Wetterglück und viel Neues
03.11.2025 FrickBioviehtag auf dem FiBL-Hof in Frick
Der vierte Schweizer Bioviehtag beim FiBL in Frick stand unter dem Motto «Biotierhaltung – wegweisend in die Zukunft». Rund 350 Personen nutzten die Gelegenheit für eine praxisnahe Auseinandersetzung an 14 Themenposten.
...Bioviehtag auf dem FiBL-Hof in Frick
Der vierte Schweizer Bioviehtag beim FiBL in Frick stand unter dem Motto «Biotierhaltung – wegweisend in die Zukunft». Rund 350 Personen nutzten die Gelegenheit für eine praxisnahe Auseinandersetzung an 14 Themenposten.
Kurz nach 9 Uhr am Mittwochmorgen eröffneten Jürn Sanders und Urs Brändli den Anlass mit kurzen Referaten. «Das Glück der Tüchtigen» sei dem Organisationskomitee hold, sagte der FiBL-Geschäftsleitungsvorsitzende bezüglich des Wetters und zeigte sich sehr erfreut über die zahlreiche Präsenz auf dem FiBL-Hof. Er bedankte sich bei dessen Pächter Pascal Nägele, bei den Co-Organisatoren von Bio Suisse, Bio Aargau und dem LBBZ Liebegg sowie den Sponsoren Coop, Bioinspecta und Swisslos des Kantons Aargau. «Wir am FiBL machen Forschung zusammen mit der Praxis und für die Praxis», so Sanders. «In ganz besonderer Weise ist unsere Arbeit darauf ausgerichtet, mit Forschung und Beratung eine Wirkung zu erzielen.» Der Bioviehtag sei in diesem Zusammenhang eine wunderbare Gelegenheit, in den Austausch zu kommen, neue Forschungsergebnisse zu präsentieren und mit der Praxis zu diskutieren.
«Optimale, nicht maximale Erträge»
Urs Brändli seinerseits begrüsste die Bäuerinnen und Bauern, «ob Bio, nicht-Bio oder noch-nicht-Bio». Er zitierte eine Analyse der «Bauern-Zeitung», die vergangene Woche schon im Titel das Entscheidende gesagt habe: «Wir haben nicht zu viele Kühe – wir haben nur die falschen». Die Knospe stehe seit über 40 Jahren für ressourcen- und umweltschonende Produktion. «Wir streben nicht nach maximalen, sondern nach optimalen Erträgen», so Brändli. Bezogen auf die Tierhaltung bedeute dies tiergerecht mit regelmässigem Auslauf, sowie einer standortangepassten Fütterung.
Für die Besichtigung dieser Ansätze bot sich am Bioviehtag reichlich Gelegenheit. Der Fokus an den 14 Themenposten direkt auf dem Feld und im Stall lag dieses Jahr auf der Rindvieh-, Gef lügel-, Kleinwiederkäuer- und Schweinehaltung. Zusätzlich fanden am Nachmittag Kurzreferate zu Erfahrungen und Erkenntnissen aus der Praxis und Forschung statt, die sehr gut besucht waren. Der grösste Versammlungsraum am FiBL war praktisch bis auf den letzten Platz gefüllt, inklusive Stehplätze. Dort informierten Forschende von FiBL und Agroscope sowie eine Gef lügelzucht-Verantwortliche der Firma ÖTZ.
14 Themenposten
Gross war das Interesse am Themenposten «Klimaresilienz im Futterbau» – angesichts der immer extremeren Wettereinf lüsse wenig überraschend, wie Bio Suisse in einer Mitteilung schreibt. Sie zitiert einen zentralen Ratschlag des Futterbauexperten Herbert Schmid: «Nicht alles auf eine Karte setzen und sich im Kunst- wie im Naturfutterbau breit abstützen.» Das Konzept Agroforst erlebe in der Tierhaltung eine Renaissance, heisst es in der Mitteilung. «Futterhecken für Wiederkäuer» sei am Bioviehtag daher einer der viel besuchten Themenposten gewesen. Eine Erkenntnis für die Besucherinnen und Besucher: Entscheidend für Ertrag und Nutzen ist die durchdachte Anlage, Pf lege und Bewirtschaftung von Futterhecken und -bäumen.
Im Rahmen des Bioviehtags führten Bio Suisse und FiBL auch einen gemeinsamen Medienanlass durch. Im Zentrum stand dabei das neue Faktenblatt «Kuh & Klima» der beiden Organisationen. Es liefert Fakten für eine hitzige Diskussion: Ist die Kuh Klimakillerin oder ein wichtiger Bestandteil natürlicher Kreisläufe? Zum Auftakt beschrieb Jasmin Hufschmid von Bio Suisse die Aktivitäten der Organisation in Sachen Klimaanpassung und Klimaschutz. Sie erläuterte die Vorgeschichte des Faktenblatts, dieses sei entstanden, um namentlich den Biolandwirten Fakten zu liefern, mit denen sie sich in die Diskussion einbringen können. Co-Autor Florian Leiber vom FiBL beschrieb das Thema als «so komplex wie widersprüchlich». Es gebe ein eigentliches Nachhaltigkeits-Dilemma, das für Konflikte sorge: «Feed no Food» gegen «Netto Null». Er betonte, dass das Dauergrünland Basis der nationalen Selbstversorgung sei und dass dieses nur über Wiederkäuer erhalten werden könne. Auch Landwirt Simon Schönholzer aus Schönholzerswilen TG betonte die Bedeutung der Kuh. Von seinen 25 Hektaren landwirtschaftlicher Nutzf läche sind 21 Hektaren mit Grünland belegt, er verfüttert kein Kraftfutter und bedient sich stattdessen an Nebenprodukten wie Rübenschnitzel, um die eiweissreiche Ration mit Energie auszugleichen.
Im Ausstellungsbereich präsentierten sich verschiedenste Partnerorganisationen aus der ganzen Branche und ergänzten so das reichhaltige Informationsangebot. Laut der Bio Suisse-Mitteilung haben rund 350 Personen am Anlass teilgenommen. (mgt)

