Wie die Siedlung Augarten zu ihrem Namen kam
18.12.2025 RheinfeldenRund 1000 Wohnungen sind in den 1970er-Jahren im Westen von Rheinfelden entstanden. Das Grossprojekt hiess ursprünglich R1000, bekam aber dank einer Basler Werbeagentur – bei der ein Rheinfelder Kreativer arbeitete – einen neuen Namen. Als Augarten liess sich die Siedlung besser ...
Rund 1000 Wohnungen sind in den 1970er-Jahren im Westen von Rheinfelden entstanden. Das Grossprojekt hiess ursprünglich R1000, bekam aber dank einer Basler Werbeagentur – bei der ein Rheinfelder Kreativer arbeitete – einen neuen Namen. Als Augarten liess sich die Siedlung besser vermarkten.
Valentin Zumsteg
Ein solches Grossprojekt hatte Rheinfelden noch nicht gesehen: 1967 beauftragte die Chemiefirma Ciba-Geigy das Büro Gelpke und Düby mit der Planung einer Siedlung im Westen von Rheinfelden. Die Basler Industrie brauchte Wohnraum für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, am liebsten im Grünen. Im Gebiet Weiherfeld, zwischen Rhein und Bahnlinie gelegen, sollte eine Satellitenstadt mit rund 1000 Wohnungen entstehen und Platz für zirka 3000 Menschen bieten. Wohlgemerkt: Rheinfelden zählte damals nur rund 6800 Einwohnerinnen und Einwohner. Der Gemeinderat war zunächst gegen das Projekt R1000, schliesslich gab die Gemeindeversammlung 1969 aber grünes Licht. Die Bauarbeiten begannen 1971 und dauerten bis 1976.
Im Archiv fand sich die Lösung
R1000 ist kein Name, der sich vermarkten lässt. Deswegen musste ein neuer Begriff gefunden werden, der besser klingt. Den Auftrag für die Werbekampagne erhielt die renommierte Basler Agentur GGK (Gerstner, Gredinger und Kutter). Dort arbeitete der junge Rheinfelder Chris Leemann, der soeben die Kunstgewerbeschule beendet hatte und seinen ersten Job als Grafikdesigner und Junior Art Director erhielt. Weil er Rheinfelden kannte, wurde er in dieses Projekt einbezogen. Er musste eine Präsentation erstellen und den Baslern das Projekt R1000 erklären. «Markus Kutter, der Chef und kreative Leiter, unterbrach mich irgendwann und sagte, dass R1000 kein Name für eine Siedlung ist. Es gibt doch sicher einen geeigneten Flurnamen in diesem Gebiet, meinte er.»
Leemann wurde damit beauftragt, in Archiven alte Karten zu finden und dort nach passenden Namen zu suchen. So stiess er auf einen alten Stocker-Plan aus dem Jahre 1877. Auf dieser Karte fand sich neben dem Weiherfeld auch der Name Augarten. «So war das Gebiet des ehemaligen Rosskopf-Bauernhofs unten am Rhein bezeichnet, dort wo heute die Abwasserreinigungs-A nlage steht», erzählt Chris Leemann. Der Name gefiel Markus Kutter und den Verantwortlichen von Ciba. «Er passte sehr gut zum Konzept der Siedlung im Grünen.» So wurde aus R1000 der Augarten. Chris Leemann entwickelte als Grafiker das passende Logo dazu, das mit einem grossen A und einem Baum darin zeigen sollte, wie grün die Siedlung ist. «Dieses Logo ist während Jahrzehnten verwendet worden», schildert Leemann.
«Augarten» ist gut aufgenommen worden
Bei der Vermarktung ging GGK neue Wege. «Wir haben die Wohnungen für die Besichtigung möbliert, wir arbeiteten mit einer Bühnenbildnerin zusammen. In einem Zimmer lief zum Beispiel meine Märklin-Eisenbahn. Die Leute hatten den Eindruck, dass sie in eine bewohnte Wohnung kamen. Das war damals etwas ganz Neues», sagt Chris Leemann.
Die Namensfindung erachtet er auch heute – nach fünf Jahrzehnten
– noch als gelungen. «Der Begriff Augarten hat sich bewährt, er ist sehr schnell in den alltäglichen Sprachgebrauch aufgenommen worden. Das ist das Beste, was passieren kann.» Von R1000 spricht heute niemand mehr.



