«Wir sehen uns als Brückenbauer»
06.09.2024 FricktalEVP: Konservativ in den Werten, präventiv in der Sache
Die Evangelische Volkspartei hält am E im Namen fest, weil ihr Parteiprogramm auf christlichen Werten basiert. Mit dem Fokus auf Prävention und dem Menschen im Zentrum will sie bei den Wahlen im Oktober die ...
EVP: Konservativ in den Werten, präventiv in der Sache
Die Evangelische Volkspartei hält am E im Namen fest, weil ihr Parteiprogramm auf christlichen Werten basiert. Mit dem Fokus auf Prävention und dem Menschen im Zentrum will sie bei den Wahlen im Oktober die sechs Sitze im Grossen Rat verteidigen.
Simone Rufli
Die Evangelische Volkspartei (EVP) steigt in den beiden Fricktaler Bezirken mit insgesamt acht Kandidatinnen und Kandidaten ins Rennen um einen Fricktaler Sitz im Grossen Rat. Fern dem gängigen Links-Rechts-Schema setzt die Partei auf Werte, sachpolitische Lösungen und Menschlichkeit. Das Motto für die Wahlen im Oktober: «Weil Sie es uns Wert sind.»
Ausgangslage: Mit 1,82 Prozentpunkten im Bezirk Laufenburg, 1,49 Prozentpunkten im Bezirk Rheinfelden und kantonsweit rund 500 Mitgliedern vertritt die EVP in der Bevölkerung eine Minderheit. Für Jasmin Acklin-Stihl (Bezirk Laufenburg) und Samuel Mettler (Bezirk Rheinfelden) kein Grund untätig zu sein, wie sie beim Treffen mit der NFZ erklären. «Auch als kleine Partei mit prozentual geringem Wähleranteil sind wir der Überzeugung: Das politische Geschehen ist zu wichtig, als dass man es sich leisten könnte, sich nicht zu beteiligen. Zudem ist es wichtig, dass das Fricktal in seiner Vielfalt in Aarau wahrgenommen wird.»
Ziel für die diesjährige Wahl: Auch wenn die persönlichen Chancen auf einen eigenen Sitz im Kantonsparlament marginal erscheinen mögen, «als Kandidierende setzen wir uns gemeinsam dafür ein, die sechs EVP-Sitze in Aarau zu verteidigen. Wir tragen mit, was uns allen wichtig ist.» Bei den Wahlen im Oktober soll der Wähleranteil mindestens gehalten werden. «Wenn es gelingt, zuzulegen und insbesondere im Bezirk Rheinfelden Prozentpunkte dazuzugewinnen, nehmen wir das natürlich gerne hin», so Samuel Mettler.
Wo steht die Partei?
Alles politische Handeln sei auf zwei Dinge ausgerichtet, halten Jasmin Acklin und Samuel Mettler fest: ein menschenwürdiges Dasein für alle und Verantwortung gegenüber der Natur. «Das sind konservative Themen, was uns nicht davon abhält, je nach Thema auch für linke, moderne Anliegen einzutreten», so Acklin. Als roter Faden ziehe sich Prävention durch das Parteiprogramm. Ob es darum geht, Kindern aufzuzeigen, wie sie sich gesund halten können, das Umweltbewusstsein zu stärken oder bei der Suchtprävention aktiv zu sein – «unser Fokus liegt klar auf dem Präventiven». Themen, die sich nicht so gut verkaufen lassen, «die aber wichtig sind». Dazu komme die unspektakuläre Art zu politisieren. «Im Gegensatz zu anderen Parteien schaffen wir nicht mit Ängsten. Wir sehen uns als Brückenbauer.»
