Wichtiger Partner in der Gesundheitsversorgung

  29.04.2024 Gesundheit, Kaisten

Die Spitex, am Beispiel des kleinen Kaister Vereins

Zahlreiche Spitexen haben sich in der Vergangenheit zusammengeschlossen, um so den ständig steigenden Vorgaben und Ansprüchen gewachsen zu sein. Leistungen zur Zufriedenheit der Klienten erfüllen, Ausbildung ermöglichen und die Selbstständigkeit behalten, das hat sich die Spitex Kaisten auf die Fahne geschrieben.

Susanne Hörth

Wer kennt sie nicht: Asterix und Obelix, die ihr kleines, gallisches Dorf stets erfolgreich gegen die Mächtigen des römischen Reiches verteidigen. Die beiden Freunde, vielmehr die ganze Dorfgemeinschaft, sind längst weit mehr als «nur» Comicfiguren. Ihre Geschichten begleiten seit 1959 bereits mehrere Generationen. Im echten Leben, genauer bei der Spitex Kaisten, gibt es zwar keinen Zaubertrank, der zu unglaublichen Kräften führt, dennoch beweist sich die als Verein organisierte Spitex, notabene mit Abstand die kleinste im Kanton Aargau, leistungsstark. Sie steht den Grossen in nichts nach. Als wichtige weitere Zutat für den Erfolg führen Zentrumsleiterin Eveline Stocker – seit 20 Jahren leitet sie die Spitex Kaisten – und Vereinspräsident Peter Kalt das grosse Vertrauen seitens der Dorfbevölkerung auf.

Das im vergangenen Jahr erfolgreich gemeisterte Audit verdeutlicht, dass die kleine Spitex mit ihren 16 Mitarbeitenden den Kernaufgaben in der Hilfe und Pflege zu Hause sehr gut gewachsen ist. Bei den zusätzlich geforderten Aufgaben in der palliativen wie auch psychiatrischen Pflege (hierzu braucht es entsprechend ausgebildete Pflegefachleute) werden die Dienste von umliegenden Spitex-Organisationen eingekauft.

NFZ: Peter Kalt, Sie präsidieren die Spitex Kaisten seit einem Jahr. Sind die Finanzen die grösste Hürde für eine kleine Spitex wie Kaisten?
Peter Kalt:
Die finanzielle Seite ist sicher eine, aber bei weitem nicht die grösste Hürde.

Unsere Mitarbeitenden sind unser grösstes Gut und daher sind wir froh, dass wir die richtigen Mitarbeitende im Team haben. Die finanzielle Seite ist natürlich sehr wichtig, so können wir auch den Leistungen entsprechende Löhne zahlen. Unser wichtigster Partner neben den Krankenkassen und Versicherungen ist die Gemeinde Kaisten, die uns ihr Vertrauen schenkt und uns mit einem Leistungsvertrag einen für uns überlebenswichtigen Beitrag spricht.

Wie finanziert sich die Spitex Kaisten?
Wir können Leistung mit Versicherungen, Krankenkassen (42 Prozent) und den Kundinnen und Kunden (21 Prozent) direkt abrechnen und erhalten wie oben erwähnt einen Beitrag der Gemeinde Kaisten (34 Prozent). Dann kommen noch Mitgliederbeiträge und Spenden von rund 3 Prozent dazu.

Oft hört man, die Spitex sei nur etwas für die ältere Dorfbevölkerung.
Die Spitex ist für alle, die wir unterstützen können! Sei es im pflegerischen, aber auch im hauswirtschaftlichen Bereich. Wir sind klar nicht nur für die ältere Bevölkerung im Einsatz. Es liegt jedoch in der Sache der Natur, dass uns die älteren Menschen eher benötigen. Wir unterstützen innerhalb des Machbaren alle Einwohnerinnen und Einwohnern, welche uns anfragen, völlig unabhängig ihres Alters.

