Zeiningen und der zweite Wahlgang
14.11.2025 FokusDer zweite Wahlgang in Zeiningen kürt mit Thomas Börlin oder Andreas Geiss ein neues Gemeinderatsmitglied sowie einen neuen Gemeindepräsidenten: Alexander Kohler oder Andreas Geiss. Die NFZ hat ihnen ein paar Fragen gestellt.
Ronny Wittenwiler
Die Nicht-Wahl von ...
Der zweite Wahlgang in Zeiningen kürt mit Thomas Börlin oder Andreas Geiss ein neues Gemeinderatsmitglied sowie einen neuen Gemeindepräsidenten: Alexander Kohler oder Andreas Geiss. Die NFZ hat ihnen ein paar Fragen gestellt.
Ronny Wittenwiler
Die Nicht-Wahl von Gisela Taufer (FDP) für eine weitere Amtsperiode stellte am 28. September vieles auf den Kopf. Wenig später demissionierte sie per sofort, sowohl als Gemeindepräsidentin als auch als Gemeinderätin. Während die vier anderen Ratsmitglieder die Wiederwahl schafften, verpassten allerdings auch die Herausforderer Thomas Börlin und Andreas Geiss das absolute Mehr (beide kamen als Gemeinderatskandidaten auf je 314 Stimmen). Börlin und Geiss treten im zweiten Wahlgang für diesen fünften und letzten Gemeinderatssitz nochmals an.
Andreas Geiss kandidiert zudem erneut für das Gemeindepräsidium (nachdem er im ersten Wahlgang wie die damalige Gemeindepräsidentin am absoluten Mehr scheiterte). Doch dieses Mal ist die Ausgangslage eine andere: Sein Gegenkandidat ist jetzt Alexander Kohler. Während der laufenden Amtsperiode bekleidet Kohler das Vizepräsidium, nach der Demission von Taufer übernahm er die Gemeindeführung ad interim. Kohler schaffte am 28. September mit 527 Stimmen zwar problemlos die Wiederwahl als Gemeinderat, doch verpasste er damals mit seiner erneuten Kandidatur als Vizepräsident das absolute Mehr um dreizehn Stimmen. Mittlerweile in stiller Wahl zur Vizepräsidentin der kommenden Amtsperiode gewählt wurde Sandra Pfaffen (die NFZ berichtete).
Und ja: Gut möglich, dass der eine oder andere in Zeiningen froh ist, dass auch der 30. November nicht mehr weit ist. Denn die allgemeine Stimmung, die seit Wochen den Wahlkrampf prägt, ist schlecht. Richtig schlecht. Was ist bloss los? Das und noch ein bisschen mehr hat diese Zeitung alle drei Kandidierenden für den zweiten Wahlgang gefragt.
Wie gehen Sie mit kritischen Fragen um?
Zeiningen und die drei Kandidaten vor dem entscheidenden zweiten Wahlgang
Am 30. November wird die Exekutive für die kommende Amtsperiode komplett sein. Noch ist ein einziger Sitz im Gemeinderat frei, ebenso das Gemeindepräsidium. Der zweite Wahlgang nun führt diese beiden Entscheidungen herbei. Wer wird Gemeinderat: Andreas Geiss oder Thomas Börlin? Und wer Gemeindepräsident: Alexander Kohler oder Andreas Geiss? Diese Antworten liefern die Kandidaten erst in knapp zwei Wochen. Ein paar andere Antworten dafür bereits jetzt. Wir haben die Fragen dazu gestellt. (rw)
Alexander Kohler, 57
NFZ: Der Wahlkampf ist gehässig. Was ist bloss los in Zeiningen?
Mich stimmt es traurig, dass der Wahlkampf so gehässig geführt wird. Zeiningen hat Besseres verdient. Wir sind eine starke Gemeinde mit engagierten Menschen. Ich wünsche mir, dass wir wieder miteinander reden statt übereinander. Nur gemeinsam bringen wir Ruhe, Vertrauen und Respekt zurück.
Warum sind Sie die bessere Alternative als Ihr Gegenkandidat?
