Wer viel gibt, bekommt noch mehr zurück
29.09.2024 Persönlich, ZeiningenLarissa Obrist leistet bald wieder einen Einsatz auf einem Spitalschiff in Afrika
Schon drei Mal leistete Larissa Obrist aus Zeiningen Einsätze auf einem Spitalschiff. Ihren nächsten Einsatz wird die Intensivpflegerin im Januar in Sierra Leone leisten.
Janine ...
Larissa Obrist leistet bald wieder einen Einsatz auf einem Spitalschiff in Afrika
Schon drei Mal leistete Larissa Obrist aus Zeiningen Einsätze auf einem Spitalschiff. Ihren nächsten Einsatz wird die Intensivpflegerin im Januar in Sierra Leone leisten.
Janine Tschopp
Der Anhänger ihrer Halskette zeigt die Umrisse von Afrika. «Den habe ich gekauft, als ich vor sechs Jahren zum ersten Mal auf dem Spitalschiff in Afrika war. Seither trage ich den Anhänger», erzählt Larissa Obrist.
Sie war 20-jährig und hatte kurz zuvor die Ausbildung zur Fachfrau Gesundheit abgeschlossen. Auf dem Spitalschiff, das damals in Guinea stationiert war, leistete sie hauptsächlich Einsätze in der Küche und im Ess-Saal. Nach ihrer Ausbildung zur diplomierten Pflegefachfrau HF zog es sie zwei weitere Male aufs Spitalschiff. In der Zwischenzeit absolvierte sie das berufsbegleitende Nachdiplomstudium Intensivpflege. «Das, was ich gelernt habe, möchte ich nutzen», erklärt sie im Hinblick auf ihren nächsten Aufenthalt für die Hilfsorganisation «Mercy Ships».
Zwei Monate Sierra Leone
Die Hilfsorganisation «Mercy Ships» wurde 1978 in Lausanne gegründet und setzt Spitalschiffe in mehreren Ländern Afrikas ein. Die ehrenamtlich tätige Besatzung bietet den Menschen im Land chirurgische Versorgung und lebensverändernde Operationen.
«Global Mercy», eines der Spitalschiffe der Hilfsorganisation, erreichte im August 2024 den Hafen von Freetown in Sierra Leone. In den folgenden zehn Monaten werden voraussichtlich 1400 Menschen die Chance auf eine sichere und spendenfinanzierte Operation erhalten. Zudem werden über 130 lokale Fachkräfte durch die Hilfsorganisation fortgebildet, um das Chirurgie-System des Landes nachhaltig zu verbessern.
Eine der Fachkräfte der «Global Mercy»-Besatzung ist Larissa Obrist. Die Fricktalerin wird kommenden Januar und Februar als Intensivpflegerin auf dem Spitalschiff in Sierra Leone verbringen.
Sie freut sich sehr auf ihren ehrenamtlichen Einsatz. «Ich bin dankbar, dass ich das, was ich gelernt habe, auf diese Weise nutzen kann.» Dankbarkeit ist auch das, was sie von ihren Patienten und Patientinnen jeden Tag spürt. «Wir geben etwas. Aber das, was wir zurückbekommen, ist noch viel mehr.» Neben unbezahlten Ferien sowie 400 Franken pro Monat für Kost und Logis auf dem Schiff, kommen Ausgaben für Impfungen und den Flug dazu. «Es ist jeden Rappen Wert», ist Larissa Obrist überzeugt.
Sie erinnert sich, wie sie ihr Geld für ihren ersten Einsatz auf dem Spitalschiff über längere Zeit zusammengespart hat. «Sparen haben wir schon als Kinder gelernt», schildert sie. Sie und ihre Geschwister haben daheim viel mitgeholfen. «In den Ferien haben meine Schwester und ich jeweils geholfen, das Schulhaus zu putzen. Das war ein guter Ferienjob. Anstrengend, aber lustig.»
Wallbach, Zuzgen, Zeiningen
Aufgewachsen ist Larissa Obrist in Wallbach. Später zogen sie ins Elternhaus ihrer Mutter nach Zuzgen. Im Oktober 2021 ist sie von zu Hause ausgezogen und wohnt seither in Zeiningen. Durch ihre Arbeit beim UKBB (Universitäts-Kinderspital beider Basel) fährt sie fast jeden Tag in die Stadt. «Zum Arbeiten fahre ich gerne in die Stadt, komme aber auch immer sehr gerne wieder nach Hause. Ich bin schon eher ein Dorfmensch», schmunzelt sie. So ist sie Mitglied beim TV Zuzgen, bei der Feuerwehr Unteres Fischingertal und hat ihren Freundeskreis grösstenteils im Fricktal.
Die halbstündige Heimfahrt von der Arbeit sei ideal, um sich zu entspannen und abzuschalten. Seit dreieinhalb Jahren arbeitet sie auf der Intensivstation des UKBB und begleitet Kinder, deren Krankheitsverläufe in schlimmen Fällen bis zum Tod führen können. Sie habe im Spital schon manche Träne vergossen. «Ein guter Rückhalt im Team ist sehr wichtig. Manchmal tut es gut, wenn wir schwierige Situationen miteinander besprechen können.» Generell gehe es bei ihrem Beruf darum, ihre Patientinnen und Patienten in einem speziellen Lebensabschnitt zu begleiten und schwierige Situationen «aushaltbar» zu machen.
Dass ihr ein Beruf in der Pflege gefallen könnte, merkte sie schon bald. «Als ich etwa neun oder zehn Jahre alt war, war mein Grossvater aufgrund seiner Krebserkrankung im Spital. Ich ging bei den Besuchen immer mit. Dort habe ich gemerkt, dass ich die Arbeit der Pflegenden sehr spannend finde.» Nach der Bezirksschule absolvierte sie ein Jahr als Au-Pair in der Nähe von Genf, bevor sie ihre Ausbildung zur Fachfrau Gesundheit begann.
Beruf und Berufung
Wenn man mit Larissa Obrist spricht, hat man das Gefühl, dass sie mit ihrem Beruf auch die Berufung gefunden hat. Sie ist gerne für Menschen da und begleitet sie beim Gesundwerden, aber auch in schwierigen Situationen. Sie freut sich, bald wieder für zwei Monate auf dem Spitalschiff zu sein und dort für Menschen da zu sein, die ohne die Hilfsorganisation keinen Zugang zu chirurgischer Versorgung hätten. «Wenn man dort ist, hat man einen ganz anderen Blickwinkel und schaut gewisse Sachen, beispielsweise unser gut funktionierendes Gesundheitssystem, wieder mit ganz anderen Augen an.» Larissa Obrist schliesst nicht aus, auch einmal für längere Zeit in einem Spital in Afrika zu arbeiten. So würde die 26-Jährige in Zukunft auch einen Einsatz bei «Ärzte ohne Grenzen» nicht ausschliessen, wo sie medizinische Nothilfe in Krisen- und Kriegsgebieten leisten könnte.
Am 12. November, 19 Uhr, hält Larissa Obrist im ref. Kirchgemeindezentrum Zuzgen einen Vortrag über ihre Arbeit und über ihren kommenden Einsatz auf dem Spitalschiff der Hilfsorganisation «Mercy Ships» in Sierra Leone.