Politische Ziele: Selber im Gesundheitswesen tätig, weiss Jasmin Acklin wie wichtig das Engagement der EVP in diesem Bereich ist. Entlastung der Notfallstationen, Palliative Care für ältere Menschen, ein sorgsamer Umgang mit Menschen mit psychischen Problemen, das sind nur ein paar Themen, für die sich die EVP einsetzt. Ein weiterer Schwerpunkt sei die Bildung. «Uns ist wichtig, das Handwerkliche zu stärken.» Ganz grundsätzlich gelte es aber, den Menschen nicht nur an seiner Leistung zu messen, sondern ihn in seiner Gesamtheit wahrzunehmen.
Ziele für das Fricktal: «Um Verkehr von der Strasse wegzubekommen, ist eine entsprechende Infrastruktur nötig; insbesondere der Bau von Veloachsen, was auch im Hinblick auf die Ansiedelung neuer Firmen im Sisslerfeld und die neue Kantonsschule in Stein sinnvoll ist», so Mettler. Ein Thema, das auch im Fricktal immer wichtiger werde, sei das Zusammenleben von immer mehr Menschen in einem flächenmässig begrenzten Lebensraum. Es gelte, Erholungsraum und wirtschaftliche Nutzung in Einklang zu bringen – mit Unterstützung des kantonalen Entwicklungskonzepts. «Für uns ist auch wichtig, Wohnraum für alle, nicht nur für Gutbetuchte, zu schaffen. Jasmin Acklin ergänzt: «Wir sollten uns Menschen öffnen, die von Armut betroffen sind und vermehrt niederschwellige Anlaufstellen schaffen, wo Armutsbetroffene und auch Asylsuchende dauerhaft – anstatt nur in Krisensituationen – Hilfe erhalten. Dass die Menschen in der Region helfen wollen, hat der Ukraine-Krieg gezeigt.»
Der Gegenstand: Die NFZ bittet alle Partei-Repräsentanten, einen Gegenstand mitzubringen, der für sie von Bedeutung ist. Jasmin Acklin hat ihr Stethoskop dabei. «Es soll zeigen, dass die EVP nah am Puls der Menschen und der Zeit ist.» Samuel Mettler packt einen Feldstecher aus. «Der Feldstecher eignet sich nicht, sich selber anzuschauen, dafür kann man mit ihm sehr gut auf andere und in die Ferne schauen. Ich denke, als Gesellschaft sollten wir wieder vermehrt aufeinander Acht geben und Kompromisse eingehen für eine gute Zukunft für alle.»
Grossratswahlen am 20. Oktober
Am 20. Oktober wird im Aargau das 140-köpfige Kantonsparlament neu gewählt. Der Bezirk Laufenburg kann sieben, der Bezirk Rheinfelden 10 Grossrätinnen und Grossräte nach Aarau schicken. Im Bezirk Rheinfelden treten acht Parteien mit insgesamt 68 Kandidatinnen und Kandidaten zur Wahl an. Im Bezirk Laufenburg sind es neun Parteien mit 54 Kandidatinnen und Kandidaten. Die NFZ stellt die grösseren Parteien vor und zeigt die Gesichter auf den Listen. (nfz)
Stich-Worte
Die Meinung der EVP zu fünf Themen
Polarisierung
«Verkauft sich gut, ist aber eine nicht hilfreiche Vereinfachung der Realität.»
Alternative Familienformen
«Entscheidend ist für uns das Wohl des Kindes. Gleichzeitig stehen wir aber für die klassische Form der Familie ein und diese darf auch gestärkt werden.»
Kirchenaustritte
«Religion als Institution hat viel kaputtgemacht. Für uns sind die gelebten Werte entscheidend, nicht die Kirche als Institution.»
Künstliche Intelligenz (KI)
«KI wird unsere Zukunft beeinflussen, ob positiv oder negativ hängt wesentlich davon ab, wer die Hoheit über die Datenbasis haben wird.»
Zuwanderung
«Vielfalt ist wertvoll, sie lehrt uns Rücksichtnahme. Die Zuwanderung ist aber auch ein Identitätsprüfstein für unsere Gesellschaft. Wichtig ist, dass wir uns trauen, auf eine gute Art für unsere eigenen Werte einzustehen.»