Ich stehe für Aufbruch mit Erfahrung. Gemeinsam mit dem bestehenden Gemeinderat möchte ich Zeiningen in eine vernünftige und stabile Zukunft führen. Es stehen wichtige Projekte an, die Weitblick, Vernunft und eine klare finanzielle Führung verlangen. Ich will gemeinsam mit dem Team Brücken bauen und Zeiningen in ruhigeres Fahrwasser führen.
Was gefällt Ihnen nicht an Zeiningen – und warum nicht?
Mich stört der raue Ton, der sich in letzter Zeit eingeschlichen hat. Unsere Gemeinde lebt von Engagement und Miteinander, nicht vom Gegeneinander. Ich wünsche mir wieder mehr Respekt, Vertrauen und Offenheit. Das macht Zeiningen stark, lebenswert und zukunftsfähig.
Wie gehen Sie eigentlich mit kritischen Fragen um?
Kritische Fragen gehören zur Demokratie. Ich übernehme Verantwortung für mein Handeln, aber niemand trägt sie allein. Entscheidungen werden im Gemeinderat gemeinsam getroffen und letztlich entscheidet die Gemeindeversammlung. Der Gemeinderat setzt um, was das Volk bestimmt.
Direkt an Sie gerichtet: Die Wogen in der Gemeinde gehen immer wieder hoch. Sie trugen bislang als Vizepräsident eine politische Verantwortung. Warum stehen Sie nun ausgerechnet mit einer Kandidatur fürs Gemeindepräsidium einem möglichen Neuanfang im Weg?
Ich stehe einem Neuanfang nicht im Weg, ich möchte ihn ermöglichen. Als Vizepräsident habe ich in intensiven Phasen Brücken gebaut und Lösungen gesucht. Ich habe das Präsidium interimistisch übernommen, von heute auf morgen, ohne Einarbeitung, aus Pflichtgefühl gegenüber Zeiningen. Ich begleite Projekte wie das Mehrzweckgebäude eng, behalte die Finanzen im Blick und handle mit Vernunft, Weitsicht und Verantwortung.
Ordnen Sie sich politisch ein. Aber bitte: lieber konkret als schwammig.
Ich bin parteilos, stehe aber klar für Verantwortung, Transparenz und Eigenständigkeit. Ich entscheide nach Vernunft und Fakten, nicht nach Parteilinien, immer mit Blick darauf, was das Beste für Zeiningen ist.
Thomas Börlin, 65
NFZ: Der Wahlkampf ist gehässig. Was ist bloss los in Zeiningen?
Der Wahlkampf ist emotional, weil es um Grundsätzliches geht: Soll Zeiningen weiter im alten Denken einer reinen Entwicklungsgemeinde verharren, oder wollen wir uns ehrlich fragen, was heute noch zeitgemäss ist? Ich vertrete den zweiten Weg, das gefällt nicht allen, und genau da entsteht Reibung.
Warum sind Sie die bessere Alternative als Ihr Gegenkandidat?
Ich lebe seit 41 Jahren in Zeiningen und kenne unser Dorf in- und auswendig. Meine Kandidatur ist kein spontaner Entscheid, sondern Ausdruck meines langjährigen Engagements. Ich schätze die Arbeit des bisherigen Gemeinderats und möchte im Team Brücken bauen, zukünftige Projekte mit Weitblick angehen und Zeiningen für Jung und Alt stärken.
Was gefällt Ihnen nicht an Zeiningen – und warum nicht?
Ich wünsche mir, dass Entscheidungen in Zeiningen wieder offener diskutiert werden, nicht hinter verschlossenen Türen. Wir brauchen mehr Transparenz und weniger Machtkonzentration. Zeiningen muss von allen mitgestaltet werden, nicht von wenigen.
Wie gehen Sie eigentlich mit kritischen Fragen um?
In meinem Beruf als Projektleiter in der Chemieanlagen-Automation habe ich gelernt zuzuhören, zu analysieren, mir eine faktenbasierte Meinung zu bilden und diese auch zu vertreten. Man muss immer unterschiedliche Varianten denken und den Mut haben, gemeinsam die beste Lösung zu finden, auch wenn man selbst nicht der Schöpfer dieser Idee ist.
Direkt an Sie gerichtet:
Sie gelten bei vielen als Provokateur mit extremen Ansichten. Dass das Ihre Chancen auf einen Sitz im Gemeinderat mindert, ist Ihnen erstens bewusst und zweitens egal: In der Rolle als Provokateur fühlen Sie sich auch künftig wohler, denn als Mitglied im Gemeinderat.
