Wittnau weist «Kehrstrasse» zurück
28.11.2025 FokusUnd verabschiedet Andreas von Mentlen nach 18 Jahren
Andreas von Mentlen ist seit 2007 im Gemeinderat von Wittnau, seit 2018 Gemeindeammann. Sein Steckenpferd waren die Gemeindefinanzen, seine letzte Gemeindeversammlung am Mittwochabend eine mit Rückweisung und vielen ...
Und verabschiedet Andreas von Mentlen nach 18 Jahren
Andreas von Mentlen ist seit 2007 im Gemeinderat von Wittnau, seit 2018 Gemeindeammann. Sein Steckenpferd waren die Gemeindefinanzen, seine letzte Gemeindeversammlung am Mittwochabend eine mit Rückweisung und vielen Anträgen.
Simone Rufli
Die Finanzen hatte Andreas von Mentlen über all die Jahre so gut im Griff, dass Wittnau heute – als eine von wenigen Aargauer Gemeinden – ein Nettovermögen pro Einwohner von 3486 Franken ausweist (Stand 31.12.2024). Am Mittwochabend führte der Gemeindeammann, der, wie seine Nachfolgerin Denise Schmid in ihrer in Versform vorgetragenen Laudatio anmerkte, nur einen «Tolggen» hat – den fremden Dialekt – durch seine letzte Gemeindeversammlung. 130 Einwohnerinnen und Einwohner (von 1034 Stimmberechtigten) applaudierten ihm am Ende einer dreistündigen Versammlung, die noch einmal alles bot: Fünf Zusicherungen des Gemeindebürgerrechts, eine Kreditgenehmigung (Verschiebung der Fussgängerüberquerungsstelle Kirchbachstrasse), eine genehmigte Kreditabrechnung (Eichmattweg), die Genehmigung eines Verpflichtungskredits (Ersatz Bachbrücke Nr. 31, Alte Dorfstrasse) sowie die Genehmigung des Budgets 2026 mit dem unveränderten Steuerfuss von 119 Prozent.
Mit grossem Mehr genehmigt wurde auch der Antrag, die Besoldung des Gemeinderates – nach acht Jahren ohne Anpassung – auf 1. Januar 2026 hin anzupassen. Ein Antrag auf Ablehnung der Besoldungsanpassung, weil der Gemeinderat die ins Feld geführte Mehrarbeit regelmässig an externe Fachleute weiterreiche, hatte keine Chance.
Vertragspartner abgesprungen
Traktandum Nummer 7 «Genehmigung des Zusammenarbeitsvertrags Abteilung Finanzen» hatte der Gemeinderat im Vorfeld zurückgezogen, weil der Vertragspartner Hellikon für sein vakantes 40-Prozent-Pensum inzwischen eine eigene Lösung gefunden hat. «Wir gehen davon aus, dass wir in Wittnau per 1. März 2026 ebenfalls eine Person haben werden, die uns im gewünschten Umfang von 60 Prozent unterstützt», so Andreas von Mentlen.
Apropos Unterstützung. Die blieb dem ausserordentlichen Gemeinderat unter der Leitung von Oliver Hassler versagt. Das Traktandum «Genehmigung Verpflichtungskredit in der Höhe von 2,9 Millionen Franken für die Teilerneuerung der Kehrstrasse und Langmattstrasse» wurde von der Versammlung zurückgewiesen. 2,9 Millionen für knapp 460 Meter Strasse sei zu viel, der Laufmeter mit 6300 Franken im Vergleich zu 4400 Franken bei der Hauptstrasse unsinnig teuer. Angezweifelt wurde die Rechtmässigkeit bei der Verteilung der Kosten. Uneinigkeit herrschte darüber, ob Anstösser beitragspflichtig sein sollen sowie über die Funktion der Strassenkommission. Die Vorlage wurde vom ausserordentlichen Gemeinderat vertreten, weil vier Gemeinderäte an der Kehrstrasse wohnen.
Auf den Rückweisungsantrag folgte eine Reihe von weiteren Anträgen, denen ebenfalls zugestimmt wurde: Ausarbeitung eines Gesamtkonzepts über die gesamte Strassenlänge, Verzicht auf ein Trottoir, Prüfung des Landrückverkaufs, Abklärungen bezüglich Trennwassersystem sowie generell der Einbezug von Werken (Swisscom, EOF) bei Strassenprojekten.
Planungskredit Turnhalle im 2026
Mit einem Überweisungsantrag wurde der Gemeinderat unter «Verschiedenes» verpf lichtet, die Grösse der Schulklassen zu überprüfen – eine Aufgabe, die sich der Gemeinderat bereits aus eigenen Stücken verordnet habe, so Andreas von Mentlen. Der abtretende Gemeindeammann hinterlässt nicht nur gesunde Gemeindefinanzen, sondern auch einen gut gefüllten Vorfinanzierungstopf für die neue Turnhalle. Der Gemeinderat rechnet damit, dass per Ende 2026 rund 5 Millionen Franken im Topf sind. Entsprechend hat er die Planung konkretisiert: Am 3. Februar 2026 wird die Bevölkerung zu Schulbauten und Turnhalle informiert, im Juni 2026 kommt der Planungskredit vor die Gemeindeversammlung.
«Ich bin zufrieden, weil ich viel erreicht habe und dankbar für die vielen Erfahrungen, die ich machen durfte», meinte Andreas von Mentlen, bedankte sich bei Ratskollegium und der Bevölkerung und leitete zu später Stunde zum Apéro über.

