Wölflinswil kündigt den Vertrag mit Oberhof
27.06.2025 WölflinswilMit 62 Ja gegen 10 Nein folgt die Einwohnergemeinde-Versammlung von Wölflinswil dem Antrag des Gemeinderats und beschliesst, den Vertrag, der die Gemeinschaftsverwaltung mit Oberhof regelt, per 31. Dezember 2027 zu kündigen und neu auszuhandeln.
Simone Rufli
Es war ...
Mit 62 Ja gegen 10 Nein folgt die Einwohnergemeinde-Versammlung von Wölflinswil dem Antrag des Gemeinderats und beschliesst, den Vertrag, der die Gemeinschaftsverwaltung mit Oberhof regelt, per 31. Dezember 2027 zu kündigen und neu auszuhandeln.
Simone Rufli
Es war das Traktandum, das alle anderen Themen dieser Sommer-«Gmeind» in den Schatten stellte – riskant und mit ungewissem Ausgang. Das Abstimmungsergebnis allerdings spricht eine deutliche Sprache: von den 72 anwesenden Stimmberechtigten stimmten 62 für die Kündigung des Gemeinschaftsverwaltungs-Vertrags, nur 10 dagegen. Aus den Voten wurde aber auch klar: Der Auftrag ist heikel. Es gibt in Wölflinswil durchaus Befürchtungen, die Kündigung könnte zum Bruch mit Oberhof führen. Es sei eine operative, keine politische Geschichte, bemühte sich Giuliano Sabato, diese Befürchtungen zu zerstreuen. Der Gemeindeammann betonte am Mittwochabend immer wieder: «Wölflinswil stellt die Zusammenarbeit mit Oberhof nicht in Frage! Es geht nicht darum, die Zusammenarbeit zu kündigen, es geht darum, sie auf eine neue Basis zu stellen.»
Immer mehr Nachteile
Die Gemeinschaftsverwaltung von Wölflinswil und Oberhof ist in einem Vertrag aus dem Jahr 1990 geregelt – mit immer mehr Nachteilen für Wölf linswil, wie Giuliano Sabato betonte und dies auch in einem früheren Gespräch mit der NFZ dargelegt hatte. Unklare Führungsstrukturen, eine aus vier Ratsmitgliedern bestehende Anstellungsbehörde, das Ungleichgewicht bei der finanziellen Belastung, keine vertragliche Regelung für den Fall von Differenzen, eine Ausstiegsklausel lediglich für die EDV-Anlage – das seien nur ein paar Beispiele für die Unzulänglichkeiten des gültigen Vertragswerkes, erklärte er der Versammlung. «Es gibt 15 Bereiche, in denen unsere beiden Gemeinden gut zusammenarbeiteten, die Verwaltung ist lediglich ein Teil davon.» Bemühungen, den Vertrag den veränderten Gegebenheiten anzupassen, seien seit 2018 im Gang, bis heute ohne Erfolg. «Und sind wir nicht einig, so bleibt der Vertrag bestehen, wie er ist», gab Giuliano Sabato zu bedenken. Und wieder: «Nicht die Zusammenarbeit mit Oberhof wird in Frage gestellt, es geht einzig darum, eine neue Basis zu schaffen und in gemeinsamen Verhandlungen zu einem Vertrag zu kommen, von dem beiden Gemeinden profitieren können.»
Neustart oder Scheidung?
Wie eng die Zusammenarbeit ist, wie nachbarschaftlich und emotional die Verflechtungen in der Bevölkerung, zeigte sich bei den Wortmeldungen. Den Vertrag anpassen ja, Oberhof ins Boot holen ja, aber kündigen? Die seit 1971 funktionierende Zusammenarbeit aufs Spiel setzen? Eine Scheidung riskieren? Pflästerli-Politik? «Tabula rasa»? Warum nicht mit Oberhof zusammensitzen? «Ich bin fast sicher, wenn wir jetzt kündigen, dann gehen wir nachher getrennte Wege», warnte etwa Alex Reimann. Weiter zusammenarbeiten, aber zu fairen Bedingungen, dafür plädierte Alice Liechti. «Vertrauen wir dem Gemeinderat, dass er nicht die Trennung sucht, sondern zu einer gemeinschaftlichen Lösung findet.»
Arbeit der Hauswarte aufgewertet
Die Gemeindeversammlung stimmte der Erhöhung des Stellenplans beim Hausdienst um 50 Prozent (auf insgesamt 200 Prozent) zu. Unter Berücksichtigung bestehender Aufgaben und im Hinblick auf künftige Anforderungen – unter anderem im Zusammenhang mit dem Neubau einer weiteren Turnhalle – werden nun zwei 100 Prozent Stellen geschaffen. Die Kosten werden teilweise dadurch kompensiert, dass Leistungen, die bisher durch Hilfskräfte erbracht wurden, neu von den beiden Hauswarten übernommen werden. Zudem werden die Hauswarte die Brunnenmeister bei den Routinearbeiten unterstützen.
Genehmigt wurde auch der Kredit über 998 000 Franken für die Sanierung der Dorfstrasse Oberhof (Wasserleitung). Oberhof hat den Verpflichtungskredit an der ausserordentlichen Gemeindeversammlung vom 17. März genehmigt. Die Zustimmung von Wölflinswil wurde gemäss den Satzungen des Gemeindeverbands Wasserversorgung Oberhof-Wölflinswil nötig. Die Rechnung der Einwohnergemeinde Wölflinswil weist bei einem Steuerfuss von 125 Prozent dank höheren Steuereinnahmen (plus 91 000 Franken) lediglich einen Aufwandüberschuss von 32 636 Franken aus (budgetiert waren 263 973 Franken). (sir)