«Wir kämpfen jeden Tag für die Freiheit»
17.09.2024 Fricktal, PolitikBei den Grossratswahlen 2020 gehörte die FDP im Fricktal zu den Verlierern. Diesmal möchte sie den Wähleranteil wieder steigern. Aus Sicht der Freisinnigen darf man den Bürgerinnen und Bürgern nicht noch mehr aufbürden; auch die «Sicherheit» ist ein ...
Bei den Grossratswahlen 2020 gehörte die FDP im Fricktal zu den Verlierern. Diesmal möchte sie den Wähleranteil wieder steigern. Aus Sicht der Freisinnigen darf man den Bürgerinnen und Bürgern nicht noch mehr aufbürden; auch die «Sicherheit» ist ein grosses Thema.
Bernadette Zaniolo
Bei den kommenden Grossratswahlen tritt im Bezirk Rheinfelden Grossrat Bernhard Scholl nicht mehr an. Wer diesen Sitz erben wird, ist offen, ebenso, ob bei Beat Käser der Bisherigen-Bonus sticht. Mit Bruno Tüscher tritt im Bezirk Laufenburg auch ein Bisheriger an. Vor vier Jahren erzielte er mit 1292 Stimmen ein sehr gutes Resultat.
Ausgangslage: Die FDP Bezirk Rheinfelden konnte vor vier Jahren ihre zwei Grossratssitze verteidigen; dies, obwohl mit Franco Mazzi ein «Zugpferd» fehlte. Verfehlt hat sie dennoch das Ziel, den Wähleranteil halten zu können. Im Bezirk Rheinfelden kam sie noch auf einen Wähleranteil von 14,9 Prozent (minus 1,94 Prozent) und ist nur noch viertstärkste Partei. Im Bezirk Laufenburg konnte die FDP ihr Ziel, den Sitz zu halten, erreichen. Dennoch musste sie auch dort beim Wähleranteil leicht Federn lassen; sie kam noch auf 10,1 Prozent (minus 1,04 %).
Ziel für die diesjährige Wahl: «Wir möchten die beiden Sitze halten», erklärt Gaby Gerber, Präsidentin der FDP Bezirk Rheinfelden. Einerseits würden mit Beat Käser und Manuel Mauch zwei politisch Erfahrene zur Wahl antreten und andererseits: «Wir haben eine starke Liste mit Personen aus vielen Unternehmensbereichen sowie altersmässig ein breites Spektrum, von jungen bis zu pensionierten Personen.» Bruno Tüscher, Präsident der FDP Bezirk Laufenburg, ist zuversichtlich, dass der Wähleranteil um ein Prozent gesteigert werden kann. «Wir haben drei junge Personen, die stossen.» Hier hakt Gaby Gerber ein und betont: «Zehn Junge können bei einer Ortspartei viel bewegen.» Politik sieht sie als Lebensschule. «Konstruktives hilft auch im Beruf.»
Wo steht die Partei? Die FDP ist nicht einfach eine Wirtschaftspartei. «Wir kämpfen jeden Tag für die Freiheit», erklärt Gaby Gerber. Die Freisinnigen würden sich stark für den Mittelstand einsetzen. «Für jene und das sind viele, die jeden Tag zur Arbeit gehen und die ihre Fähigkeiten einbringen», betont Gerber. Dem Bürger dürfe nicht noch mehr aufgebürdet werden, so etwa Steuern. Bruno Tüscher kritisiert unter anderem die zunehmenden Vorgaben im Bauwesen. Die beiden Parteipräsidenten setzen sich dafür ein, dass man den Unternehmen und den Bürgern möglichst viel Gestaltungsraum lässt. Die Digitalisierung sehen sie als grosse Chance. Eine Herausforderung sei jedoch, wie man den digitalen Service optimal zu den Nutzern bringe.
