«Wir haben den Tarif bereits erhöht»
24.01.2025 KaiseraugstInterview zur ausserordentlichen Gemeindeversammlung in Kaiseraugst
Am 29. Januar entscheidet die Kaiseraugster Einwohnergemeinde-Versammlung über ein Darlehen in der Höhe von sieben Millionen Franken für die Stiftung, welche das Alterszentrum Rinau-Park betreibt. ...
Interview zur ausserordentlichen Gemeindeversammlung in Kaiseraugst
Am 29. Januar entscheidet die Kaiseraugster Einwohnergemeinde-Versammlung über ein Darlehen in der Höhe von sieben Millionen Franken für die Stiftung, welche das Alterszentrum Rinau-Park betreibt. Stiftungsratspräsident Hans Moritz und Stiftungsratsmitglied Roland Schmid erklären, wie die Lage derzeit ist.
Valentin Zumsteg
NFZ: Die Stiftung Rinau-Park braucht ein Darlehen von maximal sieben Millionen Franken von der Gemeinde. Wie konnte es soweit kommen?
Roland Schmid: Unser Neubauprojekt für ein Pflegeheim mit 65 Betten und für zwei Häuser mit 30 Wohnungen für betreutes Wohnen hatte einen Kostenvoranschlag von rund 50 Millionen Franken mit einer Abweichung von +/- 10 Prozent. Aufgrund der gestiegenen Teuerung, höheren Materialkosten sowie einer Erhöhung der Mehrwertsteuer belaufen sich die Kosten jetzt voraussichtlich auf rund 55 Millionen Franken, also noch im vorgesehenen Rahmen. Es war kein Versagen der Planer oder des Stiftungsrates und es gab auch keine Mehrkosten, welche ausserhalb des Rahmens von zehn Prozent liegen. Es ist aber klar, dass wir zur Finanzierung zusätzliches Geld in Form eines Darlehens benötigen. Weil die Stiftung nicht über genügend Eigenkapital verfügt, brauchte sie für den Neubau eine hohe Bankfinanzierung.
Hans Moritz: Das Problem liegt nicht bei den Baukosten, sondern bei den Finanzierungsmöglichkeiten, die wir hatten. Das Gebäude des Altersheims ging 2018 im Rahmen einer Schenkung von der Einwohnergemeinde in das Eigentum der Stiftung Rinau-Park über. Zuvor gab es keine Rückstellungen für eine Sanierung oder einen Neubau. Der Verein für Alterswohnheime bildete somit bis zur Gründung der Stiftung verhältnismässig wenig Eigenkapital und war auf eine starke Fremdfinanzierung angewiesen.
In der Botschaft zur kommenden Einwohnergemeinde-Versammlung ist von einem drohenden Liquiditätsengpass die Rede. Wie präsentiert sich die finanzielle Situation der Stiftung aus Ihrer Sicht?
Schmid: Der drohende Liquiditätsengpass hängt nicht primär damit zusammen, dass der Betrieb seine Ergebnisse nicht erreicht. Die Stiftung hatte bei Baubeginn nur eine Kapitalausstattung von zwei Millionen Franken. Die Bank war bereit, 45 Millionen Franken zu finanzieren, sie verlangte aber, dass wir in der Bauzeit weiteres Kapital in der Höhe von rund drei Millionen Franken aufbauen. Da liegen wir aktuell etwas darunter. Letztes Jahr konnten wir 85 Prozent der erforderlichen Eigenmittel erwirtschaften. Die zusätzlichen fünf Millionen Franken, die wir wegen der oben genannten Gründe brauchen, hätten wir aber auch mit den drei Millionen Franken nicht alleine stemmen können.
Ab wann droht die Zahlungsunfähigkeit?
Schmid: Das kann man nicht so genau sagen. Das hängt mit dem Baufortschritt für die beiden Gebäude für betreutes Wohnen zusammen. Es ist aber wichtig, dass das Darlehen zur Verfügung steht.
Werden Sie aufgrund der finanziellen Lage den Tarif für das Alters- und Pflegeheim erhöhen müssen?
Moritz: Das haben wir bereits getan. Per 1. Januar 2025 haben wir den Tarif erhöht, er liegt heute im kantonalen Vergleich im oberen Drittel. Wir wollten die Taxen nicht während der Bau- und Zügelphase erhöhen, deswegen haben wir zugewartet.
