Regierungsrat Dieter Egli trat in Frick dafür ein, Blasen zu verlassen
Es sei ihm nicht recht ums Feiern, meinte der Landammann an der 1. August-Feier in Frick und begann seine Rede mit der Zeitenwende, in der wir uns befinden. Zum Schluss fand er dann doch noch gute Gründe, den ...
Regierungsrat Dieter Egli trat in Frick dafür ein, Blasen zu verlassen
Es sei ihm nicht recht ums Feiern, meinte der Landammann an der 1. August-Feier in Frick und begann seine Rede mit der Zeitenwende, in der wir uns befinden. Zum Schluss fand er dann doch noch gute Gründe, den Geburtstag der Schweiz feierlich zu begehen.
Simone Rufli
Dieter Egli sprach von Gewissheiten, die – bisher felsenfest – sich verändern und davon, dass wir uns verändern, «weil wir verändert werden». Am Tag, als der Zollbrief mit den 39 Prozent aus den USA in Bern eintraf ist, sprach der Regierungsrat vor der Festgemeinde in der Mehrzweckhalle in Frick von «einer weiteren grotesken Meldung aus den USA unter Präsident Trump». Er sprach von der «grenzenlosen Respektlosigkeit von Menschen, die ihre Macht bis aufs Äusserste ausnutzen» und davon, wie erstaunlich wenig Widerspruch es gibt. Und er stellte fest, «wie schnell wir uns an immer schlimmere Szenarien gewöhnen». Indem sie gesellschaftliche Strukturen zerstörten, Unsicherheit und Zwietracht säten, attackierten Mächtige direkt und indirekt unsere Demokratie. «Es ist ein globaler Trend, dass sich das Recht des Stärkeren durchsetzt». Er warnte: «Wenn Demokratie und Rechtsstaat verschwinden, bleibt das Faustrecht.»
Der Wunsch nach einem starken Mann, nach dem Freisein vom Staat mit seinen mühsamen demokratischen Prozessen, der verfange da und dort auch bei uns, gab Dieter Egli zu bedenken. «Aber unsere Gesellschaft braucht Regeln. Sie schränken zwar die Freiheit ein, geben uns allen aber auch viel Sicherheit.» Die Sicherheit etwa, immer gleich behandelt zu werden, unabhängig von Verdienst, Geschlecht, Glaube oder Macht.
«Vielleicht ärgern sich einige»
Er forderte die Menschen auf, sich der eigenen Blase zu entledigen, miteinander zu diskutieren, zu streiten, an Gemeindeversammlungen, am Stammtisch, im Verein. «Wir dürfen uns nicht auseinanderdividieren lassen von Zweifeln, Fake News und Machtgehabe!» Miteinander reden, führe zum Kennenlernen des Gegenübers. «Vielleicht ist das die neue geistige Landesverteidigung, die wir jetzt brauchen.» Die Schweiz als Nation rief er auf, in der Nachbarschaft Verbündete zu suchen, in Europa. «Das sind keine fremden Vögte oder fremde Richter, sondern Partner.» Und noch einmal mit Blick über den Atlantik und nach Osten: «Andere verlässliche Partner als Europa haben wir im Moment nicht. Vielleicht ärgern sich einige über das, was ich gesagt habe. Das ist gut so, ich freue mich, mit Ihnen ganz eidgenössisch darüber zu streiten, denn nicht ich als Politiker oder ‹die Politik› muss einen Weg finden, sondern wir alle zusammen.» Frei seine Meinung sagen zu können und zusammenhalten, wenn es darauf ankommt, «das sind dann doch gute Gründe, um den 1. August zu feiern».
Von der einen auf die andere Bühne
Leichtere Kost bekamen die Feiernden anschliessend beim Interview, geführt vom Theater affinen Fricker Gemeindeammann Daniel Suter mit dem Theater begeisterten Landammann vorgesetzt. Wobei die Grenze zwischen Politik und Theaterspiel nicht immer ganz klar war, das Rollenspiel, wie der bestens gelaunte Regierungsrat freimütig einräumte, in beiden Sparten zu finden sei. Das lockere Gespräch fand in der Fricker Lounge statt. Die Lounge – zwei Holzstühle, «für mehr reicht das Geld in Frick nicht», so Suter. Von Rollen, Bühne und Rampenlicht ging es weiter zum Sport. Entgegen Suters Vermutung, sei er nicht wegen der Länge politischer Prozesse zum Marathonläufer geworden, meinte Egli lachend und klärte auf: «Ich kann sportlich nichts anderes als laufen.» Das aber umso besser. «Unser Regierungsrat hat schon den Berlin Marathon absolviert», betonte Suter.
Die Festwirtschaft wurde einmal mehr vom Männerchor betrieben, musikalisch begleitet wurde die stimmungsvolle Feier von der Musikgesellschaft und dem Bernerchörli.