur das Spirituelle im Blut, sondern weiss auch sehr gut, wie man sich in der Wirtschaft bewegt.
Von Anfang an: Geboren und aufgewachsen ist der frischgebackene Priester als Nachzügler von drei Geschwister in der Stadt Selm im Münsterland. Seine Eltern führten eine Metzgerei mit einigen Filialen. «Ich kann mich nicht erinnern, dass bei uns zu Hause einmal nicht gearbeitet wurde.» So lernte er einerseits Metzger, studierte aber auch Theologie und Philosophie sowie zusätzlich Wirtschaftswissenschaften im Fernstudium. Obwohl er nicht in dem Beruf gearbeitet hat, sagt er: «Das Bodenständige beim Metzgerberuf hat mir viel gebracht.» Er war nach der Ausbildung in der Wissenschaft tätig, wo er sich mit verschiedenen Fragen der Ethik auseinandersetzte. Später arbeitete er während über 20 Jahren in der Wirtschaft, zuerst bei Siemens und anschliessend bei Roche als Kommunikationsverantwortlicher. Vor vier Jahren gründete er ein eigenes Unternehmen im Kommunikations- und Beratungsbereich und unterstützt mit seinen Dienstleistungen sowohl Privatpersonen als auch Firmen.
Das Spirituelle hat ihn immer angezogen
«Das Spirituelle hat mich immer angezogen. Ich bin ein spiritueller Mensch», erklärt Stephan Feldhaus. So war er schon als Bub Messdiener, studierte Theologie mit dem Gedanken, später Priester zu werden und setzte sich in jeder Pfarrei ein, in welcher er wohnhaft war.
An der römisch-katholischen Kirche, deren Theologie er studiert hatte, zweifelte er je länger, je mehr. «Sie ist hierarchisch, undemokratisch und schliesst Frauen aus.» So zog er seine Kandidatur zur Priesterweihe damals zurück. Als er vor 14 Jahren mit der Predigerkirche in Basel den christkatholischen Glauben näher kennenlernte, sah alles wieder anders aus. Er und seine Familie traten der christkatholischen Kirche bei und engagierten sich dort. Im Rahmen seiner Vorbereitung für die Weihe zum christkatholischen Diakon absolvierte er 2021 ein Praktikum in Möhlin und in Obermumpf/ Wallbach. «Es war Liebe auf den ersten Blick», beschreibt Feldhaus seine erste Begegnung mit dem Fricktal. «Die offene und pragmatische Einstellung der Menschen hier, ihre Herzlichkeit, dass sie gerne feiern und dass es nichts gibt ohne einen Apéro», sind einige Gründe, die er schmunzelnd ins Feld führt. Nach der Diakonenweihe 2022 wurde er christkatholischer Pfarrer in Obermumpf, wo er vor wenigen Wochen zum Priester geweiht wurde. Für die Menschen da zu sein, die befreiende Botschaft des Evangeliums zu verkünden, Mitmenschen als Seelsorger beim Leben und beim Sterben zu begleiten, ist für ihn kein Mandat, sondern Berufung.
Viele Arbeitsbereiche
Neben seiner spirituellen Tätigkeit und der Arbeit für die eigene Kommunikationsfirma ist Stephan Feldhaus Verwaltungsrats-Präsident der Viollier AG und engagiert sich zudem ehrenamtlich für zahlreiche Institutionen. Seine Wochen sind von Montag bis Sonntag, von morgens bis abends gut gefüllt. Wie schafft er das? «Ich mache nur noch Dinge, die ich gerne mache. Darum kann ich auch viel leisten», ist er überzeugt. Eigenschaften wie organisiert und gut strukturiert sowie speditiv und entscheidungsfreudig zu sein, helfen ihm dabei. Zudem komme es darauf an, sich selber nicht zu wichtig zu nehmen. Seit ihm dies bewusst geworden sei, lebe es sich viel besser. «Das hat mit meiner Aufgabe hier im Fricktal zu tun», sagt er mit einem Strahlen. Was macht der Mann, welcher jeden Satz ganz ruhig und klar formuliert, ein fotografisches Gedächtnis hat, frei predigt und gedanklich sehr schnell von Bereich zu Bereich wechseln kann, wenn ihm doch einmal alles zu viel wird? «Dann gehen meine Partnerin Lilian und ich in den Zoo oder in den Kannenfeldpark spazieren und ich ordne meine Gedanken. Dabei rufe ich mir in Erinnerung, wie reich beschenkt ich bin. Oder ich zünde in der Predigerkirche eine Kerze an.»