Kantonsarchäologie präsentiert Funde aus dem Fricktal: Der siebte Band der Reihe «Archäologie im Aargau» beschäftigt sich mit Funden aus neun Fricktaler Gemeinden aus der Zeit des Schwabenkriegs 1499. Im Fricktaler Museum in Rheinfelden ...
Kantonsarchäologie präsentiert Funde aus dem Fricktal: Der siebte Band der Reihe «Archäologie im Aargau» beschäftigt sich mit Funden aus neun Fricktaler Gemeinden aus der Zeit des Schwabenkriegs 1499. Im Fricktaler Museum in Rheinfelden wurde er am Montag vorgestellt.
Boris Burkhardt
Als Elsbeth aus Zeiningen tritt die Rheinfelder Schauspielerin und Stadtführerin Susanne Ammann im Fricktaler Museum auf, mit Marktkorb unterm Arm, in grünem Oberkleid, ein weisses Tuch um den Kopf geschlungen. So, wie man sich eine Fricktaler Bauersfrau aus dem Jahre 1499 vorstellen könnte. Um dieses Jahr ging es bei der Buchvernissage am Montag im Fricktaler Museum, genauer gesagt um «Eine Auswertung spätmittelalterlicher Brandschichten aus dem ländlichen Raum», wie der Untertitel des siebten Bands der «Archäologie im Aargau» lautet.
Als Haupttitel hat Archäologin und Herausgeberin Andrea Winkler «1499. Unruhige Zeiten im Fricktal» gewählt. Obwohl im Buch und an der Vernissage immer wieder die Rede vom Schwabenkrieg ist, in dem die Alte Eidgenossenschaft in jenem Jahr in mehreren Schlachten den Habsburger König Maximilian I und den Schwäbischen Städtebund besiegte, hat sie ihn nicht auf den Titel gesetzt, wie sie später im Gespräch mit der NFZ erklärt. Es gebe «eine grosse Wahrscheinlichkeit», dass die Brände, die die Archäologen untersucht hätten, auf Plünderungen und Brandschatzung während des Schwabenkrieges zurückzuführen seien. Beweisbar sei das aber nicht mehr, zumal im Fricktal keine Schlachten dieses Konflikts stattfanden.
Die Landsknechte hätten nicht einmal gewusst, wo sie sich befänden, als sie den Hof ihrer Familie angezündet hätten, klagt Elsbeth aus Zeiningen. Vom Wald aus hätten sie zusehen können, wie ihr Hof im Tal in Flammen aufgegangen sei. Nun lebten sie beengt und arm bei ihrer Tante auf dem Hof. Der Nachbar habe versucht, sich zu wehren; ihn hätten sie umgebracht. Nun überlege ihr Mann zu ihrem Schrecken, selbst Landsknecht zu werden. Das Pikante an diesem Konf likt: Das Fricktal stand damals aufseiten der Habsburger. Elsbeth macht das deutlich, wenn sie mit Schrecken davon spricht, dass der Feind, die Eidgenossen, bei Konstanz eine Schlacht gewonnen habe.
15 Grabungsstellen in neun Gemeinden
Töpfe, Pfannen, Kannen und Lampen seien vor allem unter den Fundsachen aus 15 Grabungsstellen in den neun Fricktaler Gemeinden Kaiseraugst, Möhlin, Zeiningen, Eiken, Kaisten, Oeschgen, Frick, Gipf-Oberfrick und Wölflinswil, erklärt Autorin Winkler in ihrem kurzen Vortrag über den Inhalt des Buches. Die Funde wären unmöglich ohne die jahrzehntelange Arbeit der Freiwilligen Bodenforscher als Teil der Fricktalisch-Badischen Vereinigung für Heimatkunde (FBVH), anerkennt die Herausgeberin. Seit den Achtzigern hätten sie Äcker durchforstet und alte Häuser vor dem Abriss untersucht: «Die Kantonsarchäologie hatte damals noch gar nicht die Mittel dazu.»
Unter den Funden sind aber auch einige wertvolle Ofenkacheln aus Keramik. Sie zeigen eine Szene des Minnesangs mit Lautenspieler und Dame sowie die Rose als Symbol der Minne während des gesamten Mittelalters, wie Winkler erklärt. Durchaus Indizien für einen höheren Lebensstandard unter den Fricktaler Bauern. Es sei ihnen vor der Brandschatzung nicht schlecht ergangen, sagt denn auch Elsbeth aus Zeiningen und erzählt vom teuren Kachelofen: «Man darf schon zeigen, was man hat.» In Mussestunden habe sie geträumt, sie selbst sei die angebetete Dame auf der Kachel. Das sagt sie leise; denn solche Gedanken waren 1499 noch Sünde. Drei der Bodenforscher, Linus Hüsser, David Wälchli und Werner Fasolin, waren auch als Autoren tätig, ebenso wie Kantonsarchäologe Thomas Doppler, der auch den Kollegen aus der Kantonsarchäologie für die Unterstützung dankte. Eine populärwissenschaftliche Zusammenfassung der Ergebnisse hat Winkler bereits in der aktuellen Jahresschrift «Vom Jura zum Schwarzwald» der FBVH veröffentlicht. Nun sei es noch wichtig gewesen, die Ergebnisse fachwissenschaftlich zu veröffentlichen, sagt Doppler.
Das Buch ist überall im Handel erhältlich. Bis zum 15. Dezember sind die Keramikfundstücke in einer Vitrine im Fricktaler Museum zu sehen; die Vitrine hatte bereits Station in den anderen Fundortgemeinden.