«Gehen davon aus, dass wir nicht die ganzen sieben Millionen brauchen»
Hans Moritz und Roland Schmid von der Stiftung Rinau-Park sind zuversichtlich, dass die Kaiseraugster Gemeindeversammlung das Darlehen von sieben Millionen Franken bewilligen wird. Voraussichtlich werde nicht die ganze Summe benötigt.
Valentin Zumsteg
NFZ: Was passiert, wenn die Kaiseraugster Gemeindeversammlung das Darlehen von sieben Millionen Franken für die Stiftung Rinau-Park nicht genehmigt?
Roland Schmid: Dann bräuchte es einen Plan B. Wir müssten mit der Gemeinde zusammensitzen und besprechen, wie wir die nächsten Monate überbrücken können. Wir haben einen Leistungsauftrag von der Gemeinde. Sollten wir unseren finanziellen Verpf lichtungen nicht mehr nachkommen können, dann könnten wir auch den Vertrag mit der Gemeinde nicht mehr erfüllen. Zusätzlich sind wir mit der kreditgebenden Bank in engem Austausch.
Hans Moritz: Wir rechnen damit, dass es an der Gemeindeversammlung ein Ja geben wird. Der Gemeinderat steht hinter diesem Darlehen, die Finanzkommission sowie die Präsidenten der Ortsparteien auch. Es geht um viel Geld, doch es ist unbestritten, dass das Alterszentrum ein Bedürfnis bei zunehmender Überalterung der Bevölkerung ist und einen Mehrwert für Kaiseraugst darstellt.
Schmid: Wir gehen davon aus, dass wir nicht die ganzen sieben Millionen Franken brauchen werden, sondern eher fünf Millionen. Die zusätzlichen zwei Millionen sind eine Liquiditätsreserve, falls der Betrieb wider Erwarten nicht die erwartete Auslastung erreicht. Aktuell haben wir im Alters- und Pflegeheim eine Auslastung von 100 Prozent.
Das neue Alterszentrum erntet viel Lob, gleichzeitig sind die Finanzen aber aus dem Lot. Ist zu grosszügig gebaut worden?
Moritz: Für uns war klar, dass wir beim Neubau die Zimmer nicht kleiner machen wollen als beim ehemaligen Altersheim. Das haben wir so umgesetzt. Gleichzeitig sind auf Kantonsebene die Flächen pro Bewohner verkleinert worden. Bei diesen kleineren Flächen wäre es aber nicht möglich, eigene Möbel aufzustellen. Das wollten wir nicht. Das ist aber für die Kosten nicht ausschlaggebend.
Schmid: Fakt ist, dass die Leute hier im Rinau-Park eine hohe Qualität bekommen.
Wie können Sie in Zukunft die weitere Rückzahlung der Darlehen sicherstellen?
Schmid: Mit der jetzigen Betriebsrechnung und dank dem höheren Tarif erreichen wir den nötigen Geldf luss, um die Rückzahlungen und die Verzinsung an die Bank leisten zu können. Rückstellungen für eine künftige Sanierung oder einen Neubau können wir aber momentan nicht bilden, das ist nicht möglich. Das ist ein Thema, das wir in Zukunft mit der Gemeinde weiter anschauen müssen.
Moritz: Es wäre wünschenswert, dass uns die Gemeinde in Zukunft unterstützt, genügend Eigenkapital aufzubauen.
Herr Moritz, Sie führen die Stiftung als Präsident im Ehrenamt. Ist die Rechtsform der Stiftung noch passend für diesen grossen Betrieb mit über 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern?
Moritz: Wir sind der Meinung, dass die Stiftung eine gute Lösung für dieses Haus ist. Der Förderverein ist heute die Trägerschaft der Stiftung; diese Verknüpfung schauen wir noch genau an. Es ist sicher nötig, dass wir beim Konstrukt des Rinau-Parks gewisse Korrekturen vornehmen. Die Grundsatzfrage, ob eine Stiftung das Richtige ist oder ob eine gemeinnützige Aktiengesellschaft sinnvoller wäre, werden wir ebenfalls prüfen.
Zum Schluss: Der Rinau-Park hat aktuell eine Zentrumsleitung ad interim. Zeichnet sich hier eine Lösung ab?
Moritz: Wir sind daran. Aktuell haben wir eine Interimslösung mit drei Frauen aus der Geschäftsleitung, welche die Leitung übernehmen. Sie machen das hervorragend. Wir haben ein gutes Klima im Haus. In den nächsten Tagen wird die Stelle für eine neue Heimleitung ausgeschrieben. Wir gehen nicht davon aus, dass es ein volles Pensum braucht.