Vor zwei Jahren versenkte die Gemeindeversammlung in Wallbach das Vorhaben, in ein Boot für die Rheinrettung zu investieren. Seither hat aber der Badetourismus zugenommen. Frau Gemeindeammann Marion Wegner-Hänggi ist besorgt.
Ronny Wittenwiler
Es war kein separates ...
Vor zwei Jahren versenkte die Gemeindeversammlung in Wallbach das Vorhaben, in ein Boot für die Rheinrettung zu investieren. Seither hat aber der Badetourismus zugenommen. Frau Gemeindeammann Marion Wegner-Hänggi ist besorgt.
Ronny Wittenwiler
Es war kein separates Sachgeschäft, die 10 000 Franken waren im Budget eingestellt. Doch das Vorhaben fand keine Mehrheit. Jetzt, zwei Jahre später, sagt Wallbachs Frau Gemeindeammann Marion Wegner-Hänggi: «Wir dürfen nicht abwarten, bis etwas passiert.» Wegner-Hänggi spricht von der Rheinrettung oder präziser: von der fehlenden Rheinrettung.
Neue Ausgangslage in Wallbach
Noch sehr präsent sind die Vorfälle, worüber auch diese Zeitung berichtete: In Rheinfelden, in Möhlin und auch in Laufenburg mussten in diesem Hochwasser-Sommer mehrere Personen vor dem Ertrinken gerettet werden. Wallbach blieb solches erspart. Die neue Uferpromenade mit ihren attraktiven Rheinzugängen liess dort aber die Aktivitäten auf dem Wasser in die Höhe schnellen, vom Schwimmen bis zum Stand-Up-Paddeln. Das sei eine Freude, betont Wegner-Hänggi. Doch die naturnahen Uferverbauungen mit Baumstämmen und Steinpackungen – je nach Pegelstand unsichtbar unter der Oberfläche – würden nun mal auch Gefahren bergen. Hinzukommt, dass die neuen Möglichkeiten auch Ortsunkundige begeistern. «Autos mit Solothurner und Baselbieter Nummernschildern, von überall her kamen Badegäste.» Die Sorge über die fehlende Rheinrettung, sie ist bei Wegner-Hänggi also nicht kleiner geworden.
Unterschiedliche Ansichten
Das Pikante an der Geschichte vor zwei Jahren: Bei den Gemeinden Möhlin, Mumpf und Stein stiess eine organisierte Rheinrettung auf Zuspruch. Vorgesehen war, dass sich diese beteiligen sollten. Und dann kam eben jene Gemeindeversammlung in Wallbach, Sommer 2022. Aus der Versammlung kam der Antrag, die 10 000 Franken für ein Rettungsboot aus dem Budget zu streichen. Die Abstimmung über diesen Antrag mündete in einer Pattsituation. «Ich hätte den Stichentscheid geben können», sagt Wegner-Hänggi. «Das wollte ich aber nicht an meiner ersten Gemeindeversammlung als Frau Gemeindeammann.» Und so kam es, dass das Vorhaben wegen einer Stimme keine Mehrheit fand. Damals sei unter anderem argumentiert worden, auf dem Rhein werde ohnehin nicht gerettet, sondern «bloss» geborgen. «Das dem zu widersprechen ist, hat dieser Sommer wieder gezeigt», sagt Wegner-Hänggi. «Und die Rheinrettung in Rheinfelden gäbe es nicht seit Jahrzehnten, wenn Menschen nur tot geborgen und nicht auch gerettet würden.»
Zurück auf die Agenda
Wegner-Hänggi bestätigt gegenüber der NFZ, das Thema im nächsten Jahr nochmals zu behandeln. Positive Signale kämen nach wie vor vonseiten der Gemeinden Möhlin, Mumpf und Stein, und sie betont: Standort für ein solches Boot müsse nicht zwingend Wallbach sein, es gehe um die Rheinrettung als Ganzes auf dem Flussabschnitt von Möhlin (Kraftwerk Ryburg-Schwörstadt) bis nach Stein. Doch wenn Marion Wegner-Hänggi an den zu Ende gegangenen Hochwassersommer denkt, was da in Wallbach alles los gewesen sei auf dem Fluss, «da sträuben sich mir die Nackenhaare. Es ist unsere Pflicht, dass wir nicht warten, bis etwas passiert. Denn wenn etwas passiert, wird der Aufschrei zurecht gross sein; weil wir das Problem kannten, aber nicht gehandelt haben.»