«Wir haben ein wichtiges Etappenziel erreicht»
07.08.2025 FricktalKatrin Brupbacher, Rektorin der Kanti Stein, spricht im Interview mit der NFZ über die Herausforderungen der letzten zwei Jahre und erklärt, auf was sie sich in der kommenden Ära am meisten freut.
Janine Tschopp
NFZ: Frau Brupbacher, es dauert nur ...
Katrin Brupbacher, Rektorin der Kanti Stein, spricht im Interview mit der NFZ über die Herausforderungen der letzten zwei Jahre und erklärt, auf was sie sich in der kommenden Ära am meisten freut.
Janine Tschopp
NFZ: Frau Brupbacher, es dauert nur noch wenige Tage bis zum Schulstart in Stein am 11. August. Sind Sie nervös?
Katrin Brupbacher: Eher freudigkribbelig als nervös. Wir sind gut vorbereitet.
Vor zwei Jahren wurden Sie Gründungsrektorin an der neuen Kantonsschule in Stein. Hat sich damals für Sie ein Traum erfüllt?
Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass mir diese spannende, aber auch sehr herausfordernde Arbeit anvertraut wurde. Ich durfte mein bisheriges Wissen und meine Erfahrung aus zwei Jahrzehnten Arbeit an und um die Aargauer Mittelschulen herum auf eine ganz neue Art einbringen. Ich fühlte mich parat für diese grosse Herausforderung, wusste aber auch, dass ich eine sehr steile Lernkurve würde hinlegen müssen und riesigen Einsatz leisten. Und dass dieser Einsatz mit dem Schulbeginn vom 11. August nicht vorbei sein würde, war auch von Anfang an klar.
Wie fühlt es sich jetzt an?
Es fühlt sich sehr gut an, wir haben ein wichtiges Etappenziel erreicht: Wir durften kompetente, sehr motivierte Leute für die Schulverwaltung und als Lehrpersonen gewinnen. Weiter ist ein erstes räumliches Zuhause für die Kanti Stein erstellt und ausgestattet. Ebenfalls vorhanden sind ein schulisches Angebot sowie pädagogische Konzepte, welche schon dem ersten Jahrgang eine abwechslungsreiche Zeit an der Kanti Stein ermöglichen werden.
Was waren die grössten Herausforderungen in den letzten zwei Jahren?
Herausfordernd war, die Dimension und Komplexität des Projekts zu erfassen und das allen Beteiligten bewusst zu machen. Auch wenn man mit «nur» 130 Schülerinnen und Schülern anfängt – viele Prozesse wie ein komplettes IT-System oder eine Schuladministration erstellt man schülerzahlenunabhängig. Da waren wir zu Beginn etwas knapp ressourciert. Wir betreuten Bauprojekte (Provisorium und Neubau) parallel. Zu Beginn hatten wir die dafür nötigen Fachpersonen noch nicht angestellt. Wir durften auf Knowhow und wo dringend nötig auch auf personelle Unterstützung durch die bestehenden Schulen und des Kantons zurückgreifen. Es war und ist Pionierarbeit im Kanton in Sachen Aufbau einer Mittelschule. Zudem machen wir das in einer Region, die nun einen Kulturwandel betreffend die Beschulung vollziehen muss. Konkret: Weg von den Mittelschulen in Basel-Stadt und Basel Land und bis im 2029 doch weiterhin mit einem Angebot und Zuteilungsmechanismus über die Kantonsgrenze hinaus.
Auf was sind Sie am meisten stolz, wenn Sie auf die Arbeit von Ihnen und Ihrem Team in den letzten zwei Jahren zurückblicken?
Zuallererst: auf das Team und seinen Einsatz. Und darauf, dass wir ein solches Team geworden sind, obwohl sich einige noch gar nicht oder fast nicht kennen. Dann: Dass wir uns die Zeit genommen und den Aufwand betrieben haben, die verschiedensten Vorlagen für den Schulbetrieb – ob organisatorisch oder pädagogisch – genau anzuschauen und zu überlegen, ob sie passen. Und falls nicht: wie wir adaptieren, mischen oder etwas ganz neu denken. Wir hätten es uns an verschiedenen Stellen einfacher machen können, aber dafür haben sich die Mitglieder unseres Teams nicht gemeldet. Sie wollten mitdenken, kritisch hinterfragen und mitgestalten. Das Zusammenarbeiten über die Fachgrenzen hinweg hat sich schon sehr in unsere «DNA» eingebrannt.