Ich weiss, dass ich Dinge manchmal direkter anspreche als andere. Aber ich sehe das als Stärke: Wer etwas bewegen will, muss bereit sein, auch unangenehme Fragen zu stellen und unbequeme Wahrheiten auszusprechen. Das hat nichts mit Provokation zu tun, sondern mit Verantwortung und Handlungswillen.
Ordnen Sie sich politisch ein. Aber bitte: lieber konkret als schwammig.
Ich stehe für Neutralität, Souveränität und Unabhängigkeit unseres Landes. Ich bin überzeugt, dass das klassische Rechts-Links-Denken uns mehr trennt als verbindet. Deshalb bin ich parteilos, weil ich sach- und faktenbezogen entscheiden können will, nicht ideologisch.
Andreas Geiss, 51
NFZ: Der Wahlkampf ist gehässig. Was ist bloss los in Zeiningen?
Es ist nur ein Sitz frei und es gibt zwei Kandidaten. Wir versuchen, die Wahl mit Strategien für uns zu entscheiden, die kaum unterschiedlicher sein könnten. Dass es dabei auch «gehässig» zugeht, finde ich zwar schade und unnötig, für Wahlgänge aber nicht ungewöhnlich. Mit dem Wahlergebnis wird wieder Ruhe und Miteinander einkehren, so ist Zeiningen.
Warum sind Sie die bessere Alternative als Ihr Gegenkandidat?
Meine ruhige, sachliche und zielorientierte Art ist sicher ein Vorteil. Ich arbeite ohne zu polarisieren und mit Blick für das Ganze. Ich brenne schon jetzt auf den Wahlausgang und bereite mich aktiv auf die neuen Aufgaben vor
– begeistert und mit viel Engagement. Mich in neue Themen einzuarbeiten, fällt mir leicht und mein Netzwerk ist schon gross.
Was gefällt Ihnen nicht an Zeiningen – und warum nicht?
Das Bild, das im Wahlkampf von Zeiningen ausserhalb des Dorfes entstanden ist, gefällt mir nicht. Auch im emotionsgeladenen Wahlkampf laufen in den Vereinen und in der Bevölkerung viele schöne und verbindende Aktivitäten, die gerade jetzt völlig in den Hintergrund geraten. Das wird sich nach der Wahl hoffentlich wieder ändern.
Wie gehen Sie eigentlich mit kritischen Fragen um?
Ich höre zu, nehme sie nicht persönlich und versuche, die Absicht und die Situation hinter der Frage zu verstehen. Damit fällt es leichter, eine passende und lösungsorientierte Antwort zu geben. Mit den Erkenntnissen aus Fragen und Antworten gehe ich selbstkritisch um und lerne aus wertvollen Gesprächen. Positives Feedback ist auch gerne willkommen.
Direkt an Sie gerichtet:
Ohne konkret auf die persönliche Verbindung einzugehen, empfiehlt in einem Leserbrief jemand aus dem knapp 600 Kilometer entfernten Moers am Niederrhein Sie zur Wahl als Gemeindepräsident in Zeiningen. Das wirkt sehr bemühend. In welcher Beziehung zu Ihnen steht diese Person und warum nützt so ein Leserbrief mehr, als dass er schadet?
Sie können sich vorstellen, dass bei einem solch neuen Engagement der ganze Familienund Freundeskreis mitfiebert. Einzelne kennen Zeiningen auch sehr gut, verfolgen die Wahl intensiv und recherchieren viel. Ich bin stolz, dass auch aus diesem Kreis ein Feedback kam, weil es gesunde Familienstrukturen belegt. Ob es schadet? Nein, ich denke nicht.
Ordnen Sie sich politisch ein. Aber bitte: lieber konkret als schwammig.
Ich denke nicht in ideologischen Mustern und bin frei von parteilichen Abhängigkeiten, Abgrenzungen und Konzepten. Ich sehe mich breit in der Mitte aufgestellt. Bei Entscheidungen kann ich dadurch u. a. soziale, wirtschaftliche, umweltrelevante, kulturelle und finanzielle Aspekte flexibel und der Situation angepasst berücksichtigen.




