«Wir Politiker wälzen manchmal Probleme, die nicht so nah bei den Menschen sind»
11.11.2025 Frick
In der Planung stecke er bereits tief im 2026, meinte Dieter Egli. Bis Ende Jahr aber ist er noch Aargauer Landammann und in dieser Funktion weilte er am Donnerstagabend in Frick. Am Stammtisch im «WERK7» setzte er auf eine gefällige Mischung, beantwortete Fragen und unterhielt ...
In der Planung stecke er bereits tief im 2026, meinte Dieter Egli. Bis Ende Jahr aber ist er noch Aargauer Landammann und in dieser Funktion weilte er am Donnerstagabend in Frick. Am Stammtisch im «WERK7» setzte er auf eine gefällige Mischung, beantwortete Fragen und unterhielt die Runde mit Anekdoten aus seinem Alltag.
Simone Rufli
«Ein Lokal, das extra für meinen Stammtisch eröffnet wurde, toll!», meinte der Landammann und nahm am langen Tisch in Fricks neuer Sportbar Platz. Keine Woche zuvor war «WERK7», wie das neue Lokal am Bahndamm heisst, mit dem Umbau fertig geworden. Dieter Egli war mit dem Bus nach Frick gekommen und freute sich über die Nähe des Lokals zum öffentlichen Verkehr. Er habe in seinen bisherigen fünf Jahren als nicht autofahrender Regierungsrat schon andere Erfahrungen gemacht. «Das Strassenverkehrsamt in Schafisheim, das zu meinem Departement gehört, ist mit dem öffentlichen Verkehr ganz schlecht zu erreichen.» Das allerdings sei wohl sein Problem, meinte er lachend. «Ich bin vermutlich der einzige Aargauer, der mit dem Bus zum Strassenverkehrsamt fährt.»
Gute Verbindungen sind dem Vorsteher des Departements Volkswirtschaft und Inneres (DVI) auch sonst wichtig: «Als Chef der Gemeindeabteilung ist mir der Austausch mit den 197 Gemeinden im Kanton sehr wichtig und nimmt rund die Hälfte meiner Arbeitszeit in Anspruch.» An die anwesenden Vertreterinnen und Vertreter aus den Gemeinderäten von Frick und Gipf-Oberfrick gerichtet, setzte er mit einem Augenzwinkern hinzu: «Ich habe mich vor Jahren für die Gemeindefusion von Brugg und Windisch eingesetzt – mit der Folge, dass ich als Windischer eine Zeitlang nicht mehr nach Brugg gehen konnte.»
Chef einer grossen Verwaltung
Er habe seine politische Karriere in der «Jungen Liste» gestartet, «bis wir gemerkt haben, dass wir nicht mehr jung sind», so der 55-Jährige. Mit der Wahl in den Grossen Rat sei er dann der SP beigetreten. 2021 wurde er schliesslich in den Regierungsrat gewählt und steht seither dem Departement mit den meisten Angestellten vor. «Dass in meinem Departement 2300 Leute und damit fast die Hälft der Angestellten der Kernverwaltung arbeiten, hat mich zu Beginn erschreckt und es ist recht schwierig bei den Budgetberatungen, weil ich so viele Stellen brauche.» Dieser Ball wurde von der Runde gerne aufgenommen. Ob der Kanton immer mehr Verwaltungsstellen schaffe, um die Probleme hin und her schieben zu können, wurde der Landammann gefragt. Das könne man so sehen, oder auch damit begründen, dass immer mehr reguliert werde. «Für jedes neue Gesetz, das geschaffen wird, braucht es Leute, die die Einhaltung überwachen», gab er zu bedenken. Und zum Hinund-her-Schieben: «Ich probiere, wenn ich nicht zuständig bin, den richtigen Kontakt zu vermitteln.»
Ein Amt mit Grenzen
Jetzt, wo er bald schon am Ende seiner Amtszeit als Landammann angekommen ist – hat sich sein Bild von der Bevölkerung durch die Begegnungen an den Stammtischen verändert? «Ich glaube nicht. Wobei es als Politiker schwierig ist, herauszufinden, was für ein Verhältnis man zur Bevölkerung hat.» Eines allerdings sei ihm bei den Gesprächen in Restaurants, im Einkaufszentrum oder auch online aufgefallen: «Wir Politiker wälzen manchmal Probleme, die nicht so nah bei den Menschen sind. Umgekehrt musste ich auch immer wieder sagen, dass ich als Regierungsrat nicht alles bestimmen kann; zum Beispiel, ob man in der Schule Trainingshosen tragen darf oder nicht.»
Bei allem Humor an diesem Abend, dass der Landammann-Stammtisch eine wichtige Aufgabe erfüllt, brachte Monika Kofel-Meier aus Tägerig auf den Punkt. Wenn immer möglich, lässt sie keinen Stammtisch aus. Warum sie das tut? «Es ist doch wichtig, sich zu informieren und auch ganz verschiedene Meinungen anzuhören. Nur so kann ich mir am Ende selber ein Bild machen.»