«Pioniergeist»-Funke soll überspringen
Fortsetzung des Interviews
Am Montag startet mit der Kanti Stein eine neue Mittelschule im Aargau. Rektorin Katrin Brupbacher hofft, dass sich auch die Schülerinnen und Schüler an der Mitgestaltung beteiligen.
Janine Tschopp
NFZ: Frau Brupbacher, dürfen Schüler und Schülerinnen, die ab Montag als erste in der neuen Kanti Stein beschult werden, stolz sein?
Katrin Brupbacher: Sie dürfen das – sie sind unsere erste Generation! Vielleicht sind sie es dann eher im Rückblick, wenn sie sagen können: hey, wir waren die ersten an der Kanti Stein. Wir hoffen sehr, dass der «Pioniergeist»-Funke, der in unserem Team brennt, auch ein bisschen auf die Schülerinnen und Schüler überspringt und sie sich trauen, mitzugestalten. Uns ist aber auch klar, dass für sie Orientierung wichtig ist. Sie wollen wissen, wie ihr schulisches Programm in diesem und in den nächsten Jahren aussieht. Sie haben keine ältere Generation, auf die sie zählen können oder von der sie Informationen bekommen. Dass einige Jugendliche mit etwas skeptischem Blick auf diese «grüne Wiese» schauen, ist ok.
Sie starten am Montag mit insgesamt 27 Lehrpersonen. Mit dem Dazukommen weiterer Klassen jedes Jahr werden ja auch immer mehr Lehrpersonen angestellt. Wird es einfach sein, diese zu finden?
Das wird sich zeigen. Es kommt – standortunabhängig – sehr auf den Fachbereich an. Die Mittelschulen sind im Vergleich zur Volksschule noch nicht so in Schwierigkeiten. Wichtig wird in den kommenden Jahren sein, dass wir Lehrpersonen finden, die Aufbauarbeit zu leisten bereit sind – und dafür mitgestalten können. Denn wie gesagt: wir haben erst ein Etappenziel erreicht.
Vor Kurzem sind Sie von Ihrem Büro im Bildungsdepartement in Aarau ins Provisorium nach Stein gezogen. Wie gefällt Ihnen Ihr neuer Arbeitsort?
Es ist schön, nun am Ort des Wirkens zu sein und vor allem auch mit unseren Ansprechpartnern in der Gemeinde und im Fricktal einfacher in den persönlichen Austausch treten zu können.
Und ich habe einen schönen Heimweg: Mit dem Velo von Stein über Münchwilen und Oeschgen bis Frick und mit dem Zug bis Zürich (wenn es nicht gerade Katzen hagelt).
Auf was freuen Sie sich am meisten, wenn Sie an die neue Ära, die am Montagfrüh beginnen wird, denken?
Den Jugendlichen im Fricktal vor Ort eine spannende, anspruchsvolle und zukunftsträchtige Mittelschulbildung bieten zu dürfen und das mit einem hochmotivierten Team, das diese Schule in den nächsten Jahren weiterentwickelt.
Start in eine neue Ära
Am kommenden Montag, 11. August, startet die Mittelschule im Fricktal mit 130 Schülerinnen und Schülern (verteilt auf vier Gymnasial- und zwei FMS-Abteilungen) im Provisorium in Stein. Beim Bezug des Neubaus im Jahr 2029 ist ein weiterer Ausbau auf 44 Abteilungen mit rund 950 Schülerinnen und Schülern geplant. Katrin Brupbacher (50) wurde vor zwei Jahren Gründungsrektorin der neuen Kantonsschule in Stein. Sie ist Mutter von zwei Söhnen und wohnt mit ihrer Familie in der Stadt Zürich. (jtz)