Politische Ziele: Die Sicherheit und die Bildung sind zentrale Themen. Bruno Tüscher und Gaby Gerber hinterfragen, ob die integrative Schule wirklich der richtige Weg ist. Bei der Sicherheit gehe es auch um die Stromversorgung, die es zu gewährleisten gelte (sie erinnern an die kürzlichen Stromausfälle). Punkto Bekämpfung der Kriminalität müsse die Politik ihre Hausaufgaben machen. Die Bürger sollen sich wieder wohlfühlen. Gerber und Tüscher fordern «eine harte, aber faire Asylpolitik und den Datenaustausch über die Kantone hinweg.»
Ziele für das Fricktal: Die Fricktaler Freisinnigen setzen sich für die Gestaltung des Sisslerfeldes ein. Der Verkehr betreffe jedoch nicht nur dieses Gebiet. Gaby Gerber und Bruno Tüscher verweisen hier etwa auf Frick, Laufenburg, Stein, sowie den Schwerverkehr durchs Staffeleggtal. Es brauche den Ausbau des ÖV, namentlich den Halbstundentakt auf der Bahnlinie Stein-Laufenburg. Wichtig seien auch der Austausch und die Zusammenarbeit mit den süddeutschen Behörden. «Die Elektrifizierung der Bahnlinie ennet der Grenze hilft uns», ist Tüscher überzeugt. Es brauche einen Strauss von verschiedenen, schlauen Massnahmen.
Der Gegenstand: Die NFZ bittet alle Parteipräsidentinnen und -präsidenten, einen Gegenstand zum Gespräch mitzubringen, der für sie oder die Partei eine besondere Bedeutung hat. Gaby Gerber und Bruno Tüscher haben beide ein Sackmesser mitgebracht und Tüscher zusätzlich ein Bild vom Sisslerfeld. «Das Sackmesser ist multifunktionell, robust, rostet nicht und ist typisch schweizerisch, genau wie die liberalen Kräfte, die unser Land stark gemacht haben», sagt Gerber. «Das Sisslerfeld ist eines der grössten Themen, auch im Kanton», hält Bruno Tüscher fest. Und beide sind sich auch hier einig: «Das Sisslerfeld ist auch für den Kanton ein Sackmesser, multifunktional. Es bedeutet Wachstum, Steuereinnahmen und Innovation.»
Grossratswahlen am 20. Oktober
Am 20. Oktober wird im Aargau das 140-köpfige Kantonsparlament neu gewählt. Der Bezirk Laufenburg kann sieben, der Bezirk Rheinfelden zehn Grossrätinnen und Grossräte nach Aarau schicken. Im Bezirk Rheinfelden treten acht Parteien mit insgesamt 68 Kandidatinnen und Kandidaten zur Wahl an. Im Bezirk Laufenburg sind es neun Parteien mit 54 Kandidatinnen und Kandidaten. Die NFZ stellt die grösseren Parteien vor und zeigt die Gesichter auf den Listen. (nfz)
Stich-Worte
Die Meinung der FDP zu fünf Themen
Lohnschere
«Die Lohnschere ist schon ein Problem in der Gesellschaft, wenn die Löhne zu weit auseinander sind. Leistung muss jedoch entsprechend honoriert werden. Die Schweiz ist ein Land von KMUs. Exzesse, wie sie zum Teil in Grosskonzernen vorkommen, sind eher die Ausnahme.»
Heiratsstrafe
«Wir sind schon lange für die Individualbesteuerung. Hier besteht ein altes, zementiertes Rollenbild.»
Zuwanderung
«Das ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits sind wir auf Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen, andererseits ist dies auch belastend. Es braucht eine Regulierung. Das kann nicht so weiter laufen. Das Thema beschäftigt die Menschen.»
Trump oder Harris
«Trump geht gar nicht… eher Harris. Sie ist jedoch nicht lesbar. Die Gesellschaft in den USA wird zunehmend gespalten.»
Medienförderung
«Ja, wenn das Geld am richtigen Ort ankommt. In einer direkten Demokratie spielen die Medien eine wichtige Rolle und müssen gefördert werden. Inhalte dürfen kein Einheitsbrei sein.»