Wie wär’s mit einer Stunde Ruhe?
10.08.2023 Möhlin, KulturDas Lehrertheater Möhlin öffnet bald wieder den Vorhang
Vor einem Jahr kam «Der eingebildete Kranke» für einen stationären Aufenthalt in den Bata-Park. Jetzt kommt Michel und der wünscht sich wirklich nur eines: «Eine Stunde Ruhe!». Das wird lustig. Premiere ist am 19. August.
Ronny Wittenwiler
Längst sind sie in der heissen Phase, die sieben Bühnendarstellerinnen und Bühnendarsteller des Lehrertheaters Möhlin. Sie proben, sie feilen, sie experimentieren – und bald gilt es zusammen mit einer ganzen Entourage ernst für etwas Lustiges: «Eine Stunde Ruhe!». Übernächsten Samstag feiert das Ensemble Premiere an mittlerweile gewohnter Spielstätte im «Bata Club Haus».
Erkennen wir uns?
«Eine Stunde Ruhe!» ist eine Komödie von Florian Zeller, die rasch Fahrt aufnimmt. Dieter Schlachter zeichnet für die aktuelle Produktion im Bata-Park als Regisseur verantwortlich. Er fasst das Stück wie folgt zusammen: «Michel, gutsituierter Ehemann von Nathalie, findet auf einem Flohmarkt zufällig eine Jazz-LP, nach der er schon seit Jahren gesucht hat. Sofort hetzt er nach Hause, voller Vorfreude darauf, sich diese Platte endlich anhören zu dürfen. Er erbittet sich eine Stunde Ruhe, nur eine Stunde… Doch er hat mit Widerstand zu kämpfen! Über katastrophale Katastrophen entwickelt sich eine aberwitzige Komödie.» Zu viel sei nicht verraten, doch wenn man bedenkt, dass nicht nur Beziehungen zu Bruch gehen können, sondern auch Abflussrohre – dann kann all das noch ganz heiter werden. Schlachter sagt: «Ja, ich glaube, das wird lustig.»
Das Stück ist letztlich eine Ode an die Entschleunigung – oder zumindest an die Sehnsucht danach? Regisseur Schlachter beschreibt es im Programmheft unter anderem so: «Im Schulhaus treibt uns der harmonische Dreiklang der Pausen(!)- Glocke in die nächste Lektion, auf den Strassen das Dröhnen der Motoren, Bauarbeiten mit Presslufthammer, schreiende Bremsen am Bahnhof. Wir können dem Lärm der Moderne kaum entkommen, ständig sind wir von Geräuschen umgeben.» Oder anders formuliert: Wenn bereits der Versuch, nur eine Stunde Ruhe zu gewinnen, zum Scheitern verurteilt ist – dann hilft vielleicht bloss noch darüber lachen.
Das ganz normale Chaos
Seit ein paar Tagen steht das Ensemble ununterbrochen auf der Bühne, teilweise bis 22 Uhr, 23 Uhr. «Der Druck ist hoch, doch das ist immer so», sagt Dieter Schlachter. Er kennt diese Phase intensiven Probens sowieso bestens, führt er doch zum 15.(!) Mal Regie für eine Produktion des Lehrertheaters (Premiere: «Der Trauschein», 1986). «Der Ton, das Licht, die Requisiten, die Maske, die Kostüme; und bis dann alle Schauspieler am richtigen Ort stehen – momentan sind wir in der Chaosphase, das ist aber ganz normal und gehört irgendwie dazu.» Schlachter findet diesen Umstand durchaus amüsant: «Und im Stück ‹Eine Stunde Ruhe› thematisieren wir dann genau das Gegenteil von dem, was wir gerade machen.»
Im Vergleich zu Molières Klassiker «Der eingebildete Kranke», das 1673 in Paris uraufgeführt wurde, ist das nun ausgewählte Folgestück neu. «Eine Stunde Ruhe» wurde 2013, ebenfalls in Paris, aufgeführt. Der Autor Florian Zeller, Jahrgang 1979, gilt als einer der erfolgreichsten zeitgenössischen Autoren Frankreichs. Nun also gönnt sich das Ensemble des legendären Lehrertheaters Möhlin diese «Eine Stunde Ruhe!» – sich und dem Publikum. Übrigens: «Eine Stunde Ruhe!» dauert rund 90 Minuten.
«Eine Stunde Ruhe!» (Original: «Une heure de tranquillité») Premiere am Samstag, 19. August (20.15 Uhr; Türöffnung 19.15 Uhr). Weitere Aufführungen jeweils mittwochs, freitags, samstags. Letzte Vorstellung am Samstag, 16. September. Ticket-Vorverkauf in der Papeterie Isenegger oder im Internet.