Wie aus Fremden Freunde wurden
22.08.2025 RheinfeldenDie «Colonia Libera Italiana» in Rheinfelden gibt es seit 65 Jahren. Dieser Verein hat viel zum gegenseitigen Verständnis beigetragen. Das wird am Wochenende gefeiert.
Petra Wunderle
Der Jahrestag wird traditionell mit einem Fest gefeiert, in diesem Jahr ist ...
Die «Colonia Libera Italiana» in Rheinfelden gibt es seit 65 Jahren. Dieser Verein hat viel zum gegenseitigen Verständnis beigetragen. Das wird am Wochenende gefeiert.
Petra Wunderle
Der Jahrestag wird traditionell mit einem Fest gefeiert, in diesem Jahr ist es aber ein besonderer Jahrestag: Der Verein «Colonia Libera Italiana» ist 65 Jahre alt. Dieses kleine Jubiläum wird am Wochenende im und vor dem Clublokal in der Kirchgasse/Im Rumpel, inmitten der idyllischen Altstadt gebührend gefeiert.
Ein Treffpunkt für alle
Die CLI ist ein Treffpunkt, längst nicht mehr nur für Italiener oder ausschliesslich Männer, hier treffen sich alle Generationen, Frauen und Männer aus beiden Rheinfelden. Wer bei schönem Wetter draussen vor dem Lokal sitzt, dazu Musik, Essen und den Rotwein geniesst, der erlebt ein grenzüberschreitendes Italien und fühlt sich wie in den Ferien.
Einer, der ganz fest mit dem Club verbunden ist, ist Enzo Marinelli. Auch werktags, wenn der Club nicht geöffnet ist, sitzt der heute 83-Jährige vor dem Haus und trifft Vorbereitungen, wie aktuell für «Pesto Basilico».
Der Anfang war nicht leicht
Es war im Jahr 1961, als der damals 18-jährige Enzo Marinelli aus seiner Heimatstadt in Süditalien, südöstlich von Kampanien und südwestlich von Apulien, seinen Koffer packte und sich per Bus und Bahn auf den Weg in seine neue Heimat Schweiz machte. «Je weiter ich Richtung Norden kam, je weiter gingen die Temperaturen nach unten», kann er sich noch sehr gut erinnern. Der Anfang war nicht einfach und das Heimweh gross. Enzo Marinelli gehörte längst nicht zur ersten Generation der Gastarbeiter: Die ersten italienischen Männer kamen verstärkt ab den 1870er-Jahren, hauptsächlich für den Bau des Gotthard-Tunnels in die Schweiz. Später, nach dem Zweiten Weltkrieg, wurde die Ankunft von Gastarbeitern durch staatliche Abkommen mit Italien geregelt. Enzo Marinelli hatte in seiner alten Heimat den Beruf des Konditors erlernt. In Zug am Zugersee fand er eine Anstellung als Konditor und später machte er noch eine Ausbildung als Koch. Das mit dem Schweizer-Deutsch war holprig und so buchte er seinen ersten Sprachkurs in der Clubschule Migros. Sieben Jahre später (1968) folgte ihm sein jüngerer Bruder Donato Marinelli in die Schweiz. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg ins Zähringerstädtchen Rheinfelden und jeder baute sich seine eigene Existenz auf.
Während Donato Marinelli seine grosse Liebe in seiner neuen Heimat Schweiz fand, heiratete Enzo Marinelli seine Freundin aus Kalabrien. Die junge Familie lebte in Rheinfelden, doch das Heimweh von Enzos Frau war so stark, dass sie wieder nach Italien zurückkehrte. Die italienischen Gastarbeiter freundeten sich schnell miteinander an, Treffpunkt war im Club Colonia Libera Italiana. Den Weg über den Rhein fanden auch italienische Gastarbeiter aus Badisch Rheinfelden, Schwörstadt bis Nordschwaben auf dem Dinkelberg. Auf deutscher Seite gab es den italienischen Club La Cellula, welchen auch die Italiener aus der Schweiz besuchten. Beide Clubs bedeuteten ein Stück alte Heimat, man half sich bei Arbeitsabläufen und gab Tipps. Eingekauft wurde in der Migros, wo viele Artikel auch auf Italienisch gekennzeichnet waren. Einmal in der Woche lief im Kino – dies und jenseits des Rheins – ein Film in original italienischer Sprache. Das soziale Leben funktionierte immer besser und die Nationalitäten wuchsen im Laufe der Jahrzehnte zusammen. Erster Präsident des Club Colonia Libera Italia war 1960 Benito Bertani. Donato Marinelli stand von 1984 bis 2010 an der Spitze, seit 2010 ist Enzo Marinelli Präsident. Jetzt wird am Wochenende das 65-Jahr-Jubiläum gefeiert.
Heute Freitag, 22. August, ab 17 Uhr, Samstag, 23. und Sonntag, 24. August, den ganzen Tag über. Wobei es am Samstag ab 20 Uhr Livemusik mit Donato gibt. Für das leibliche Wohl ist an allen drei Tagen mit Spaghetti-Plausch und Gegrilltem gesorgt.