Wie schwierig ist es, Mitarbeitende mit entsprechenden Ausbildungen zu finden?
Wir sind im Moment zum Glück gut aufgestellt. Aber jeder Abgang in unserem Team stellt uns, wie auch alle andern Spitexorganisationen, natürlich vor das Problem, die langjährigen Mitarbeitenden, die von unseren Kundinnen und Kunden sehr geschätzt werden, zu ersetzen. Das Problem wird sich bei der Spitex Kaisten in den nächsten Jahren aufgrund der Altersstruktur sicher noch verschärfen. Wir werden in den nächsten Jahren einige Abgänge von langjährigen Mitarbeitenden zu verkraften haben. Bis anhin konnten wir die Lücken mit motivierten Fachpersonen jeweils wieder schliessen. Die Spitex Schweiz hat im letzten Monat eine Kampagne zum Thema Arbeiten bei der Spitex gestartet, welche die Rekrutierung von Lernenden, Quer- und Wiedereinsteigenden im Mittelpunkt hat. Wir hoffen natürlich, dass dies bei einer Besetzung einer Stelle in unserer Organisation auch fruchtet.

Kann die Spitex Kaisten auch Ausbildung anbieten?
Seit 2020 bilden wir Lernende AGS (Gesundheit und Soziales) aus. Im Moment haben wir gerade eine Lernende im Team, welche im letzten Jahr ihre Ausbildung begonnen hat.

Erschwert der administrative Aufwand den Alltag der Spitex?
Spontan ja. Wir haben nur eine kleine Administration, müssen aber natürlich alle Vorgaben (Kanton, etc.) einhalten,. müssen einen Teil ihrer Arbeitszeit dafür aufwenden. Die Administration ist aber auch wichtig, damit z.B. Kennzahlen erarbeitet werden können, wir mit andern Spitexorganisationen verglichen werden können. Und wir, wie letztes Jahr im Audit, eine super Bewertung erhalten.

Warum ist es wichtig, dass die Spitex Kaisten ihre Selbstständigkeit behalten kann?
Wir sind extrem schnell vor Ort. Ich will damit nicht anderen Spitexorganisationen unterstellen, dass sie nicht auch schnell bei ihren Kundinnen und Kunden sind. Aber ich behaupte einfach durch unsere Kleinräumigkeit schaffen wir es in der Regel innerhalb Minuten, wenn es pressiert, bei unseren Kundinnen und Kunden zu sein. Solange wir es schaffen, und dass haben wir uns auf die Fahne geschrieben, die Kosten auch im Vergleich mit allen andern Spitexorganisationen im Griff zu haben und uns die Gemeinde Kaisten das Vertrauen ausspricht, werden wir im Vorstand alles daransetzen, unsere Spitex in unserem Dorf am Leben zu erhalten. Daher unser überabeitetes Motto: Ihre Spitex vor Ort – immer schnell an Ihrer Seite.

Die Spitex finanziert sich nicht wirklich durch die Mitglieder-Beiträge. Warum ist es Ihnen trotzdem wichtig, neue Mitglieder für den Verein begeistern zu können?
Die Mitgliederbeiträge sind nur ein kleiner Prozentsatz unserer Einnahmen, aber wenn man Mitglied in einer Organisation ist, unterstützt man eine Idee. In unserem Fall Dienstleistungen, die jeder/jede in unserem Dorf nutzen kann, wenn sie benötigt werden. Als Mitglied sage ich Ja zur Spitex und ihren Dienstleistungen. Als Mitglied ist man einer Organisation auch verbunden und falls es mal notwendig würde, können wir sicher auf unsere Mitglieder zählen!

Gibt es eine Strategie, wie Sie gemeinsam mit dem Spitex-Team den Verein in eine gute Zukunft führen möchten?
Ja, wir haben aufgrund des Audits auch unsere Strategie angepasst. Wir möchten unsere Spitex weiterhin so in der Gemeinde betreiben, wie sie im Moment aufgestellt ist. Der Vorstand und die Geschäftsleitung sind daran, unsere Kosten und Einnahmen zu evaluieren und zu optimieren. Wichtig ist, dass wir unsere qualitativ hohen Dienstleistungen weiterhin in der Gemeinde anbieten können, dies muss aber finanziell abgedeckt sein. Auch möchten wir weiterhin ein Arbeitgeber sein, für den die Mitarbeitenden gerne ihre tagtäglichen wichtigen Aufgaben erledigen.


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