Wir sind privilegiert und sollten das schätzen

  08.12.2025 Rheinfelden

Rheinfelder Chirurg berichtet aus Gambia (Teil 3)

In der dritten Woche konnten einige Knocheninfektionen und Verbrennungskontrakturen behandelt werden. Ein vierzigjähriger Patient konnte sich eine Operation nicht leisten und kam erst viel später zu uns. Das lange Warten hatte gravierende Folgen.

Tibor Horvath In der letzten Woche war das Team der Organisation «Drive to Help» bereits etwas reduziert. So sind der Hernien-Chirurg, Henry Hoffmann, einer der Anästhesisten, Julian Ganter, und unser «Junge für alles», der Medizinstudent Timo Grafmüller, am Wochenende wieder nach Europa zurückgekehrt. Folglich wurde in der letzten Woche nur noch in zwei Operationssälen operiert, doch erfreulicherweise konnten wir den grössten Teil der geplanten Eingriffe trotzdem durchführen.

So haben wir einen vierzigjährigen Patienten behandelt, welcher vor 18 Monaten einen Motorradunfall erlitt. Nach dem Sturz suchte er damals das Spital auf und es zeigte sich, dass er einen Ober- und Unterarmbruch auf der linken Seite hatte. Der Oberarmbruch wurde mit einem Nagel versorgt. Da der Patient danach kein Geld mehr hatte, wurde der Unterarm belassen, etwas, was bei uns in der Schweiz glücklicherweise unvorstellbar ist, auch wenn eine Operation in Gambia zirka 100 Mal weniger kostet. In Gambia und vielen weiteren afrikanischen Ländern gibt es allerdings weder Unfallnoch Krankenversicherungen, sodass die Patienten alle medizinischen Behandlungen selbst bezahlen müssen. Es zeigte sich nun bei unserem Patienten eine gute Situation am verheilten Oberarm, doch der nicht versorgte Unterarm war komplett instabil und damit unbenutzbar. Wir haben beide Unterarmknochen freigelegt, den überschüssigen Knochen weggesägt und die zwei Unterarmknochen mit je einer Platte stabilisiert. Wenn es zu keiner Infektion kommt, sollte das so problemlos abheilen können.

Knocheninfektionen und Verbrennungskontrakturen
Während den drei Wochen in Westafrika haben wir über 300 Patienten gesehen und davon 108 operiert. Es wurden viele Knocheninfektionen und Verbrennungskontrakturen, sowie auch einige alte Frakturen versorgt. Es konnten einige Hernien operiert werden und parallel dazu noch viele kleinere Probleme ambulant oder operativ versorgt werden.

Die Zeit ist einmal mehr wie im Flug vergangen, war aber sehr intensiv und auch anstrengend. Wir haben bisher keine einzige grössere Komplikation erlebt, auch das ist immer wieder sehr erfreulich und auch ganz wichtig für das Projekt. Die Patienten werden nun durch das sehr gut geschulte Personal der Klinik weiter betreut, denn es stehen in den nächsten Tagen und Wochen noch viele Wundversorgungen und damit Verbandwechsel an. Wir hoffen, dass schlussendlich alle behandelten Patienten glücklich und zuversichtlicher ihren Alltag meistern. Wir freuen uns schon auf unseren nächsten Einsatz in der Klinik in Dippa Kunda. Um dieses gemeinnützige Projekt überhaupt zu ermöglichen, sind wir auf Spenden angewiesen. Wir möchten uns bei der Fricktaler Bevölkerung für jeden Franken herzlich bedanken!


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