Wiederaufleben der Kulturdiversität
14.05.2024 Rheinfelden, KulturRheinfelden feierte wieder ein Festival der Kulturen
Das Festival der Kulturen in Rheinfelden unter dem Motto «Respekt» blühte nach mehreren Jahren des Unterbruchs vom 9. bis 12. Mai bei schönstem Wetter wieder auf. Was geblieben ist: die Vielfältigkeit, das ...
Rheinfelden feierte wieder ein Festival der Kulturen
Das Festival der Kulturen in Rheinfelden unter dem Motto «Respekt» blühte nach mehreren Jahren des Unterbruchs vom 9. bis 12. Mai bei schönstem Wetter wieder auf. Was geblieben ist: die Vielfältigkeit, das Fröhliche, das Miteinander.
Yasmin Malard
Hibiskus-Saft aus Guinea, Taschen aus fermentiertem Knoblauch, Lakerware-Schatullen aus Myanmar oder Sesammandeln aus Persien: Die Vielfältigkeit kennt keine Grenzen. Am Schluss fanden sich Vertreter aus über 50 Ländern und 4 Kontinenten zwischen dem Kurbrunnen und der Schiff lände ein. Immer wieder wird betont, wie friedlich der Anlass sei.
Neue und alte Gesichter
«Wenn man von hier ist, dann kennt man’s», sagte ein Besucher über das Festival. Aber es scheint, auch wenn man nicht von «hier» ist, denn die Marktstände wurden von Menschen aus der ganzen Schweiz und über ihre Grenzen hinaus aufgestellt. Anna Vidrevich wohnt in Deutschland und war zum ersten Mal dabei. Jede ihrer handgemachten Taschen ist ein Unikat, genau wie die verschiedenen Kulturen, sagt sie. Jaja Uthman aus Spiez ist seit 25 Jahren dabei. Der kulturelle Ausdruck sei in der Schweiz gut möglich. Er kenne zwar viele Kollegen, die sich aus Angst vor den Blicken der Einheimischen nicht getrauten, ihre farbigen Gewänder anzuziehen, er aber meint: «You should wear what you wanna wear no matter if people talk good or bad about you – as long as they talk about you.» Frei übersetzt: «Man sollte tragen, was man möchte, ganz gleich ob die Leute gut oder schlecht über einen reden – Hauptsache, sie reden über einen.»
Auch wenn viele berichten, dass das Festival viel kleiner sei als in anderen Jahren, sind sie froh, dass es überhaupt wieder stattfindet – neu unter der Leitung von Angela Bryner (die NFZ berichtete). Diese ist sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Esther Youla betont die tolle Atmosphäre und die sympathischen Leute. Miguel Ruepp erzählt, wie sich die Teilnehmenden gegenseitig unterstützt haben, zum Beispiel beim Zelte auf bauen. Sein spannendes Angebot bestand aus Accessoires, fabriziert aus pflanzlichem Leder wie Bambus, Regenbaum, Banane, Lotus, Reis, Tamarinde, Kaffee.
Interkulturelle und globale Herausforderungen
Eine Person, die als Adoptivkind in die Schweiz kam und anonym bleiben möchte, äusserte sich zum
Thema Rassismus in der Schweiz. «Man sollte sich auf der einen Seite weniger als Opfer sehen und auf der anderen Seite mehr Geduld haben.» Ein Temperament aus einem anderen Gebiet der Erdkugel könne man nicht mit dem der Schweiz vergleichen. Der Interviewte erzählte auch, wie ein guter Freund sich abgewandt hatte, nachdem seine Arbeitsstelle von einem Ausländer übernommen worden war. Er verstehe die Angst der Einheimischen, den Job aufgrund höherer Konkurrenz zu verlieren, jedoch sollte Hass nie auf andere Menschen übertragen werden.
Nicht nur die interkulturellen Herausforderungen sickerten durch, sondern auch die politischen Schwierigkeiten von Ländern, deren Bevölkerung zu kämpfen hat. Malay Häuselmann, die mit ihrem Mann Ernst Bücher für Schüler nach Myanmar schickt, fasste es gut zusammen: «Es gibt noch so viel zu tun. Wir können so vielen Menschen helfen.»
Musik, die verbindet
Madiakher Niang, der mit seiner Frau Muriel auch einen Wohltätigkeitsverein gegründet hat (coeurs des enfants), trat am Samstagabend mit seiner senegalesischen Tanzgruppe «Saf Sap» – so lautete auch der ursprüngliche Name des Festivals – auf. Er ist ein Griot, was in westafrikanischen Ländern ein berufsmässiger Sänger, Tänzer oder Dichter ist, der durch mündliche Überlieferung traditionelles Wissen am Leben hält und dieses von Ort zu Ort bringt.
Auch wenn die Schweizer Zuschauer zurückhaltender tanzten als ihre senegalesischen Genossen, konnte man doch sehen, wie die Rhythmen, die Klänge und die Tänze sie vollends in den Bann zogen. Am Schluss des Konzerts brachte es ein Musikant auf den Punkt: «Ohne Kultur wäre das Leben langweilig».